Unseriös und schlecht gekleidetFrank Überall stellt in Frechen Studie über Journalismus in der Literatur vor

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Frank Überall (r.) und Jürgen Streich vom Königsdorfer Literaturforum.

Frank Überall (r.) berichtete unterhaltsam über seine Studie zur Darstellung des Journalismus in der Literatur.

Frank Überall hat untersucht, wie Journalisten in der Literatur dargestellt werden – wirklich gut weg kommen sie dabei nicht.

Es ging um Geier und Kakerlaken. Doch nein, Frank Überall hat keine Tierdokumentation geschrieben, sondern eine Studie über Journalismus in der Literatur mit dem Titel „Wie die Presse sich aufführt…“

Seine Lesereise führte ihn am Donnerstagabend ins Königsdorfer Literaturforum im evangelischen Gemeindehaus. Der Professor für Journalismus an der Kölner Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft, Autor und Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) hatte sich eingehend mit der Frage beschäftigt, wie Journalismus in der Literatur dargestellt wird.

Von Geiern, Kakerlaken und Schmierfinken

Und da Frank Überall nicht nur gern schreibt, sondern ebenso gern liest, hatte er 52 Bücher, die zwischen 2019 und 2021 auf Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste Belletristik standen, auf diesen Aspekt hin gründlich untersucht. Die gute Nachricht für Journalistinnen und Journalisten ist: Sie kommen in der Literatur häufig vor. An mehr als 1700 Stellen hat Frank Überall sie gefunden. Die schlechte Nachricht: Leider sind die Darstellungen oft wenig schmeichelhaft.

Bestseller-Autor Simon Beckett etwa schreibt von „Geiern“, Diana Gabaldon nennt Pressevertreter in ihrem „Outlander“-Roman „Kakerlaken“. Der Schimpfwort-Klassiker „Lügenpresse“ ist in Juli Zehs Roman „Über Menschen“ nachzulesen, hier und da tauchen zudem in anderen Werken „schlecht gekleidete Pressefritzen“ und „Schmierfinken“ auf. Klischee oder Realität?

Auch in der Literatur scheint sich der zunehmende Vertrauensverlust in Medienvertreter widerzuspiegeln. Immerhin erfahren in den Spiegel-Bestsellern viele Protagonisten ihre Neuigkeiten immer noch aus Tageszeitungen. „Da scheint es ein inniges Verhältnis zu geben“, sagte Frank Überall und lächelte dem Publikum im voll besetzten Saal zu.

Überall spricht sich für verlässlichen Journalismus aus

Der Moderator des Königsdorfer Literaturforums, der Journalist Jürgen Streich, freute sich, dass die Veranstaltung endlich wieder stattfinden konnte. Kürzlich bekamen sein Team und er für das seit fast zehn Jahren beliebte Literaturforum den Kulturpreis des Rhein-Erft-Kreises. Jürgen Streich und Frank Überall kennen sich schon lange, beide sind Mitglieder des PEN-Zentrums Deutschland, das die Lesereise organisierte.

Der literarische Abend wurde musikalisch von virtuosen Gitarrenklängen des Leiters der Frechener Musikschule, Bernd Golenia, begleitet. In der anschließenden Diskussion ging es um die sich wandelnde Rolle des Journalismus. „Kann ich Hasskommentare und Falschaussagen kommentarlos stehen lassen?“, fragte Frank Überall und antwortete selbst mit einem entschiedenen „Nein“.

Journalismus müsse verlässlich bleiben und dürfe nicht nur als Geschäftsmodell gesehen werden. Der abnehmenden Vielfalt der zuverlässigen Informationsmöglichkeiten solle entgegengesteuert werden. „Reden, Fragen stellen, sich einmischen, das können und sollten wir alle“, resümierte Frank Überall. „Das ist gelebte Demokratie.“

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