Ein Unwetter hatte Erftstadt am Samstag schwer getroffen, am Sonntag ging es ans Aufräumen.
160 Helfer im EinsatzStarker Zusammenhalt nach Unwetter in Erftstadt

160 Einsatzkräfte waren am Samstagabend in Erftstadt im Einsatz.
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Das große Aufräumen in Herrig begann am Sonntagmorgen (1. Juni). Bürgermeisterin Carolin Weitzel hatte nach dem schweren Unwetter, das am Samstagnachmittag (31. Mai) über NRW zog und die Stadt Erftstadt besonders stark getroffen hat, eine Koordinierungsstelle für die Feuerwehr eingerichtet. Eine Gewitterzelle mit starken Niederschlägen hatte sich über der Stadt entladen, bis zu 80 Liter Wasser pro Quadratmeter wurden gemessen.
Federführend war der Arbeiter-Samariter-Bund Rhein-Erft/Düren (ASB), unterstützt wurden sie von Einsatzkräften der Johanniter, der Malteser und des DRK. An die 80 Helferinnen und Helfer seien vor Ort, um den Betroffenen zu helfen, rund 150 Bautrockner auf dem Weg nach Herrig, gab die Stadt am Sonntagnachmittag auf ihren Social-Media-Kanälen bekannt.
„Manche sind schon sehr weit mit dem Ausräumen, in manche Häuser konnten wir aber bislang auch noch gar nicht hinein, weil die Bewohner beispielsweise in Urlaub sind“, fasste Philipp Uhle vom ASB Rhein-Erft/Düren zusammen.

In Herrig wird alles wieder aufgeräumt. ASB und Bürgermeisterin sind vor Ort. Die Bewohner halten zusammen und unterstützen sich gegenseitig.
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Besonders betroffen von den Niederschlägen waren die Ortsteile Herrig, Lechenich und Liblar, wo Keller voll liefen und Straßen bis zur Unpassierbarkeit überflutet wurden. Innerhalb von wenigen Minuten gingen in der Kreisleitstelle mehrere Hundert Notrufe ein. 196 Einsatzstellen registrierte die Leitstelle in Erftstadt. „Das war ein sehr lokales, auf Erftstadt begrenztes, Unwetterereignis. In Hürth gab es im Vergleich zwölf, in den übrigen Städten noch weniger Einsatzstellen“, war aus der Kreisleitstelle zu erfahren.

Ein Unwetter mit Niederschlägen von bis zu 80 Litern setzte den Stadtteil Herrig in Erftstadt unter Wasser
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Als Schwerpunkt kristallisierte sich in Erftstadt der Ortsteil Herrig um den Peter-Mörs-Platz heraus. Der Kreisel war nach dem Regen überflutet. Erst schien es, als würde das Wasser abfließen. Diese Hoffnung wurde jedoch relativ schnell durch Oberflächenwasser von umliegenden Feldern zunichtegemacht, das über die Pingsheimer Straße strömte. Über die Kreisleitstelle wurde Stadtalarm ausgelöst.
Über 160 hauptamtliche sowie freiwillige Feuerwehrkräfte und Helfer von THW waren im Einsatz. Die Gesamteinsatzleitung der Feuerwehr übernahm Stadtbrandmeister Thomas Hammer, in Herrig koordinierte Nick Gruber die Maßnahmen.

Paletten mit Sandsäcken wurden angefordert. Sie sollten helfen, die Häuser vor weiteren Regenmassen zu schützen.
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Gegen 19.30 Uhr musste aufgrund der beeinträchtigten Energieversorgung der Ortsteil Herrig sogar komplett stromlos geschaltet werden. Die Wassermassen drohten laut Stadtverwaltung einen Trafo unter Wasser zu setzen. Um Schlimmeres zu verhindern, wurde er vom Netz genommen. Etwa 550 Personen waren davon am Samstag in Herrig betroffen.
Erftstadt: Keine Verletzten beim Unwetter am Samstag
Verletzt wurde durch das Unwetter niemand. Eine pflegebedürftige Frau aus Herrig wurde zunächst von Nachbarn und Einsatzkräften betreut, bis die Tochter eintraf.

Der Ortsteil Herrig war von den Niederschlägen besonders betroffen.
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Das Technische Hilfswerk (THW) rückte mit Großpumpen an und saugte das Wasser aus den aufgestauten Kanälen ab. Auch Landwirte halfen bei dem Einsatz. Mit Saugwagen pumpten sie Wasser in leere Großbehälter und ließen es an anderen Stellen wieder ab.

Mit leistungsstarken Pumpen die Mitglieder vom Technischen Hilfswerks die Kanäle frei.
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Anfänglich war angedacht, auch einen Graben auszuheben, damit das Wasser besser abfließen konnte. Doch von der Idee wurde wieder Abstand genommen. Da die Kanalisation zwar im ersten Moment überlastet war, nach Mitteilung der Stadtwerke jedoch nicht verstopft, hatten sich viele der Einsatzstellen im Stadtgebiet bereits vor dem Eintreffen der Feuerwehr selbst wieder entwässert.
Bürgermeisterin Carolin Weitzel bedankt sich bei Landwirten und Einsatzkräften
Bürgermeisterin Carolin Weitzel, die sich schon am Samstag einen Überblick über das Ausmaß des Unwetters verschafft hatte, sagte dazu: „Es macht mich sehr betroffen, dass wieder Erftstädterinnen und Erftstädter durch riesige Wassermengen von Starkregen geschädigt sind. Es ist bedrückend, schon wieder solche Bilder von vollgelaufenen Wohnungen und Kellern mit ansehen zu müssen. Es gilt, hieraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und zu prüfen, wohin solche außergewöhnlichen Wassermassen abgeleitet werden können.“
Die Verwaltungschefin bedankte sich herzlich bei allen Einsatzkräften, Landwirten und allen Helferinnen und Helfern. „Die Zusammenarbeit war routiniert und effektiv.“ Gegen 23 Uhr am Samstagabend konnte die Stromversorgung weitestgehend wieder hergestellt werden.
Die Stadt rechnete schon am Samstagabend nicht mit einer Wiederholung der Ereignisse von 2021. „Dieses Mal war das Regenereignis nur punktuell“, so die Einsatzleitung in einer Mitteilung. Laut Elmar Mettke, Pressesprecher der Feuerwehr Erftstadt, waren die Einheiten bis in die frühen Morgenstunden unterwegs. „Die Nacht selbst war ruhig.“
Ortsbürgermeister Michael Vieth lobte die Landwirte
Ortsbürgermeister Michael Vieth, der sich am Samstag sofort auf den Weg nach Herrig gemacht hat und auch am Sonntag (1. Juni) vor Ort war, ist beeindruckt vom starken Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft. Ein dickes Lob spricht er den Landwirten aus. „Sie waren als Erste vor Ort, bevor die Einsatzkräfte eingetroffen sind. Sie haben sofort Wasser aus dem Kreisel abgepumpt und wohl Schlimmeres verhindert.“
Zu den Hilfsangeboten, die vor Ort für die Betroffenen eingerichtet wurden, zählen auch erste Beratungsgespräche, bei denen sich Betroffene über staatliche Fördermittel informieren können. Laut Stadtverwaltung sind ausdrücklich auch Maßnahmen zum Schutz vor künftigen Starkregenereignissen inbegriffen. Anlaufstelle für Betroffene ist auch das Hochwasserbüro der Johanniter, Am Holzdamm 5, in Erftstadt-Liblar. Hilfe beim Beantragen von Fördermitteln gibt es auch beim DRK, An der Patria 17, in Erftstadt-Lechenich.
Bergheim: Feuerwehr in Büsdorf im Einsatz
Auch in Bergheim ist es zu wetterbedingten Schäden gekommen. Wie der Pressesprecher der Bergheimer Feuerwehr, Thomas Junggeburth, auf Anfrage bestätigt, rückte die Feuerwehr zu zwei Einsätzen in Büsdorf aus, weil dort ein Dachgeschossfenster durch Hagel beschädigt wurde und es in die Wohnung hineinregnete. Es waren 10 Einsatzkräfte unterwegs.
Die Stadtwerke wollen am Montag (2. Juni) mit der Kehrmaschine das Laub von der Fahrbahn entfernen und der Betriebshof die Grünflächen und Bürgersteige reinigen. Die Bürgerinnen und Bürger haben die Möglichkeit am Freitag, 6. Juni, mit der regulären Entleerung der Biotonne weiteres Laub über feste Umleer-Behälter aus Kunststoff, handliche Eimer und Wannen mit großer Öffnung zu entsorgen.