Ermordete JüdinnenGedenkstein in Brühl erinnert an Schicksal der Schwestern Brünell

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Der Kölner Gemeinderabbiner Yechiel Brukner (l.) und der Brühler Bürgermeister Dieter Freytag weihten den Gedenkstein ein.

Brühl – Ein kleiner, lange Zeit eher unscheinbarer Platz in der Brühler Innenstadt soll künftig Großes bewirken. Der mit Blumenbeeten und einer Sitzgruppe gestaltete Winkel an der Kreuzung von Wallstraße und Kempishofstraße erinnert nun an zwei ermordete Brühler Jüdinnen, deren Schicksal stellvertretend für das vieler Menschen während des nationalsozialistischen Terrorregimes steht. Dazu wurden ein Gedenkstein aufgestellt und eine Tafel angebracht, die über das Leben, Wirken und den gewaltsamen Tod der Schwestern Helene und Paula Brünell informiert.

Bei der Einweihung zeichnete der Brühler Bürgermeister Dieter Freytag den Lebens- und Leidensweg der Familie Brünell nach. Mit Engagement gelang es den aus bescheidenen Verhältnissen stammenden Schwestern, sich als Kauffrauen in den 20er- und 30er-Jahren im Brühler Einzelhandel einen Namen zu machen. In einer Zeit, in der Frauen als eigenständige Geschäftsleute noch eine Ausnahme waren, führten sie zunächst kleine Ladenlokale, ehe sie 1931 ein großes Textilwarenhaus an der Uhlstraße eröffneten – mit innovativem Interieur und für jene Zeit opulenten Schaufenstern.

Brühlerinnen wurden ermordet

Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten nahm das Schicksal der beiden eine bittere Wendung. Weil die Schwestern Jüdinnen waren, litten sie „unter Ausgrenzung und Entrechtung“, wie Freytag in Erinnerung rief. Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde das Geschäft samt der Schaufenster zerstört. Es folgten die erzwungene Geschäftsaufgabe, der Verkauf des Hauses und schließlich Deportation und Ermordung der Schwestern.

Freytag betonte, wie wichtig es sei, die Erinnerung wach zu halten und erhielt dafür wie alle Zuhörer großes Lob des Kölner Gemeinderabbiners Yechiel Brukner. Er ziehe seinen Hut, weil man in Brühl den Mut besitze, „sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen“.

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Bewegt zeigte sich auch Elke Kamphausen, die sich als Vorsitzende der Frauen-Union zunächst darum bemüht hatte, den Platz nach den Schwestern zu benennen. Die Idee war jedoch auf Vorbehalte gestoßen, weil es in Brühl-Ost bereits einen Schwestern-Brünell-Weg gibt. „Jetzt haben wir eine Lösung gefunden, die besser nicht sein könnte“, sagte Kamphausen mit Blick auf die nun neue Gedenkstätte. Weitere Informationen über die Schwestern Brünell sowie ein vertonter Augenzeugenbericht sind über einen QR-Code an der Gedenkstätte abrufbar.

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