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Für bedrohte Ziegen und SchafeNabu Rhein-Erft baut mit RWTH Aachen in Erftstadt nachhaltigen Stall

3 min
Zu sehen sind mehrere Walliser Schwarzhalsziegen auf einer Wiese.

Walliser Schwarzhalsziegen setzt Nabu Rhein-Erft unter anderem zur Landschaftspflege im Naturschutzgebiet ein.

„Die wichtigsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ im Umweltzentrum bekommen ein Winterquartier, 30 Studierende unterstützen beim Bau.

Die Arbeiten für den neuen Ziegen- und Schafstall des Nabu-Kreisverbands Rhein-Erft im Umwelt- und Naturparkzentrum Erftstadt im Friesheimer Busch sind in vollem Gange. Der Nabu setzt im Naturschutzgebiet Walliser Schwarzhalsziegen und Graue Gehörnte Heidschnucken, eine Schafrasse, zur Landschaftspflege ein. Bisher hatten die Tiere noch kein festes Winterquartier, das soll sich jetzt ändern.

Aktuell beweiden die Tiere noch die Magerwiesen im Friesheimer Busch. Ihr neues Winterquartier sollen die Schafe und Ziegen laut Nabu erstmals Ende dieses Jahres beziehen.

Das Bild zeigt die Visualisierung eines Tierstalls in Holzskelettbauweise.

So soll der neue Stall in Holzskelettbauweise einmal aussehen. (Visualisierung)

Der Stall entsteht als Holzskelettbau auf einer Bodenplatte aus Stahlbeton. „Nachhaltig und umweltverträglich“, so der Nabu. Etwa 100 Tiere sollen dort am Ende Platz haben. Der neue Tierstall-Komplex wird aus einem Schaf- und einem Ziegenstall für je 50 Tiere bestehen. 

Erftstadt: 30 Studierende der RWTH Aachen bauen am Tierstall mit

Eine Besonderheit an dem Projekt: Der Stall wurde mit Studierenden des Lehrstuhls Baukonstruktion der RWTH Aachen entwickelt. Nun waren 30 Studierende eine Woche vor Ort, um beim Bau des Stalls mitzuarbeiten.

Dozent Dr. Carsten Eiden zeigte sich zufrieden. „Das Baucamp läuft super. Die Studierenden sind super motiviert“, sagte der Architekt vom Büro „studio bauko architekten“, einer Ausgründung aus dem Lehrstuhl Baukonstruktion der RWTH Aachen. 

Das Bild zeigt eine Gruppe aus Männern und Frauen.

Rund 30 Studierenden des Lehrstuhls Baukonstruktion der RWTH Aachen, mit dem der Stall entwickelt wurde, schlugen für eine Woche ihr Camp im Umweltzentrum auf.

Wie der Architekt erläutert, arbeiten die Studierenden in zwei Teams, ein Team kümmere sich um den Fassadenbau, ein weiteres um den Innenausbau. Mit im Team für den Innenausbau waren auch Maike Jungius (23) und Marcelo Sasse (26), beide studieren Architektur im Master an der RWTH. „Es läuft überraschend gut“, so Marcelo Sasse. „Das ist ein komplettes Studi-Projekt, vom Entwurf über Genehmigung bis zum Bau“, sagte Maike Jungius.

Eine Frau und ein Mann sägen Holz.

30 Studierende des Lehrstuhls Baukonstruktion der RWTH Aachen unterstützten eine Woche vor Ort, darunter Maike Jungius (23, l.) und Marcelo Sasse (26).

„Wir sind zufrieden und motiviert. Es ist cool, dass es schnell vorangeht und man Ergebnisse sieht“, so Jungius. Die praktische Arbeit scheint für die Studierenden eine willkommene Abwechslung zu sein. Im Unialltag gebe es viel Theorie, „deswegen nimmt man gerne solche Projekte mit“, so der 26-Jährige.

Während die Studierenden Holzarbeiten vornahmen, waren weitere Gewerke vor Ort. „Es geht in großen Schritten voran“, sagte Rolf Deges vom geschäftsführenden Vorstand des Nabu Rhein-Erft. Die Studenten seien mit ihren Arbeiten in der vorgesehenen Zeit fertig geworden. Mittlerweile hätten auch die Betonarbeiten für das Fundament begonnen. Deges und Eiden, die die Bauleitung innehaben, lobten zudem die sehr gute Zusammenarbeit mit der Stadt Erftstadt. „Es läuft, wie wir es geplant hatten“, resümiert Deges.

Projekt wird von Leader und der Deutschen Postcode Lotterie gefördert

Der Nabu Rhein-Erft hat insgesamt 40 Hektar Offenlandfläche vom Land NRW gepachtet. Der Einsatz der alten, bedrohten Ziegen- und Schafrassen für die Landschaftspflege ist für den Nabu unverzichtbar. „Die Tiere sind unsere wichtigsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagt Tierärztin Dr. Maren Steinhoff.

Eine Frau steht zwischen Walliser Schwarzhalsziegen.

Tierärztin Dr. Maren Steinhoff mit den Walliser Schwarzhalsziegen.

„Die Tiere fressen in unterschiedlicher Manier das Gelände frei. Wir würden das niemals mit Geräten bestellen können“, sagt die Tierärztin. Aktuell hat der Nabu laut Steinhoff 77 Tiere, zur Hälfte jeweils Schafe und Ziegen. 

Dass diese Tiere einen festen Stall für die Überwinterung bekommen, war allerhöchste Zeit. Im Winter müssen die Tiere das Naturschutzgebiet verlassen. Bisher war die Unterbringung der Tiere dann vor allem mit sehr viel Arbeit für die Ehrenamtlichen verbunden. Es mussten schwere Weidezelte aufgestellt und zum Stall umgebaut werden. „Es war extrem mühsam“, betonte Deges. Auch sei das Angebot an Nahrung für die Tiere im Winter zu karg, wie Steinhoff erläuterte. Und: „Ziegen sind besonders empfindlich, was Witterungsbedingungen angeht.“

Im Sommer, wenn die Tiere den Stall nicht benötigen, soll er für die Trocknung und Reinigung von Wildpflanzensaatgut aus dem Naturschutzgebiet genutzt werden.

Die Leader-Region Zülpicher Börde fördert die Stallkosten mit 65 Prozent. Die Deutsche Postcode Lotterie fördert den Innenausbau mit 30.000 Euro. Zudem stellt die EifelStiftung eine Zwischenfinanzierung zinsfrei bereit.

Für das Winterquartier der Tiere hat der Nabu ein Crowd­fun­ding (ein Finanzierungsmodell, bei dem viele Personen Kleinstbeträge investieren) gestartet. Den Link finden Interessierte hier.