Fast 500.000 Euro soll die Sanierung des Baudenkmals kosten. Das könne seine Mutter (73) von ihrer Witwenrente nicht bezahlen, sagt ihr Sohn.
DenkmalschutzRentnerin ringt mit der Stadt Hürth um Abbruch eines maroden Fachwerkhauses

Die Sanierung des Fachwerkhauses sei unwirtschaftlich und seiner Mutter als Eigentümerin nicht zuzumuten, sagt Marcel Pohl.
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Das kleine Fachwerkhaus an der Dorfstraße in Sielsdorf wirkt wie ein Schmuckkästchen. Im Innern offenbaren sich jedoch massive Schäden an der alten Bausubstanz. Ein Gutachter hat die Sanierungskosten auf fast 500.000 Euro geschätzt. Viel zu viel für die Eigentümerin, eine 73-jährige Rentnerin. Ihr Sohn Marcel Pohl ringt nach eigenen Angaben seit zwei Jahren mit der Stadt um eine Abbruchgenehmigung. Das Problem: Das Häuschen steht unter Denkmalschutz.
Die Immobilie befindet sich seit Generationen im Familienbesitz. „Das Haus hat schon meiner Uroma gehört“, berichtet Pohl. Seit 1992 steht es auf der Denkmalliste, weil es nach Angaben der Stadt als ältestes Fachwerkhaus in Sielsdorf gelte und von bau- und ortsgeschichtlicher Bedeutung sei. „Mein Vater hat dem Denkmalschutz damals widersprochen“, erinnert sich Pohl. „Danach haben wir nichts mehr gehört.“
Hürth: Der Verkaufserlös war als Altersvorsorge gedacht
Das änderte sich, als Pohl vor zwei Jahren bei der Stadt wegen einer Abbruchgenehmigung für das marode Haus nachfragte, das über 30 Jahre lang an ein älteres Ehepaar vermietet war und seit 2018 leer steht. „Ich soll das Grundstück im Auftrag meiner Mutter verkaufen“, sagt Pohl. „Der Erlös ist für die Alterssicherung gedacht. Meine Mutter erhält nur eine kleine Witwenrente.“
Doch ein Abriss sei bei einem Baudenkmal nicht so einfach möglich, habe ihm die Stadt als Untere Denkmalbehörde mitgeteilt. „Wir haben dann nach einem Käufer gesucht und das Haus auch der Stadt angeboten“, sagt Pohl. Doch der Denkmalschutz und die hohen Sanierungskosten für ein marodes Bauwerk mit durchgefaulten Balken, schiefen Wänden und bröckelndem Mauerwerk, zwei Kohleöfen und nur 65 Quadratmetern Wohnfläche habe alle Interessenten abgeschreckt.

Durchgefaulte Balken und bröckelndes Mauerwerk machen das Fachwerkhaus zu einem Sanierungsfall.
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Schließlich habe es „diverse Gespräche und regen E-Mailverkehr“, außerdem Ortstermine mit der Unteren Denkmalbehörde und dem LVR-Amt für Denkmalpflege gegeben. Im April 2024 habe er einen Abrissantrag gestellt, über den bis heute nicht entscheiden worden sei.
„Die Stadt fordert immer neue Unterlagen“, beklagt Pohl. Seine Mutter habe bereits 20.000 Euro für Gutachten und Nachweise zu den Gebäudeschäden, zur Statik, zur Unwirtschaftlichkeit einer Sanierung und zur Unverkäuflichkeit der Immobilie aufgebracht. „Das Ersparte meiner Mutter ist damit weg“, sagt Pohl, der sich von der Denkmalbehörde hingehalten fühlt. Ohnehin sei auch dargelegt worden, dass von der historischen Substanz des Denkmals nach einer Sanierung nicht viel übrig bleiben würde.
Stadt Hürth mahnt fehlende Unterlagen an
Die Stadt weist den Vorwurf zurück. „Für eine fachgerechte Prüfung sind umfassende Unterlagen erforderlich, bis bislang nicht vollständig eingereicht wurden“, so ein Sprecher. „Sollte der Nachweis erbracht werden, dass der Erhalt des Gebäudes für die Eigentümerin wirtschaftlich unzumutbar ist, kann eine denkmalrechtliche Genehmigung zum Abbruch erteilt werden.“
Inzwischen hat Pohl den Rhein-Erft-Kreis als Obere Denkmalbehörde eingeschaltet. Kürzlich gab es einen Ortstermin mit beiden Denkmalbehörden. Auch Kreissprecher Thomas Schweinsburg sagte hinterher, dass der Stadt als Genehmigungsbehörde nicht alle Unterlagen und Informationen vorlägen.
Der Kreis als Aufsichtsbehörde werde das Verfahren begleiten. Schweinsburg: „Wir sind uns der schwierigen Situation der Eigentümerin bewusst und bemühen uns, gemeinsam mit allen Beteiligten eine rechtlich tragfähige und menschlich vertretbare Lösung zu finden.“