Spenden für Toni-Kroos-StiftungErftstädter fährt 1000 Kilometer durch Deutschland

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Voll Vorfreude startet Stefan Welb auf die erste Etappe seiner Tour, die ihn bis nach Berlin führen soll.

Voll Vorfreude startet Stefan Welb auf die erste Etappe seiner Tour, die ihn bis nach Berlin führen soll.

Erftstadt/Zülpich – „Es wird ein bisschen wie eine Pilgerfahrt“, sagt Stefan Welb. Wie eine Pilgerfahrt allerdings, die nicht nur ihm innere Ruhe bescheren soll, sondern Geld einbringt für Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. Der Erftstädter ist am Donnerstag zu einer Spendenfahrt gestartet, der Erlös geht an die Toni-Kroos-Stiftung.

Vor zehn Jahren hat Welb in Liblar sein Sanitätshaus gegründet, in dem er Dinge anbietet, die Menschen mit eingeschränkter Mobilität das Leben leichter machen. Rollstühle beispielsweise, aber auch Laufhilfen oder Therapiestühle für Kinder.

Stefan Welb: „Es gibt viel zu wenig Wohnplätze“

Die Arbeit mit seinen Kunden hat Welb, der Sozialpädagogik studiert hat und Orthopädietechnik-Meister ist, nachdenklich gemacht. „Oft ist es so, dass Menschen zwar medizinisch gerettet sind, dann aber auf verlorenem Posten stehen.“ Junge Familienväter, die nach einem Unfall schwerbehindert seien, landeten häufig in Altenheimen. Es gebe viel zu wenig Wohnplätze. Bei dem, was an Hilfsmitteln genehmigt würde, sei oft der möglichst niedrige Preis wichtiger als die Qualität.

Die Route auf dem Rücken: Da kann nichts schiefgehen.

Die Route auf dem Rücken: Da kann nichts schiefgehen.

Auf solche Probleme will Welb die Aufmerksamkeit lenken: „Diese Menschen werden in der Gesellschaft nicht wahrgenommen.“ Keiner sehe die gehandicapten Kinder und Jugendlichen, die der Lockdown noch härter getroffen habe als ihre Altersgenossen. Denn wenn sie nicht in die Förderschulen konnten, fielen auch Ergotherapie und Physiotherapie flach.

Hannah-Hof in Zülpich wird in privater Initiative umgebaut

Oft initiierten Eltern Projekte, um Wohnraum für junge Erwachsene mit Behinderung zu schaffen. Auch der Hannah-Hof in Zülpich-Bessenich, auf dem die Fahrt startete, wird in privater Initiative umgebaut. Alexandra und Jörg Schumacher haben den Verein „miteinander.regional.alle“ gegründet und wollen dort Menschen mit schwersten Beeinträchtigungen einen Lebensbereich bieten.

Mitfahrer und Unterstützer waren auf den Hannah-Hof nach Zülpich-Bessenich gekommen.

Mitfahrer und Unterstützer waren auf den Hannah-Hof nach Zülpich-Bessenich gekommen.

Die beiden gehörten mit zu der Truppe, die Welb auf der ersten Etappe begleitete. Acht Männer und Frauen radelten bis zur Kinderklinik an der Amsterdamer Straße in Köln. Welb fuhr gleich weiter zum Kinderhaus in Viersen. Die nächsten Stationen sind Düsseldorf, Münster, Greifswald und schließlich Berlin. 1000 Kilometer wird er dann abgestrampelt haben – kein Problem für den begeisterten Radfahrer. Sein Gepäck hat er im Anhänger, am Lenker das Navi, Hotels hat er noch nicht gebucht.

Welb freut sich auf die Tour, mit der er auch sein Firmenjubiläum und seinen 50. Geburtstag feiert: „Radfahren hat so etwas Meditatives. Wenn ich erst einmal meinen Rhythmus gefunden habe, kann ich wunderbar nachdenken.“ Noch mehr freut er sich aber, dass seine Idee bereits jetzt mehr als 5000 Euro an Spenden generiert hat.

Die Toni-Kroos-Stiftung und das Wohnprojekt

Toni Kroos, bis vor wenigen Tagen Fußball-Nationalspieler, hat mit seiner Frau Jessica eine Stiftung gegründet, um schwerkranken Kindern zu helfen. Derzeit unterstützt die Toni-Kroos-Stiftung sechs Einrichtungen. „Ich möchte die Verantwortung langfristig selbst in der Hand haben und sichergehen, dass die finanziellen Mittel wirklich dort ankommen, wo sie am meisten gebraucht werden“, schreibt der Fußballer auf der Homepage. Auslöser für sein Engagement sei 2014 ein Besuch mit seinem Verein Real Madrid in einem Krankenhaus gewesen.

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Alexandra und Jörg Schumacher wohnen in Bessenich. Ihre Tochter Hannah hatte schwere Behinderungen, sie ist nur 18 Jahre alt geworden. In dem Hof, der nach ihr benannt worden ist, wollen die Schumachers Eltern und Kindern eine Auszeit gönnen. In einem Neubau sollen vier dauerhafte Wohnplätze entstehen. Die Gäste sollen aber auch die Möglichkeit haben, beispielsweise im Küchengarten der Einrichtung mitzuarbeiten. Eingebunden ist ein Fahrradladen, Velodome genannt, als Schnittstelle nach außen, inklusiv und mit Fahrradverleih. Der Erlös des Ladens fließt in die Vereinskasse.

Weitere Informationen gibt es unter www.mra-zuelpich.de und www.sanitätshaus-welb.de. Wer Stefan Welbs Fahrt unterstützen möchte, kann das über die Homepage der Stiftung tun. Dort findet sich der Button Spenden, darunter Aktionsspenden.

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