Acht Parteien und Listen stehen auf dem Wahlzettel zur Kommunalwahl in Hürth.
Kommunalwahl 2025Drei Kandidaten wollen Bürgermeister in Hürth werden

Der Chefsessel im Rathaus wird ebenso wie der Stadtrat neu besetzt.
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Mit einer satten Mehrheit von zwei Dritteln der Ratsmandate – 32 von 48 Sitzen plus Bürgermeisterstimme – gibt ein schwarz-grünes Bündnis seit der Kommunalwahl 2020 die politische Richtung vor in Hürth. In der ausklingenden Ratsperiode hat das Bündnis nach außen hin weitgehend geräuschlos zusammengearbeitet. Bereits seit zehn Jahren kooperieren CDU und Grüne im Stadtrat.
Die Harmonie geht so weit, dass die Grünen bei der Bürgermeisterwahl den Christdemokraten Dirk Breuer auch zu ihrem Kandidaten gemacht haben. Breuer ist seit 2015 Verwaltungschef und wurde 2020 erneut im ersten Wahlgang mit 55 Prozent der Stimmen wiedergewählt. Im Bündnis mit der CDU seien viel Themen vorangebracht worden, die eine „grüne Handschrift“ tragen, meint Fraktionschef Hendrik Fuchs. Mit dem Verzicht auf eine eigene Bürgermeisterkandidatur signalisieren die Grünen, dass sie die „erfolgreiche Kooperation“ fortführen wollen.
Hürth: Grüne unterstützen den CDU-Bewerber ums Bürgermeisteramt
2020 war die Ökopartei noch mit einer eigenen Bewerberin angetreten: Regina Kaiser, Lehrerin an einer Kölner Hauptschule, holte immerhin 19,2 Prozent der Stimmen. Bei der Stadtratswahl kandidiert die Hürther Parteivorsitzende Kaiser jetzt auf Listenplatz eins. Zum Spitzenkandidaten haben die Grünen allerdings ihren Ratsfraktionschef Hendrik Fuchs (49) ausgerufen.
Der Physiker lehrt als Professor an der Universität Köln und beschäftigt sich als Wissenschaftler mit Luftschadstoffen und Klimaerwärmung. Er kandidiert auf Listenplatz zwei, das sei den Parteistatuten bei den Grünen geschuldet. Fuchs soll im Wahlkampf das grüne Profil schärfen – insbesondere in den Bereichen digitale Bildung, klimafreundliche Energieversorgung, Mobilitätswende und Umweltschutz.

Der Christdemokrat Dirk Breuer strebt seine dritte Amtszeit als Bürgermeister an.
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Dass CDU und Grüne diesmal bereits vor der Wahl die Fortsetzung des Bündnisses vorbereiten, hat aber nicht nur mit inhaltlichen Schnittmengen zu tun – sondern auch mit der Erwartung, dass die Verhältnisse im neuen Stadtrat womöglich komplizierter werden. Der Wahlzettel ist erneut ziemlich lang. Acht Parteien bewerben sich um Sitze im Stadtrat: CDU, SPD, Grüne, AfD, FDP, Linke, Freie Wähler und BSW.
Bei der Bürgermeisterwahl ist der Stimmzettel dagegen so kurz wie noch nie. Drei Kandidaten wollen Verwaltungschef werden, zwei davon sind gut bekannt. Wie schon vor fünf Jahren fordert der Sozialdemokrat Michael Kleofasz (56) den Christdemokraten Dirk Breuer (48) heraus, der das Rennen 2020 mit deutlichem Vorsprung für sich entscheiden konnte. Neu im Rennen ist der gelernte Einzelhandelskaufmann, Finanzwirt und Unternehmensberater Sascha Milana (36), der erst vor drei Jahren von Köln nach Efferen gezogen ist und für die FDP antritt.
Unterschiedliche Positionen bei der Stadtentwicklung in Hürth
Bürgermeister Dirk Breuer – Verwaltungswissenschaftler, verheiratet und Vater von drei Töchtern – spielt im Wahlkampf neben dem Versprechen von Kontinuität und soliden Finanzen die Heimatkarte aus. Ihm sei wichtig, dass das „Hürther Lebensgefühl“ erhalten bleibe, sagte der CDU-Mann im Interview. Dazu gehöre für ihn, dass die Mischung aus städtischen und dörflichen Strukturen, aber auch aus Freiräumen und Natur erhalten bleibe. Er setze sich für eine maßvolle Entwicklung von Wohnraum in allen Stadtteilen ein.
Großprojekte wie der „Lebensader Lux“, die Umgestaltung des alten Kreishausgeländes zu einem Ort der Bildung, Kultur und des bürgerschaftlichen Engagements unter dem Arbeitstitel „Agora Hürth“ sowie der Stadionpark in Alt-Hürth sind Teil von Breuers Vision einer lebenswerten Stadt. Dazu gehört auch die Verlängerung der Stadtbahn ins Zentrum als wichtiges Verkehrsprojekt.

Der Sozialdemokrat Michael Kleofasz will im zweiten Anlauf den Chefsessel im Rathaus erobern.
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Sozialdemokrat Michael Kleofasz, Historiker, Ratsherr und seit 2002 hauptamtlicher Geschäftsführer der SPD-Ratsfraktion, setzt sozialpolitische Schwerpunkte. Er fordert mehr sozialen Wohnungsbau und will dazu eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft gründen. Schülerinnen und Schüler will er mit kostenfreien digitalen Endgeräten ausstatten und den Stadtbus ausbauen.
Kleofasz wirft dem Mehrheitsbündnis im Rat vor, falsche Prioritäten zu setzen. Er kritisiert den Stadionpark, der mehr als 14 Millionen Euro kosten soll, als „Luxusprojekt“. Bei der kommunalen Wärmeplanung sieht er Versäumnisse. Es sei ungeklärt, wie die Haushalte in Hürth künftig mit bezahlbarer, klimafreundlicher Fernwärme versorgt werden sollen, wenn durch den Braunkohleausstieg 2029 im Goldenbergkraftwerk auf dem Knapsacker Hügel das Feuer verlöscht.
AfD-Fraktion in Hürth brach auseinander
Sascha Milana von der FDP möchte als Quereinsteiger aus der Wirtschaft punkten. Er fordert eine schlanke, digitale Verwaltung, außerdem glaubt er, dass Hürth seine Potenziale in Zukunftstechnologien wie der Wasserstoffnutzung nicht ausschöpfe. Der Liberale will auch prüfen, ob Geothermie – also Erdwärme – für die Fernwärmeversorgung genutzt werden könne.
Aktuell ist die FDP allerdings nur mit einem Stadtverordneten im Stadtrat vertreten: dem Juristen und früheren Hürther Beigeordneten Christian Karaus (70), der bei der Kommunalwahl auf Platz eins der FDP-Reserveliste kandidieren wird, erst dahinter folgt Bürgermeisterkandidat Milana. Im Rat hat sich Karaus in der zu Ende gehenden Wahlperiode mit Kurt Martmann von den Freien Wählern Hürth (FWH) zu einer Fraktion zusammen geschlossen.
Der 67-jährige Diplom-Betriebswirt Martmann, verheiratet und Vater zweier Kinder, kandidiert erneut an der Spitze der recht kurzen FWH-Liste. Er sieht sich als kritische, unideologische Stimme im Stadtrat.

Der FDP-Bewerber Sascha Milana rechnet sich Außenseiterchancen als Quereinsteiger bei der Bürgermeisterwahl aus.
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Für die AfD tritt der Uhrmachermeister und Juwelier Norbert Raatz (Jahrgang 1965) erneut auf Listenplatz eins an. Die AfD zog 2020 mit zwei Vertretern in den Stadtrat ein, die Fraktion zerbrach aber Ende 2022 nach dem Parteiaustritt eines Mitglieds.
Martina Thomas (Jahrgang 1961) wurde 2020 als einzige Vertreterin der Linkspartei in den Stadtrat gewählt, ist inzwischen aber zum BSW gewechselt. Für das BSW kandidiert die ÖPNV-Fachkraft bei der Kommunalwahl auf Listenplatz eins. Für die Partei Die Linke tritt die Altenpflegerin Jessica Ophoven (Jahrgang 1995) auf Listenplatz eins an, dahinter folgt der Fahrdienstleister Fritz Laser (Jahrgang 1993), der bei der Bundestagswahl noch Wahlkreiskandidat der Linken war.
So lief die Wahl vor fünf Jahren
Bei der Wahl zum Stadtrat wurde die CDU 2020 mit Abstand stärkste Partei. Die Christdemokraten holten 43,7 Prozent der Stimmen, gewannen 21 der 22 Wahlkreise und holten damit 22 Sitze von 48 Sitzen. Die SPD brach auf 22,6 Prozent ein, gewann einen Wahlkreis knapp und zog mit elf Stadtverordneten in den Rat ein. Dicht dahinter waren die Grünen, die mit 21,1 Prozent der Stimmen ihr mit Abstand bestes Ergebnis in Hürth verbuchen konnten und die Zahl der Ratsmandate auf zehn verdoppelten. In Fraktionsstärke schaffte es sonst nur noch die AfD in den Stadtrat, die auf 4,1 Prozent und zwei Mandate kam. FDP (3 Prozent), Linke (2,8 Prozent) und Freie Wähler (2,2 Prozent) holten jeweils einen Sitz.
Die Bürgermeisterwahl gewann Dirk Breuer mit deutlichem Vorsprung schon im ersten Wahlgang. Der Christdemokrat holte 55 Prozent der Stimmen, dahinter folgten Michael Kleofasz (SPD, 20,8 Prozent) und Regina Kaiser (Grüne, 19,2 Prozent). Abgeschlagen landeten Kurt Martmann (Freie Wähler, 3,2 Prozent) und Rüdiger Reiners (Piraten, 1,9 Prozent) auf den Plätzen drei und vier.