Camping weiter im TrendBrühler Cafébesitzer vermietet jetzt auch Camper-Vans

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Nikolaj Backhaus führt durch einen seiner neuen Hannes-Camper.

Nikolaj Backhaus führt durch einen seiner Hannes-Camper.

Nikolaj Backhaus sieht beim Camper-Verleih großes Potenzial. Er möchte, dass die Gäste nur ihre „Koffer packen und losfahren können“.

Nikolaj Backhaus ist in Brühl kein Unbekannter. Er führt seit inzwischen zehn Jahren die Kaffeerösterei „Moccafair“ an der Bahnhofstraße und ist wohl für viele Brühlerinnen und Brühler aus der Innenstadt nicht mehr wegzudenken. Allerdings widmet sich der Kaffeeliebhaber jetzt auch seiner zweiten großen Leidenschaft – dem Camping. Als geschäftsführender Gesellschafter leitet er seit dem 1. September den „Hannes Camper“-Verleih in Brühl.

Zusammen mit seinen Freunden, den Kfz-Sachverständigen Sascha Legill und Sebastian Senden, die als Gesellschafter fungieren, hat Nikolaj Backhaus dieses Projekt gestartet. Aktuell vermieten sie an der Kölnstraße auf dem Gelände von Ford Möltgen als Franchise-Standort von „Hannes Camper“ Kastenwagen der Sechs-Meter-Klasse. Sie sind als Camper-Vans mit allem ausgestattet, was Camping-Fans so brauchen: Küche, Heizung, Kühlschrank, Dusche, WC, Bett. 

Hell und nicht so eng wie erwartet, präsentiert sich so ein Camper-Van, ein sogenannter Hannes. Von der Seitentür geht es zunächst hinein, die Küchenzeile ist in Holzoptik gehalten, mit einem Gasherd mit zwei Flammen und einem Schneidebrettchen, das gleichzeitig als Abdeckung für die kleine Spüle dient. Direkt hinter dem Fahrer- und Beifahrersitz gibt es einen ausklappbaren Tisch am Fenster. Zwei weitere Sitze zeigen in Fahrtrichtung. Dahinter geht es in ein kleines Bad mit Chemie-Toilette, Duschbrause und Waschbecken.

Vom Camper-Van die Aussicht auf einen See genießen

Das Heck des Wagens wird in ganzer Breite von einer großen Matratze ausgefüllt, von der aus sich auch die Hecktüren öffnen lassen. „Wenn man dann an einem See ist, und das Heck auf das Wasser ausrichtet, kann man von der Matratzen-Lounge direkt die Aussicht genießen“, sagt Nikolaj Backhaus und demonstriert prompt, wie man das Kopfteil der Matratze hochklappt.

„Ich campe selbst, seit ich ganz klein bin“, sagt Nikolaj Backhaus. „Ich habe früher auch Bullys ausgebaut, um zum Windsurfen zu fahren zum Beispiel.“ Als er dann im Internet zufällig auf das noch relativ junge Unternehmen Hannes Camper und deren Franchise-Modell gestoßen sei, sei er sofort begeistert gewesen. „Ich bin inzwischen seit 20 Jahren selbstständig, auch mit der Kaffeerösterei. Und ich wollte auch schon länger gerne ins Camping-Business einsteigen.“

Alleine habe sich der Brühler aber nicht zugetraut, so ein Geschäft komplett aus dem Boden zu stampfen. Da sei ihm die Zusammenarbeit mit einem bereits bestehenden Unternehmen genau passend erschienen. „Und meine beiden Partner können als Kfz-Sachverständige auch noch mehr Fachwissen einbringen.“

„Bei unserem Verleih starten wir in diesem Jahr mit vier Fahrzeugen, alles Kastenwagen, die auch mit einem normalen Pkw-Führerschein gefahren werden können“, so Backhaus. Dass die Hannes-Camper mit ihren sechs Metern natürlich kein einfacher Pkw seien, sei klar. „Dennoch, mit so einem Kastenwagen kommt man zum Beispiel auf engen Straßen in der Toskana viel besser durch als mit einem Wohnmobilaufsatz.“ Im nächsten Jahr solle die Flotte dann auf etwa 15 Wagen erweitert werden.

Wir haben jetzt schon mehr Anfragen als wir Wagen anbieten können.
Nikolaj Backhaus, Geschäftsführer von Hannes Camper Köln

Nikolaj Backhaus sieht in diesem Geschäft großes Potenzial für seine Heimatstadt Brühl und auch die Region. „Wir sind jetzt die einzigen hier im Umkreis mit diesem Angebot – und es ist direkt richtig gut angekommen.“ Schon bevor die Vermietung gestartet war, seien bereits Mietanfragen gekommen, so Backhaus. „Wir haben jetzt schon mehr Anfragen als wir Wagen anbieten können und müssen die Leute teilweise noch an andere Vermieter verweisen. Die ersten Kunden sind auch schon mit einem Hannes unterwegs.“

Der Camping-Boom in Deutschland besteht vor allem seit der Corona-Pandemie. Das zeigen auch die jährlichen Neuzulassungen für Caravans und Reisemobile. Allein in 2022 wurden laut der Online-Plattform „Statista“ 91.000 Neuzulassungen von solchen Freizeitfahrzeugen registriert. Dabei bestehe gemessen an der Anzahl der Wohnmobile pro Bundesland das größte Interesse am Camping und Caravaning in NRW.

Camping-Trend in Deutschland hält seit der Pandemie an

Campingreisen wurden während der Pandemie immer beliebter, weil es als besonders sicher galt, im eigenen Auto zu reisen. Im Vergleich zu Juni 2019 ist in 2020 die Anzahl der neu zugelassenen Reisemobile und Caravans um 50 Prozent angestiegen. Auch die Anzahl von Übernachtungen auf Campingplätzen erreichte im Jahr 2022 mit etwa 40 Millionen einen bisherigen Höchstwert. Der Trend hält also weiter an.

Einfach sei der Start für Nikolaj Backhaus’ Camper-Vermietung trotz allem nicht gewesen. „Wir sind mit weniger Vans gestartet als zuerst geplant. Eigentlich sollten es sechs sein, nicht vier“, sagt der Geschäftsführer. Eine Besonderheit an Hannes Camper sei, dass das Unternehmen nicht nur Vermieter der Wagen sei, sondern auch Hersteller. „Die Fahrzeuge werden bei Robeta in Slowenien gebaut und da ist die Manufaktur vor kurzem von schweren Überflutungen betroffen gewesen. Deshalb hat sich auch bei uns alles verzögert.“ 

„Wir haben außerdem schon zum 1. September angefangen, aber sind noch nicht an unserem finalen Standort.“ Die Vermietung werde übergangsweise noch auf dem Gelände von Ford Möltgen in der Nähe vom Eisenwerk stattfinden, ziehe aber zum Oktober in die Hamburger Straße am Industriegebiet. 

Camper-Verleih in Brühl: Große Eröffnungsfeier am 23. September

Auf dem Gelände von Ford Möltgen lädt das Unternehmen am Samstag, 23. September, zur großen Eröffnungsfeier ein. „Interessierte können sich dann die unterschiedlichen Camper-Modelle live ansehen“, sagt Nikolaj Backhaus. „Wir beantworten Fragen und helfen auch gern schon bei Reiseplänen.“

Die Hannes Camper-Vans gibt es in zwei Modellen, Basic und Plus. Ein Basic-Wagen sei für zwei Personen ausgelegt, es könnten aber mehr Schlafplätze durch ein Extrabett geschaffen werden. „Ein Hannes Plus ist größer und es gibt auch einen »Familien Hannes« mit einem zusätzlichen Schlafzelt auf dem Dach.“ Die Wagen sollen für Camping-Neulinge und Fortgeschrittene geeignet sein.

Der Grundgedanke: die Menschen wie bei einem Hotel abzuholen. „Eigentlich sollen die Leute nur ihre Taschen packen müssen und losfahren.“ Alle Verleih-Camper seien daher voll ausgestattet. Auf dem Dach gebe es teilweise Solarpaneelen für Strom, zusätzlich zur Aufbaubatterie mit 12 Volt-Funktion, sodass der Wagen auch einige Tage autark stehen könne. „Einen Anschluss für Landstrom an Campingplätzen gibt es aber auch, ebenso einen Wasseranschluss, um den Frischwassertank aufzufüllen.“

Spezielle Wagen für Kunden mit Haustieren

Eine Mindestmietzeit gebe es bei Hannes Camper nicht, sagt Backhaus. Auch einfach nur ein Wochenende sei möglich. Als Besitzer eines Berner-Sennenhundes war es dem Tierliebhaber auch wichtig, dass Kunden ihre Tiere mit zum Campen nehmen können. „Daher haben wir auch Wagen, die speziell als »Hunde Hannes« geführt werden.“ In den Campern dürften Tiere mitgenommen werden – auch Katzen, wenn gewünscht.

„So wollen wir sichergehen, dass auch Allergiker sich bei uns wohlfühlen können und wissen, dass wir an sie nur die Wagen geben, in die keine Tiere kommen.“ Jede Saison bekommt der Verleih neue Wagen, die gebrauchten werden dann auch an Interessierte verkauft. „Ein paar Fahrzeuge werden zusätzlich von vorneherein nicht zur Vermietung, sondern ausschließlich zum Verkauf bereitgestellt.“

Obwohl die neue Camper-Vermietung viel von seiner Zeit beanspruchen werde, will Nikolaj Backhaus dennoch nicht auf seine Kaffeerösterei verzichten. „Moccafair wird erhalten bleiben“, sagt er. „Das will ich nicht aufgeben.“


Eröffnungsfeier: Samstag, 23. September, Gelände Fort Möltgen, Kölnstraße 183, 12 bis 16 Uhr.

Preise: „Hannes Basic“, zwischen 100 und 120 Euro pro Tag je nach Saison. „Hannes Plus“, zwischen 110 und 135 Euro pro Tag. Hinzu kommt eine Servicepauschale zwischen 95 und 145 Euro. Die Camper werden vollgetankt übergeben, inklusive Gasflasche, sind Voll- und Teilkasko versichert. Vor Ort erhalten alle Abholenden eine gründliche Einweisung, die etwa anderthalb Stunden dauert. (at)

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