Chef mit Millionen MitarbeiterinnenImker eröffnet Honig-Fachgeschäft in Hürth

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In ihrem Garagen-Laden bieten Viola und Guido Wollenweber Honig und Kerzen an.

In ihrem Garagen-Laden bieten Viola und Guido Wollenweber Honig und Kerzen an.

Alt-Hürth – Sein süßes Hobby hat Imker Guido Wollenweber zum Beruf gemacht. Vor zwei Jahren kündigte der gelernte Autoschlosser seinen Job in der Hürther Papierfabrik und lebt seitdem vom Verkauf seines selbst erzeugten Honigs, hauptsächlich auf Märkten. Nun wagt der 51-jährige Hürther den nächsten großen Schritt: Im kommenden Februar will er an der Weierstraße 22 in Alt-Hürth ein Fachgeschäft für Honig und Bienenwachskerzen eröffnen.

Ein Sportkamerad aus dem Ruderverein brachte ihn vor 17 Jahren zur Imkerei. „Am Kloster Burbach stand ein alter Imkerwagen“, berichtet Wollenweber. „Er hat mich gefragt, ob wir den wieder herrichten und Bienen halten wollen.“ Wollenweber winkte erst einmal ab. „Ich kann mich auch woanders zerstechen lassen, hab ich spontan gesagt.“ Doch dann recherchierte er im Internet – und ließ sich von den Insekten begeistern. Und inzwischen weiß er auch, dass Imker eher selten von ihren Bienen gestochen werden, natürlich auch, weil sie entsprechende Schutzanzüge tragen, wenn sie am Bienenstock arbeiten. „Ich bekomme vielleicht so sieben, acht Stiche im Jahr ab. Die sind aber nicht schlimm.“

Hürther hat rund 50 Völker mit jeweils bis zu 40.000 Bienen

Den altmodischen Imkerwagen ließ Wollenweber stehen, stellte dann aber auf der Wiese am Kloster Burbach unweit des Otto-Maigler-Sees seine ersten selbst gebauten Bienenkisten – der Fachmann spricht von Beuten – auf und siedelte darin sein erstes Bienenvolk an, das er von einem Züchter aus dem Kölner Imkerverein bekam. Dort nahm ihn auch ein erfahrener Bienenzüchter unter seine Fittiche.

In der Nähe des Friedhofs in Alt-Hürth sammeln die Bienen von Guido Wollenweber von Frühjahr bis Herbst fleißig Honig. Hier kontrolliert er die Waben.

In der Nähe des Friedhofs in Alt-Hürth sammeln die Bienen von Guido Wollenweber von Frühjahr bis Herbst fleißig Honig. Hier kontrolliert er die Waben.

Inzwischen hat Wollenweber, der einen Honiglehrgang beim deutschen Imkerbund absolviert hat, rund 50 Völker, jedes mit bis zu 40.000 Bienen. Seine Bienenstöcke stehen verteilt über das Kreisgebiet, darunter auf dem Marienfeld in Kerpen. Manchmal fährt Wollenweber seine Bienen auch bis nach Prüm in die Eifel, damit sie dort Nektar sammeln. Ein guter Standort befinde sich direkt in der Nähe im Bereich der Moschee und des Friedhofs in Alt-Hürth. „Die Friedhofsbesucher sorgen dafür, dass immer frische Blümchen auf den Gräbern stehen, das ist für die Bienen optimal und gibt einen guten Blütenhonig“, sagt Wollenweber. Auch auf der rekultivierten Tagebaufläche am Villehang bringen die Bienenvölker einen guten Ertrag.

Je nach Standort und Jahreszeit bekommt der Imker dann auch sortenreinen Honig. 15 Sorten hat Wollenweber im Angebot, vom Raps- über Linden- und Akazienhonig bis zum aromatischen Waldhonig. Zwischen 30 und 40 Kilo Honig bringt ein Volk pro Jahr. Wollenweber schleudert den reifen Honig aus den Waben und zieht ihn auf Mehrweggläser. Vom Geschmack sei der Imkerhonig der Supermarktware deutlich überlegen, sagt Wollenweber. „Der hat ein ganz anderes Aroma.“

Stundenlohn des Hürther Imkers liegt nah am Mindestlohn

Neben den Wochenmärkten steht Wollenweber mit seinem Verkaufsanhänger sonst vor allem auf Wein- und Genussmärkten sowie auf Volksfesten. „Aber in diesem Jahr läuft wegen Corona kaum etwas“, bedauert er. „Das ist eine Katastrophe.“ Ohnehin: Reich werde man auch als professioneller Imker nicht. Den Erträgen stehe erheblicher Aufwand gegenüber für Futter und Material, auch müssten die Bienenvölker regelmäßig gegen Milbenbefall behandelt werden.

Dazu komme ein großer Zeitaufwand. Während der Saison vom Mai bis in den Spätsommer fahre er täglich herum, um seine Bienenvölker aufzusuchen. „Neben der Schichtarbeit war das kaum zu schaffen.“ Wollenweber hat ausgerechnet, dass sein Stundenlohn nah am Mindestlohn liegt. „Man muss einfach auch Spaß daran haben.“

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Mit dem neuen Laden, den seine Frau Viola leiten wird, hofft der Imker auch auf größere Umsätze. Zwar verkauft Wollenweber auch schon jetzt Honig und selbst gegossene Bienenwachskerzen in einer umgebauten Garage. Doch wer hinein will, muss an seiner Haustür klingeln. Das schrecke offenbar viele Leckermäuler ab. „Die Leute müssen die Ware im Schaufenster sehen, dann kommen sie auch herein“, glaubt der Imker. Bevor Wollenweber sein Geschäft in den 50 Quadratmeter großen Räumen eines Kosmetikstudios eröffnen kann, das zum Jahresende schließt, stehen einige Umbauten an. Wie seine Bienenkästen baut Wollenweber natürlich auch die Regale selbst.

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