Crowdfunding-AktionFrechener Familie versteigert 1. FC Köln-Trikot für Tochter Laura

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Auf dem Bild ist zu sehen, wie Sascha Sturm seine Tochter ins Auto hebt.

Vater Sascha Sturm, Schwester Leonie und Mutter Claudia unterstützen Laura bei dem schwierigen Einstieg ins Auto, ehe es losgehen kann, ist meist eine halbe Stunde vergangen.

Die 17-jährige Laura Sturm erlitt bei der Geburt eine Hirnblutung. Ihre Familie hat nun eine Crowdfunding-Aktion für behindertengerechtes Fahrzeug gestartet.

Laura liebt Chips, Pommes und Süßigkeiten. Sie ist ein großer Fan des 1. FC Köln, hört gern kölsche Musik, freut sich auf Karneval und verbringt viel Zeit am Handy. Eigentlich also eine ganz normale 17-jährige – eigentlich. Denn das hübsche Mädchen mit dem langen geflochtenen Zopf kann nicht mal eben mit einer Freundin zum Shoppen ins Einkaufscenter fahren, unbeschwert mit Klassenkameraden ins Kino gehen oder sich zur Mädelsübernachtung treffen. Laura muss zu Hause bleiben – zumindest meistens.

Geistig ist sie aber voll da und ziemlich pfiffig.
Sascha Sturm, Lauras Vater

Auch alleine kann die quirlige Jugendliche nicht unterwegs sein, sie ist immer auf die Hilfe ihrer Familie angewiesen: Das Mädchen kam im August 2006 unter dramatischen Umständen per Notkaiserschnitt als Frühchen zur Welt und erlitt bei der Geburt eine Hirnblutung. Diese verursachte eine Zerebralparese mit Tetraspastik – ihre motorischen Fähigkeiten sind sehr stark eingeschränkt, sie kann nicht gehen, nicht stehen und nur mit Hilfsmitteln alleine sitzen. „Geistig ist sie aber voll da und ziemlich pfiffig“, charakterisiert ihr Vater Sascha Sturm seine Tochter stolz.

Die Prognosen für Laura waren sehr schlecht

„Als ich damals von meiner Arbeit in Bonn in die Uniklinik Köln geeilt bin, hat die Krankenschwester schon auf dem Flur gesagt, dass meine Frau und Laura gestorben wären, wenn sie auch nur zwei Minuten später gekommen wären“, erinnert sich Lauras Vater bewegt, „sie passte als Frühchen gerade mal in meine Hand.“ Die Prognosen für Laura waren zunächst sehr schlecht: „Die Ärzte haben zum Teil gar nichts gesagt“, erinnert sich Mutter Claudia Sturm. Immer wieder habe es neue Schwierigkeiten und Hiobsbotschaften gegeben: „Laura ist seit ihrer Geburt eine Überraschungsbox, es passiert immer wieder Unerwartetes.“

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Das Familienleben der Sturms wurde seitdem immer wieder auf harte Proben gestellt, zumal Laura auch noch zwei Geschwister hat, die bei ihrer Geburt erst ein und zwei Jahre alt waren. „Bei allen Untersuchungen, immer hatte ich noch die anderen beiden im Schlepptau dabei“, erinnert sich Claudia Sturm. Der Vater ist der Alleinverdiener und an sechs Tagen in der Woche im Schichtdienst unterwegs – Claudia Sturm übernimmt die häusliche Pflege von Laura komplett alleine. „Ich weiß nicht, ob ich noch einmal die Kraft dazu hätte, man hat so viel durch“, resümiert die 43-jährige. Vor allem der Kampf mit der Bürokratie, wiederholt abgelehnte Anträge und persönliche Enttäuschungen hätten die Familie zermürbt. Zumal sie selbst und die ältere Tochter Leonie an Epilepsie leiden, der Vater auch öfters schwer krank geworden sei.

Sie will und will, ist hoch motiviert, ihre werden so viele Steine ins Leben gelegt.
Claudia Sturm, Lauras Mutter

Auch Laura hatte in den vergangenen Jahren viele gesundheitliche Komplikationen und musste viel Zeit im Krankenhaus verbringen. Dies ist mit ein Grund, warum das Mädchen die Donatus-Förderschule in Pulheim ohne Abschluss verlassen hat. Dabei hat sie ganz klar ein Ziel: „Ich möchte meinen Hauptschulabschluss nachholen“, formuliert sie selbstbewusst. „Sie will und will, ist hoch motiviert, ihr werden so viele Steine ins Leben gelegt“, beklagt Claudia Sturm.

Spendenaktion für ein behindertengerechtes Fahrzeug

Und der Teenager hat noch einen Traum, für den die Familie nun eine Crowdfunding-Spendenaktion gestartet hat: Es sollen 35.000 Euro gesammelt werden, um ein behindertengerechtes Fahrzeug anzuschaffen. Aktuell besitzt die Familie einen VW Caddy Maxi, der vor vier Jahren durch Stiftungen finanziert wurde. Er ist mittlerweile jedoch zwölf Jahre alt und hat keine Rollstuhlrampe und nicht das erforderliche Gurtsystem, so dass sowohl Laura als auch der aufwendige Rollstuhl immer in das Auto gehoben werden müssen. Der Umbau des Autos sei aufgrund des Alters von Kostenträgern abgelehnt worden, so Sascha Sturm. „Mit meinem alleinigen Gehalt kann ich mir kein gebrauchtes Fahrzeug mit Rampe und Kraftknotensystem leisten oder den Caddy umbauen“, berichtet der 48-jährige.

Aktuell muss er Laura, die knapp 50 Kilogramm wiegt, immer aus dem Rollstuhl ins Auto heben und mit erheblichem Aufwand an- und abgurten. Nicht nur die dafür nötige Zeit, auch die körperliche Belastung macht der Familie dabei zu schaffen – „Rückenschmerzen gehören beim Alltag bei uns dazu“, so Sascha Sturm. Und genau das ist der Punkt, der auch Laura extrem belastet.

„Das will ich meinem Vater nicht mehr zumuten, ich wünsche mir, dass ich meinen Eltern nicht mehr zur Last falle“, formuliert die 17-Jährige überlegt und greift nach der Hand ihres Vaters, „ich will versuchen, es besser unter Kontrolle zu bekommen, kann es aber nicht abstellen, das tut mir so leid für meine Eltern.“ Die entschlossenen Worte rühren Sascha Sturm, mit Tränen in den Augen verlässt er schnell den Raum: „Das braucht Dir nicht leidzutun.“ Und Claudia Sturm fügt leise hinzu: „Wir sind auf jede erdenkliche Hilfe angewiesen.“

Auf dem Bild ist ein Baby zu sehen, das als Frühchen auf die Welt kam

Als Frühchen kam Laura in der Uniklinik Köln unter dramatischen Umständen zur Welt.

Der 1. FC Köln hat ein Trikot mit Unterschriften gespendet

Die Crowdfunding-Kampagne bei gofund.me (Stichwort ‚Lauras behindertengerechtes Fahrzeug‘) hat bereits begonnen, die ersten Spenden sind schon eingetroffen, aber noch ist das Ziel bei weitem nicht erreicht. Unter der E-Mail Bomberjack2003@aol.com ist die Familie erreichbar. Bis Mittwoch, 6. Dezember, versteigert Sascha Sturm ein Trikot des 1. FC Köln mit Unterschriften der Spieler, das der Verein der Familie als Spende zur Verfügung gestellt hat.

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