Streit um VergabeverfahrenEltern nach Ablehnung von Hürther Gymnasien schockiert

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Baustelle Ernst-Mach-Gymnasium

Den Ablehnungsbescheid präsentieren enttäuschte Eltern und Kinder vor dem Ernst-Mach-Gymnasium.

Die Schulplatzvergabe an Hürther Gymnasien emotionalisiert. Eltern formieren sich und wollen gemeinsam Widerstand leisten.

Eltern sowie Schülerinnen und Schüler in Hürth sind enttäuscht. 31 Kinder wurden an einem der beiden Gymnasien abgelehnt. „Es fühlt sich in etwa so an, als ob man als guter Mitbürger vor die Stadtmauer gesetzt wird“, sagt Kristina Hunger. Ihr Sohn wollte ans Ernst-Mach-Gymnasium wechseln. Doch Ende der vergangenen Woche kam die Absage.

„Es ist befremdlich und für alle Beteiligten sehr belastend.“ Schülerinnen und Schüler, die von der Ablehnung betroffen sind, seien beschämt und fühlten sich ausgeschlossen, berichtet Hunger. Um an die Wunsch-Schule gehen zu können, hätten sich Kinder um gute Noten bemüht. Nun werde das nicht wertgeschätzt.

Ablehnung von Hürther Gymnasien: „Das war ein richtiger Schock!“

Fassungslos war auch Ulrike Hanslik, als am Samstag der Bescheid mit einer Ablehnung im Briefkasten lag. „Man hat mitbekommen, dass es im Umkreis von Köln vermehrt zu Absagen an weiterführenden Schulen gekommen ist“, sagt sie im Gespräch mit dieser Zeitung. Sie sei davon ausgegangen, dass wer in Hürth wohnt, dort auch eine Zusage für ein Gymnasium in der Stadt bekommt. „Das war ein richtiger Schock!“ Für ihre Tochter, die auf das Albert-Schweitzer-Gymnasium wechseln wollte, sei das schwierig. „Ihr bester Freund ist angenommen worden und sie nicht.“

Doch auch für die familiäre Planung wäre eine Schule in einer anderen Stadt nicht einfach. „Der Aufwand wäre groß. Und die Zeit ist so schon knapp. Die beiden vierjährigen Zwillinge müssen ja weiter in Hürth zur Kita“, sagt Hanslik. Auch mit Blick auf die Zwillinge wünscht sich die Mutter eine langfristige Lösung und plädiert für eine Mehrklasse an einem der Hürther Gymnasien.

Dies ist gemeinsam mit der Erhöhung der Schülerzahl in den Klassen auf maximal 32 Schülerinnen und Schüler ein Lösungsvorschlag in der Diskussion. Ebenso stehen die Ideen, zwei Mehrklassen zu bilden oder ortsansässige Schülerinnen und Schüler bei der Platzvergabe zu bevorzugen, zur Debatte. Doch noch gibt es keine Einigung zwischen den Schulen, der Stadt und der Bezirksregierung

Hürth: Eltern wollen gemeinsam für Schulplätze an Gymnasien kämpfen

Seit der Rückmeldung der Schulen formieren sich betroffene Eltern und wollen sich gegenseitig unterstützen. Als Elternschaft wollen sie an der Fragestunde der kommenden Stadtratssitzung teilnehmen und dort ihr Statement abgeben, berichtet Hunger.

„Wir legen aktuell alle Widerspruch gegen die Bescheide ein, damit diese als Grundlage gegenüber der Bezirksregierung genutzt werden können.“ Für die Vorbereitung der Stadtratssitzung werde nun ein Elternabend geplant. Außerdem wollen sie vor dem Bürgersaal demonstrieren, um als Hürther Elternschaft den Unmut gegen das Auswahlverfahren kundzutun, so Hunger.

Um den Eltern zu zeigen, dass sie nicht alleine sind, hat die Schulpflegschaft der GGS am Clementinenhof in Alt-Hürth eine Petition gestartet. „Hürther Kinder sollten in Hürth zur Schule gehen“, sagt der Schulpflegschaftsvorsitzende Stefan Zylajew. „Dafür muss eine Lösung her.“

Erstmals wollen sich nun auch die Schulpflegschaften der Grundschulen gemeinsam formieren. „In anderen Städten gibt es auch eine Stadtschulpflegschaft. Da denke ich aktuell auch über eine Gründung nach“, so Zylajew. Am Montagnachmittag hat die Petition fast 3000 Unterstützende. Dass so schnell so viele Menschen unterzeichnet haben, hat ihn positiv überrascht. „Ich hoffe, wir sammeln noch mehr Stimmen und können so Druck auf die entscheidenden Gremien ausüben.“

Bei den betroffenen Eltern kommt das gut an. „Eine große Welle der Solidarität geht durch die Hürther Bevölkerung“, sagt Hunger. Auch Hanslik freut sich über die Petition: „Es ist gut, so viel Unterstützung, nicht nur von Betroffenen, zu erfahren.“


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