Ängste und SorgenErftstädter Eltern sprechen über Schwangerschaft in Corona-Zeiten

Lesezeit 3 Minuten
Als Nadja Barteczko erfuhr, dass sie schwanger ist, war gerade der Lockdown gestartet.

Als Nadja Barteczko erfuhr, dass sie schwanger ist, war gerade der Lockdown gestartet.

Brühl/Erftstadt-Friesheim – Die erste Schwangerschaft hatte sich Nadja Barteczko anders vorgestellt. Als die 31-Jährige erfuhr, dass sie schwanger ist, war gerade der erste Lockdown verkündet worden. „Als Schwangere war ich schon sehr verunsichert und auch so ein bisschen geschockt“, erzählt die Friesheimerin. Im Arm hält sie ihren Sohn John, der Ende November im Brühler Marienhospital geboren wurde.

Fragen wie „Wie soll ich mich richtig auf die Geburt vorbereiten, wenn keine Kurse stattfinden?“ und „Wo bekomme ich die Erstausstattung her, wenn alle Geschäfte zu haben?“ schwirrten der jungen Frau nach dem positiven Schwangerschaftstest neben all der Freude im Kopf herum. „Das Gute war, dass mir die Leute nicht an den Bauch gefühlt haben. Das hört man ja schon mal, dass einem fremde Leute an den Bauch fassen, wenn sie sehen, dass man schwanger ist“, ergänzt sie lächelnd.

Friesheimer erfährt erst Stunden vor der Geburt, dass er in den Kreißsaal darf

Von der Politik hätte sie sich während der Schwangerschaft mehr Feingefühl und Informationen für werdende Mütter gewünscht. Denn erst wenige Stunden vor der Geburt hatte sie erfahren, dass ihr Mann Andreas nun doch mit in die Klinik und den Kreißsaal könne. Die beiden hatten Glück, dass im Brühler Krankenhaus noch ein Familienzimmer frei war, in dem Mama, Papa und der kleine John unterkamen. Andreas Barteczko kam direkt von der Schicht ins Krankenhaus, durfte das Zimmer während des Aufenthaltes aber nicht verlassen. „Das ist schon komisch, aber richtig“, sagt der 33-Jährige.

Nicht immer hätten die Patienten so viel Verständnis wegen der Corona-Maßnahmen im Krankenhaus gehabt, berichtet Krankenhaussprecherin Britta Ellerkamp. Als das Marienhospital Mitte März vorübergehend beschlossen hatte, dass sowohl im Kreißsaal als auch auf den Stationen keine Besucher mehr sein dürften, habe es auch Kritik gegeben, so Ellerkamp. Ohne Begleitung in den Kreißsaal zu müssen, war für viele werdende Mütter eine Horrorvorstellung.

Geburt in Corona-Zeiten: „Das war schrecklich“

Die Regelung wurde wenige Tage später wieder für den Kreißsaal gelockert, ab Mitte Mai dann auch für alle anderen Besucher. Johns Mutter ist froh, dass es für ihre kleine Familie doch noch ein Happy End gab und ihr Mann sowohl bei der Geburt als auch nach dem Kaiserschnitt dabei sein konnte. „Als ich während der Schwangerschaft schon mal im Krankenhaus war, sah ich, wie die Mütter die Babys am Fenster hochhielten. Unten standen dann die Väter, das war schrecklich“, sagt sie. Auch ohne Familienzimmer hätte der Vater seinen Sohn für zwei Stunden täglich besuchen und bei der Geburt dabei sein dürfen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Um sich auf die Geburt vorzubereiten, habe sie schließlich viele Videos im Internet angeschaut, so Barteczko weiter. Da sie wegen der Corona-Pandemie nicht mehr habe arbeiten dürfen, habe sie dafür wenigstens Zeit gehabt. „Eine Hebamme habe ich leider nicht gefunden. Das war wegen Corona noch schwieriger als sonst. Die wussten auch nicht mehr, was sie noch dürfen“, berichtet die junge Mutter.

Die frischgebackenen Großeltern lernen John per Video kennen. Die Familie will zuhause erstmal ankommen und das Risiko weiter minimieren. Das Geburtsteam im Krankenhaus wird John sicher so schnell nicht vergessen: Mit rund vier Kilo gehört John zu den schwersten Kindern, die im Marienhospital geboren worden sind.

KStA abonnieren