25 Jahre HospizvereinSo feiern die Sterbebegleiter in Hürth das Leben

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Vier Frauen stehen hinter einer Bank, auf der ein Rahmen mit der silbernen Zahl 25 platziert ist.

Bereiten das Jubiläumsfest vor: Judith Biels und Inge Sauren (Koordinatorinnen), Annette Neumann (Vorsitzende), Ute Kronberg und Pia Blome-Drees (Ehrenamtliche).

Mit Sterben, Tod und Trauer hat der Hospizverein in Hürth täglich zu tun, doch Trauerklöße sind die Mitstreiterinnen und Mitstreiter nicht.

Dass der Hospizverein mitten im Leben steht, will das Team mit einem Jubiläumsfest zum 25-jährigen Bestehen, das am Samstag, 19. August, im Kulturbiergarten am Bürgerhaus über die Bühne geht, jedem zeigen. „Wir wissen nicht, was morgen ist“, sagt Koordinatorin Inge Sauren. „Uns geht es auch darum, den Moment und das Leben zu feiern.“

Die Ehrenamtlerin Pia Blome-Drees ergänzt: „Wir sind lebensbejahende, fröhliche Menschen, die aber die letzte Phase, die auf jeden von uns zukommt, nicht ausklammern.“ Gleichzeitig will das Team auf das vielfältige Angebot des Vereins aufmerksam machen.

Hospizverein in Hürth will Berührungsängste abbauen

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben schon viele Menschen auf dem letzten Abschnitt ihres Lebenswegs begleitet und vielen Hinterbliebenen Trost und Hoffnung gegeben und ihnen gezeigt, dass sie in ihrer Trauer nicht allein sind. „Wir wollen den Menschen auch die Scheu nehmen“, so die Vorsitzende Annette Neumann.

„Die Zeit war reif für die Hospiz-Idee“, so erinnert sich die Initiatorin und erste Vorsitzende Petra Schmidt in einem gut halbstündigen Video, das die Geschichte des Hospizvereins in Szene setzt, an die Gründung im Jahr 1998. 60 Interessierte kamen zur Gründungsversammlung in die Realschule, 40 wurden direkt Mitglieder des Vereins, der sein erstes Büro unter dem Dach des Pfarrhauses in Fischenich bezog.

29 Gründungsmitglieder werden beim Jubiläumsfest in Hürth geehrt

29 Gründungsmitglieder sollen jetzt beim Jubiläumsfest geehrt werden. Beide großen Kirchen waren von Anfang an Unterstützer. Der Verein wuchs mit den Jahren und bezog zum zehnjährigen Bestehen ein barrierefreies Büro in Alt-Hürth. Im Januar 2016 zog Hospiz Hürth in die Räume an der Luxemburger Straße 358 in Hermülheim um, die genug Platz für Gruppentreffen und Schulungen bieten. Außerdem liegt das Büro gut sichtbar mitten in der Stadt.

Oft sitzt das Koordinatorinnenteam auf einer Bank vor dem Hospizbüro, um direkt mit Passanten ins Gespräch zu kommen. „Da gibt es viele Berührungsängste“, weiß Judith Biels, ebenfalls Koordinatorin.

Die Hospizarbeit wird in erster Linie von den 40 Ehrenamtlichen in der ambulanten Sterbebegleitung geleistet, darunter gerade einmal fünf Männer. Sie werden in mehreren Wochenendseminaren innerhalb eines Jahres auf ihre Tätigkeit vorbereitet.

Manchmal hilft es schon, eine Hand zu halten
Ute Kronberg, ehrenamtliche Sterbebegleiterin

Die Sterbebegleiter stehen todkranken Menschen zu Hause oder im Pflegeheim zur Seite, entlasten aber auch die Angehörigen, die sich in der schweren Situation oft alleingelassen fühlen. „Manchmal hilft es schon, eine Hand zu halten“, berichtet Ute Kronberg, die seit 17 Jahren ehrenamtlich beim Hospizverein tätig ist.

Als Mitarbeiterin einer Apotheke habe sie 40 Jahre lang mit der ganzen Bandbreite des Lebens zu tun gehabt. 15 Menschen hat sie bisher auch im letzten Lebensabschnitt begleitet, manche über mehrere Jahre. „Ich habe ein sehr schönes und privilegiertes Leben“, sagt die 72-jährige Hospizmitarbeiterin. „Dafür will ich danke sagen und den Menschen, die ich begleite, Zeit schenken.“

Zeit ist das wertvollste Geschenk, das die Ehrenamtlichen machen

Zeit sei das wertvollste Geschenk, das die Ehrenamtlichen den sterbenskranken Menschen und ihren Familien machen könnten, bestätigt Koordinatorin Inge Sauren. Gerade im medizinischen Betrieb erlebten viele Patienten und ihre Angehörigen den enormen Zeitdruck. Die Sterbebegleiter nehmen sich Zeit, um zuzuhören.

Wichtig sei, den Menschen nicht nur als Patienten wahrzunehmen. „Oft steht nur noch die Krankheit im Vordergrund“, weiß Sauren. „Aber der Mensch ist viel mehr und hat eine Lebensgeschichte. Davon lassen wir die Familie erzählen.“

Neben der Sterbebegleitung kümmern sich die Ehrenamtlichen um Trauernde, organisieren zum Beispiel Trauertreffs und offene Trauercafés. Auch an den Schulen engagiert sich der Hospizverein. Finanziert wird das Angebot fast ausschließlich über Spenden und Vereinsbeiträge der 200 Mitglieder. Neue Mitstreiter sind willkommen.

Das Jubiläumsfest wird am Samstag, 19. August, von 16 bis 20 Uhr im Kulturbiergarten am Bürgerhaus, Friedrich-Ebert-Straße 40, gefeiert. Mit dabei sind Eddi Hüneke (Ex-Wise-Guys), Willibert Pauels, Domhäzje Nadine sowie Chöre und Tanzgruppen. Der Eintritt ist frei.

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