MasterplanGroßbaustellen in Frechener Schullandschaft

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Das Bild zeigt die Burgschule von der Außenseite.

An der Burgschule in Frechen klagen Eltern über Mängel wie ein undichtes Dach und Schimmel.

In Frechen wird im nächsten Schulausschuss über den „Masterplan Schulbau“ beraten. Die Gesamtschule soll kommen.

Zwei fehlende Grundschulen, eine dringend benötigte vierte weiterführende Schule in Form einer neuen Gesamtschule, marode Schulgebäude, fehlende Kapazitäten an städtische Grundstücken und Personal in der Verwaltung sowie ein überraschender Anstieg der erwarteten Schülerzahlen. Die Versäumnisse der vergangenen Jahre in der Schulpolitik stellen die Stadt Frechen nun vor eine Mammutaufgabe.

Verschärft wird dies noch durch die Rückkehr zu G9 und die Entscheidung der Stadt Hürth, künftig zuerst Hürther Kinder am dortigen Gymnasium aufzunehmen. Die Brisanz der Problematik hat unter anderem der neue Schulentwicklungsplan (SEP) 2023/24 bis 2028/29 zutage gebracht, der aktuell zur Beratung bei den Fraktionen und den Schulen liegt und in der gemeinsamen Sitzung des Schul- und Bauausschusses am Donnerstag, 21. September, auf der Tagesordnung steht.

Dann wird auch über den „Masterplan Schulbau“ beraten, den die Verwaltung bereits erarbeitet hat: „Frechen hat jetzt einen Plan für die Schulen in der Stadt. Die Priorität liegt darauf, schnell neue Schulplätze zu schaffen. Die kommenden Jahre werden wir alles in Bewegung setzen müssen, um diesen Plan auch umzusetzen“, fasst der Beigeordnete Andreas Pöttgen zusammen. Die Gutachterin des neuen SEP präferiert für die weiterführenden Schulen ein „2-Säulen-System“ nur mit den Schulformen Gesamtschule und Gymnasium.

Gesamtschule soll Priorität haben

Dies würde langfristig das Aus für die Haupt- und Realschule bedeuten. Andreas Pöttgen spricht sich jedoch klar für einen Erhalt beider Schulen aus: „Die Haupt- und Realschule sollen Bestand haben. Die Erweiterung der Schullandschaft soll nicht zulasten dieser beiden Schulen gehen.“ Der Masterplan sieht nun als Priorität vor, den Neubau einer sechszügigen Gesamtschule an der Lindenstraße/Zirkuswiese mit fünf Halleneinheiten schnellstmöglich umzusetzen.

Die Fertigstellung wird für 2031 anvisiert. Zudem soll im Stadtgebiet ein Interims-Standort gesucht werden, damit die Schule möglichst 2025 gegründet werden kann. In dieses Interim soll dann nach Fertigstellung der Gesamtschule die sanierungsbedürftige Realschule während ihrer Generalsanierung und eines Teilneubaus einziehen — frühestens 2031. Das Gymnasium soll, wie bereits im Rat beschlossen, für rund 7,7 Millionen Euro eine Erweiterung um zehn Klassenräume und zwei naturwissenschaftliche Räume in Modulbauweise im Schuljahr 2024/25 erhalten.

Im Osten der Innenstadt soll mit einem Investorenmodell eine dreizügige Grundschule mit einer Sporthalle entstehen. Die geplante Sanierung der GGS Burgschule soll bis zu deren Fertigstellung zurückgestellt werden, da der ursprünglich geplante Interimsstandort der Burgschule, die ehemalige Anne-Frank-Schule, bereits 2025 als Standort für diese neu zu gründende Grundschule dienen soll. Allerdings sollen einzelne Räume von der sanierungsbedürftigen Burgschule mitgenutzt werden, um an ihr „Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Betriebsfähigkeit vorzunehmen“.

Zweizügige Grundschule auf Grube Carl

Nach Fertigstellung der neuen Grundschule für die Innenstadt soll dann die Burgschule in den Interimsstandort ziehen und der alte Standort saniert und erweitert werden. Dies wäre laut Verwaltung im Schuljahr 2028/29 möglich. Zudem soll auf Grube Carl eine zweizügige Grundschule gebaut werden, hierfür soll der Rat die Verwaltung beauftragen, „eine Realisierung des Grundschulneubaus durch Private zu verfolgen.“

Im Masterplan gibt es auch noch zahlreiche weitere Sanierungs- und Baumaßnahmen an den anderen Schulen im Stadtgebiet. „Die Entwicklung in der Schullandschaft wird sich in den kommenden Jahren dynamisch gestalten, was eine hohe gesamtstädtische Priorität auf die Schaffung von zusätzlichen Schulplätzen verlangt“, heißt es aus der Verwaltung.


Elternprotest: „Werden seit über 10 Jahren vertröstet“

„Jetzt halten wir die Füße nicht mehr still! Diese Schule bricht den Kindern im wahrsten Sinne über dem Kopf zusammen. Wie kann man da von Fairness und Chancengleichheit sprechen?“ Die Vorsitzende der Schulpflegschaft der GGS Burgschule, Verena Drüg, empört sich über den neuen Schulentwicklungs- und Masterplan: „Bislang haben die Eltern der Burgschule alles hingenommen, viele Eltern sind der deutschen Sprache nicht mächtig, können gar selbst nicht lesen und schreiben – da kann man es ja machen.“

Unter dem Motto „Uns – den Familien der Burgschule reicht es!“ hat die Schulpflegschaft nun 150 Unterschriften von Eltern gesammelt, die ihren Protest an die Verwaltung und Fraktionsvorsitzenden gerichtet haben. Sie fordern, dass „die Stadt Frechen endlich Verantwortung für ihre Kinder übernehmen muss“. Sie bemängeln, dass die meisten Räume der Schule in einem katastrophalen Zustand seien — ein undichtes Dach, durch das es in Klassenzimmer hinein regnet, Schimmelbildung, die die Gesundheit der Kinder gefährde und marodes Mobiliar sind nur einige der Punkte auf der Mängelliste.

Unsere Kinder sind mehr wert
Eltern der Realschule

„Seit über zehn Jahren werden wir vertröstet, jetzt sollte es endlich losgehen und nun der nächste Schlag – der Schulentwicklungsplan – und wer soll leer ausgehen? Die Kinder der Burgschule!“, kritisieren sie. Über Monate habe die Schule zudem im vergangenen Jahr keine Putzfirma gehabt — an zwei Tagen habe die Direktorin die Kinder sogar vom Unterricht frei gestellt, da die Sanitäreinrichtungen über Wochen nicht gereinigt worden seien.

„Unsere Kinder sind mehr wert“ heißt es im Schlusssatz des eindringlichen Eltern-Plädoyers. Auch die Vorsitzenden der Schulpflegschaft der Realschule Frechen bereitet der Schulentwicklungsplan Sorgen — sie rufen Eltern und Schüler auf, zur Sitzung des Schulausschusses am Donnerstag, 21. September, zu kommen und „für den Erhalt unserer bewährten Realschule einzutreten.“ 

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