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„Völlig überrascht“So hält ein Verein aus Erftstadt den Freibadbetrieb in Kierdorf aufrecht

Lesezeit 4 Minuten
Vier Menschen stehen vor einem Schwimmbecken in Freien.

Rettungsschwimmer Mehdi Kaser (v.l.) aus Liblar blieb gleich vor Ort, um sich von Marion Theek, Willi Keil und Willi Busch am Beckenrand einweisen zu lassen. 

Die Freibadsaison ist in vollem Gange. Die Freibadinitiative Kierdorf hat sich etwas einfallen lassen, um Rettungsschwimmer zu finden.

Die Reichweite von Social Media nutzt die Freibadinitiative Kierdorf, um ihrem dringlichsten Problem zu begegnen: Es fehlt an Rettungsschwimmern. Menschen, die in der Lage sind, die gesetzlich vorgeschriebene Badeaufsicht zu gewährleisten.

Die Vorsitzenden des als gemeinnützig anerkannten Betreibervereins, Willi Keil und Willi Busch, richteten sich in ihrem Online-Aufruf an potenzielle Bewerberinnen und Bewerber mit mindestens dem zweithöchsten Rettungsschwimmer-Abzeichen der DLRG in Silber.

Erftstadt: Freibadinitiative bietet Rettungsschwimmern Entschädigung

Sie bieten ihnen eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 15 Euro die Stunde, Kaffee, Wasser, Kioskbenutzung, kostenlosen Eintritt und die Möglichkeit, außerhalb ihrer Dienstzeiten zu schwimmen, abgerundet von „einem netten Team“.

Wir waren völlig überrascht 
Willi Keil, Vorsitzender des Betreibervereins

Für eventuelle Bewerber hatten sie den Feiertag Fronleichnam für Gespräche vorgeschlagen. „Wir waren völlig überrascht. Am Morgen hatten wir sieben überwiegend junge Interessenten zu Gast und haben mit ihnen bereits einen Einsatzplan gestalten können, der es uns weitgehend ermöglicht, unsere Öffnungszeiten einzuhalten“, sagte Willi Keil.

Der 17-jährige Mehdi Kaser aus Liblar blieb gleich vor Ort, um sich von Marion Theek, die an diesem Tag die Beckenaufsicht übernommen hat, einweisen zu lassen. Was ihn motiviert? Er sei sowieso schwimmbegeistert, erzählt Mehdi Kaser und außerdem als Ausbilder bei der DLRG tätig. Zunächst einmal könne er bis zu den Ferien den Job an Wochenenden übernehmen.

Freibad Kierdorf: Bewerber sind teils Schüler, Studenten oder berufstätig

Ganz individuelle Zeitvorstellungen hätten die Bewerber mitgebracht, die teils Schüler, Studenten oder berufstätig seien, schildern die Vorsitzenden. Um den Badbetrieb aufrechtzuerhalten, hätten sie mittlerweile selbst den Rettungsschwimmerlehrgang in Silber absolviert, aber auch ihre Zeit sei begrenzt.

Eigentlich sei es Aufgabe der Stadt Erftstadt, die Badeaufsicht sicherzustellen, aber der Stadt mangele es selbst an entsprechenden Kräften. Sie betreibe noch das Hallenbad in Liblar, auch das bleibe zeitweise mangels Personal geschlossen.

Die ersten Reaktionen auf Social Media Posts und die Bemühungen der DLRG Erftstadt und Brühl, als auch des BTV Brühl seien allerdings erfolgversprechend, freuen sich Willi Keil und Willi Busch.

Zu sehen ist ein Schwimmbecken, dahinter eine Liegewiese.

Ein Babybecken und schattige Liegeplätze unter alten Eichen und Linden sind im Kierdorfer Freibad zu finden.

Rund 300 Mitglieder zähle die Freibadinitiative Kierdorf, erzählt die „Sekretärin des Vorstandes“, wie sie sich scherzhaft nennt, Andrea Aldenhoff, die Ehefrau von Willi Keil. Etwa 20 aktive Mitglieder hielten den Bäderbetrieb im rund 85 Jahre alten Bad aufrecht.

Das Freibad hat, das gilt heute als Ausnahme, ein 50 Meter langes Becken, eingeteilt in Schwimmer und Nichtschwimmerbereich, Ein- und Dreimetersprungturm, Babybecken, Kiosk, Plätze für Volleyball, Tischtennis und Kicker. Und das in einem parkähnlichen Ambiente mit Liegewiese im Schatten hoher Eichen und Linden.

Über mehr freiwillige Helfer würden wir uns freuen, denn 15 Jahre nach der Gründung des Vereins kommen viele Mitglieder nun in die Jahre
Andrea Aldenhoff

Viel zu tun gebe es regelmäßig, das Beschichten des Betonbeckens mit neuer Farbe vor Saisonbeginn, Rasen mähen, allabendliche Reinigung der Fußbecken mit dem Hochdruckreiniger und vieles mehr. „Über mehr freiwillige Helfer würden wir uns freuen, denn 15 Jahre nach der Gründung des Vereins kommen viele Mitglieder nun in die Jahre“, sagte Andrea Aldenhoff.

Die Stadt Erftstadt hatte das Bad damals schließen wollen. Mittlerweile sei es das einzige Freibad in Erftstadt – mit bis zu 1000 Besuchern an heißen Tagen. Freibadöffnungszeiten an Werktagen sind von 14 Uhr bis 18 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr.

Weitere Silber-Rettungsschwimmer sucht die Freibadinitiative nach wie vor, aber auch Menschen, die mitmachen wollen. Interessenten können sich per E-Mail oder unter 01745645904 melden. Mehr Informationen gibt es hier.


Die Freibäder in Rhein-Erft

Im Kreis gibt es einige Freibäder, die bei sommerlichen Temperaturen eine willkommene Abkühlung bieten:

Bedburg: Das Bedburger Freibad, Erftstraße 15, öffnet täglich von 10 bis 19 Uhr, Frühschwimmen ist dienstags, mittwochs und freitags von 7 bis 9 Uhr möglich.

Bergheim: Bei guter Witterung kann im Oleanderfreibad in Quadrath-Ichendorf täglich von 10 bis 19 Uhr geschwommen werden, in den Sommerferien wochentags ab 8 Uhr.

Brühl: Gäste können das Brühler Freibad, Kurfürstenstraße 40, montags bis freitags von 12 bis 20 Uhr, samstags von 8 bis 20 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 20 Uhr besuchen.

Erftstadt: Das Freibad Kierdorf, Wiesenstraße 1, öffnet seine Türen außerhalb der Sommerferien unter der Woche von 14 bis 18 Uhr, an den Wochenenden ist ab 10 Uhr geöffnet.

Kerpen: Das Freibad Türnich, Heerstraße 134, öffnet täglich von 11.30 bis 19 Uhr, bei schlechtem Wetter bleibt es geschlossen. Abkühlung gibt es auch im Außenbereich der Erftlagune, Bruchhöhe 20, die täglich von 9.30 Uhr bis 19 Uhr geöffnet hat.

Pulheim: Das Freibad der Aquarena, In den Benden in Stommeln, hat montags bis freitags, 10 Uhr bis 19 Uhr, und an den Wochenenden sowie feiertags, 9 Uhr bis 18 Uhr, geöffnet. (eva)