Mit Motorsäge und StechbeitelHolzbildhauer Heiko Börner zeigt in Brühl seine Werke

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Holzausstellung

Heiko Börner ringt seinem widerspenstigen Material außergewöhnliche Formen ab.

Brühl – Statik und Dynamik, Spannung und Harmonie vereinen sich in den Werken des Holzbildhauers Heiko Börner, der die letzte Ausstellung des Jahres im Brühler Kunstverein bestreitet. Der Münchner ringt seinem widerspenstigen, spröden Material außergewöhnliche Formen ab, die man so noch nicht gesehen hat.

Die auf Sockeln stehenden Skulpturen und an der Wand platzierten Reliefs faszinieren durch eine Gestaltung, die die Sperrigkeit des Werkstoffs vergessen macht, weil Börner dem Holz den Anschein gibt, als sei es elastisch und formbar. Auf diese Weise fügt er dem traditionsreichen Metier der Holzbildhauerei neue Aspekte hinzu.

Dabei respektiert er die spezifischen Eigenheiten der Holzscheite oder Stämme, die Maserungen und Astlöcher aufweisen und ihm „ein offenes Feld von Möglichkeiten bieten“, wie der Bonner Kunsthistoriker Michael Stockhausen in seiner Einführung betonte.

Holzausstellung: Arbeiten mit Motorsäge und Stechbeitel

Ohne große Vorskizzen macht sich Börner, der mit zahlreichen Stipendien ausgezeichnet wurde, ans Werk. Schlag um Schlag „öffnet“ er das Holz und ist dabei oft selbst überrascht, „wie kontrolliert man mit brachialen Werkzeugen wie Motorsäge und Stechbeitel arbeiten kann“. Der Künstler, der zunächst Architektur und dann Holzbildhauerei in München und Wien studiert hat, kann dabei alle Register ziehen.

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Die überwiegend schlanken, gestreckten Skulpturen mit ihrem Wechselspiel aus geglätteten und aufgerauten Flächen haben allesamt eine dynamisch-bewegte Ausstrahlung, die ganz selbstverständlich erscheint, weil Heiko Börner das Linden- oder Eichenholz nie gewaltsam modelliert, sondern bei aller Originalität der

Formfindungen den ursprünglichen Charakter seines Materials nicht verleugnet. „Ich begreife Holz als einen gewachsenen Zeitraum“, erklärt der Künstler, der in seinem Schaffen Raum und Zeit erfahrbar machen will. Bei der Arbeit gehe er so vor, als würde er zeichnen, erläutert Börner. Wie Schraffuren erscheinen denn auch die Faserungen, die er mit vielen kleinen, staccato-artigen Beilhieben erzielt. Archaisch oder elegant, kühl-abstrakt oder sinnlich-opulent, fragil oder stabil – Heiko Börner durchbricht mit seinen eigenwillig-fantasievollen Werken althergebrachte Wahrnehmungsgewohnheiten und erweist sich dabei als kreativer Erneuerer eines klassischen Mediums.

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