Radfahrer stürzen bei RegenKomplett rote Straße sorgt für Ärger in Erftstadt

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Auf dem Foto ist die Carl-Schurz-Straße in Erftstadt-Liblar zu sehen. Ein Bus fährt um die Ecke. Die gesamte Kreuzung ist mit einem roten Belag versehen.

Die Fahrbahnmarkierung verursacht in Erftstadt viel Diskussion.

Die rote Fläche soll die Aufmerksamkeit auf Fußgänger erhöhen. Anwohner beklagen, dass der rote Belag schon nach kurzer Zeit porös ist.

Eine im Normalfall unspektakuläre Sache wie eine Fahrbahnmarkierung sorgt derzeit für angeregte Diskussionen in Erftstadt. Denn seit Kurzem geht es auffällig farbig zu auf der Carl-Schurz-Straße zwischen Viry-Châtillon- und Carl-Schurz-Platz.

So zeigt sich beispielsweise die gesamte Kreuzung Carl-Schurz-Straße/Bahnhofstraße in leuchtendem Rot. „Die flächige Farbe soll die Aufmerksamkeit auf Fußgänger erhöhen, da sich dort eine Tempo-20-Zone befindet, in der Zebrastreifen oder Ampeln laut Straßenverkehrsordnung nicht erlaubt sind“, erklärt Christian Kirchharz, Pressesprecher der Stadt Erftstadt.

Geschäftsleute beklagen, dass der rote Belag bereits porös ist

So weit, so einleuchtend. Doch was bedeuten die weißen Strichmuster an mehreren Stellen, unter anderem auf Höhe des Carl-Schurz-Platzes? „Jeder, mit dem ich mich unterhalte, fragt sich, was das sein soll?“, sagt der Liblarer Gerd Janes. Und auch ADAC-Mobilitätsexperte Dr. Roman Suthold teilt auf Anfrage mit, er habe Markierungen in dieser Form noch nicht gesehen. „Da war die Stadt sehr kreativ“, sagt er.

Und Anwohner berichten davon, dass bereits mehrere Radfahrer auf dem ungewohnten Untergrund gestürzt seien – vornehmlich nach Regenfällen. Geschäftsleute beklagen, dass der Belag schon kurze Zeit nach dem Auftragen porös sei. Der Abrieb werde in ihre Geschäfte getragen. Bei dem Belag handelt es sich nicht um roten Asphalt, sondern um einen speziellen roten Belag. Wenn auf der Straße Reparaturen durchgeführt werden müssen, ist das so dann leichter und kostengünstiger, erklärt Kirchharz.

In Erftstadt-Liblar hat sich jemand besonders große Mühe gegeben.
Dr. Roman Suthold

Laut dem Stadtsprecher handelt es sich bei den auffälligen Linien um Markierungen zur Hervorhebung sogenannter Anrampungen auf der Fahrbahn. Im Rahmen der Umgestaltung als Teil des Masterplans Liblar seien Straße und Gehwege auf eine Ebene gebracht worden. „Die entstandenen Rampen wurden allerdings bewusst flach gehalten, um Rettungsfahrzeuge nicht zu behindern, die vor höheren Schwellen jedes Mal bremsen müssten“, sagt Kirchharz.

Damit der gewünschte verkehrsberuhigende Effekt dennoch nicht verpuffe, habe die Stadt die flachen Rampen mit weißen Linien markiert, um sie optisch hervorzuheben und Autofahrer zum Abbremsen zu bewegen.

Die Idee, mit auffälligen Markierungen „etwas Irritation“ und somit mehr Aufmerksamkeit bei Autofahrern zu erzeugen, funktioniere in der Praxis meist gut, bestätigt Experte Suthold. „Dabei haben die Städte einigen Gestaltungsspielraum, was Farben und Formen angeht“, betont er. „In Erftstadt-Liblar hat sich jemand besondere Mühe gegeben.“

Das Foto zeigt den Abrieb des roten Belags auf dem Bürgersteig.

Als nicht besonders beständig erweist sich der rote Belag in Liblar.

Eine ebenfalls neue rote Markierung findet sich als Fahrradspur im Einbahnstraßenbereich der Carl-Schurz-Straße zwischen Köttinger Straße und Bahnhofstraße. Radfahrer dürfen hier allerdings in beide Richtungen fahren. Kirchharz erläutert die Gründe für diese Regelung: „Die Fahrbahn ist hier mindestens vier Meter breit. Daher musste nach den geltenden Vorschriften ein gegenläufiger Radverkehr eingerichtet werden.“

Doch genau darin sieht Gerd Janes ein Problem. „Früher war die Straße viel breiter und die Bordsteine niedriger. Da konnten Radfahrer leichter ausweichen, wenn ein Bus kam und es eng wurde.“ Das sei mit der Verbreiterung der Gehwege nicht mehr möglich. „Ich halte das für ziemlich gefährlich“, sagt Janes.

Wir erwarten keine größeren Probleme zwischen den Verkehrsteilnehmern.
Christian Kirchharz

Diese Sorge teilt Kirchharz nicht: „Wir erwarten keine größeren Probleme zwischen den Verkehrsteilnehmern, vorausgesetzt, alle halten sich an die geltenden Verkehrsregeln und nehmen Rücksicht aufeinander.“

Im Stadtteilbüro an der Carl-Schurz-Straße hängen die entsprechenden Pläne des Masterplans Liblar aus. Die Ratsgremien hatten im Frühjahr 2021 Varianten zur Fahrbahngestaltung beraten und einstimmig die nun umgesetzte Version beschlossen.

Rund fünf Millionen Euro kostet die Umgestaltung der Karl-Schurz-Straße Straße samt der anliegenden Plätze. Das Projekt ist Teil des Masterplans Liblar, der den Stadtteil aufwerten und vor allem der geschichtsträchtigen Carl-Schurz-Straße ihre alte Bedeutung zurückgeben soll. Bürgermeisterin Carolin Weitzel (CDU) war sich bei Baubeginn vor zwei Jahren sicher: „Nach dem Abschluss des Projekts wird die Carl-Schurz-Straße lebens- und liebenswerter sein und viele Plätze bieten, die zum Verweilen einladen.“

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