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Deutsche SchuleSchüler aus Costa Rica lernen ihre Brieffreunde in Hürth und Brühl kennen

4 min
Das Foto zeigt eine große Gruppe von Schülerinnen und Schülern in rosafarbenen T-Shirts vor dem Phantasialand.

Mit mehr als 70 Jungen und Mädchen war Lehrer Jens Erner aus Costa Rica zu Besuch im Rheinland. Erner war früher Schulleiter in Hürth.

Jens Erner war Schulleiter in Hürth. Heute arbeitet er an einer Deutschen Schule in Mittelamerika. Mit Schülern besuchte er das Rheinland.

„Hier ist es superschön“, resümierten viele der insgesamt 72 Jungen und Mädchen der sechsten Klassen, die mit ihrem Lehrer Jens Erner aus Costa Rica jetzt die Köln-Bonner-Bucht besucht haben. Erner hat viele Jahre selber im Rheinland gelebt und war Schulleiter an der Bodelschwingh-Schule in Alt-Hürth.

Ein erstes Mal packte ihn 2009 das Fernweh. Mit seiner Frau und den drei Kindern zog er nach Peru, wo er in Lima bis 2016 eine Grundschule leitete. Zurück in Hürth arbeitete er zunächst bei der Bezirksregierung in der Abteilung der Qualitätsanalyse, bevor er im Jahr 2021 erneut die Koffer packte. Diesmal reiste er alleine – Ziel war das Humboldt-Gymnasium in Costa Rica in der Hauptstadt San José.

Ehemaliger Hürther Schulleiter ist heute Lehrer in Costa Rica

„Das Humboldt-Gymnasium ist eine offizielle deutsche Auslandsschule“, erklärte er. Die jungen Leute könnten dort in elf Jahren den örtlichen Abschluss Bachillerato Nacional machen, um in Costa Rica zu studieren,  oder in zwölf Jahren das Auslandsabitur zu absolvieren, um anschließend in Deutschland zu studieren. „Ziel aller deutschen Schulen im Ausland ist es, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, erklärt der Lehrer.

Außer der Reise nach Deutschland für die Sechstklässler werde den Jungen und Mädchen in der zehnten Klasse auch noch ein Schüleraustausch angeboten, bei dem die jungen Leute aus Costa Rica in den deutschen Familien leben dürften. Dabei können sie den Alltag ihrer Altersgenossen in Deutschland ganz genau kennenlernen.

„Die Motivation der jungen Leute für den Schüleraustausch war und ist immer sehr groß“, erklärt Erner. Deswegen habe man überlegt, einen ersten Deutschlandbesuch bereits in der sechsten Klasse anzubieten. „Das ist jetzt erst das dritte Mal, dass wir mit Sechstklässlern nach Deutschland reisen“, so Erner.

Schüler aus Costa Rica pflegen Brieffreundschaften mit Hürth und Brühl

Die Kosten in Höhe von etwa 3000 Euro müssten die Eltern allerdings selber aufbringen. Dafür seien die Kinder jedoch rund um die Uhr betreut und umsorgt worden. Für die allermeisten der Elf- bis Zwölfjährigen war es auch das erste Mal, dass sie ihre Heimat verlassen haben und die weite Welt kennenlernen konnten. Unvergesslich bleiben ihnen die Besuche im Phantasialand in Brühl, im Schokoladenmuseum in Köln, der Museumsmeile in Bonn sowie der Gesamtschule in Hürth und des St.-Ursula-Gymnasiums in Brühl, mit denen es freundschaftliche Beziehungen gibt.

„Das Beste aber ist für sie gewesen, dass sie ihre deutschen Sprachkenntnisse aus dem Schulunterricht in Costa Rica bei ihren Begegnungen anwenden konnten“, berichtete Erner. Ihm, aber auch seinen Kollegen sei es wichtig, dass die jungen Leute die deutsche Sprache sprechen und so oft, wie es geht, auch anwenden. Deswegen pflegt die Schule in Costa Rica auch Briefkontakte etwa zu den Schulen in Hürth und Brühl im Rhein-Erft-Kreis.


Deutsche Schulen

136 Schulen auf der ganzen Welt werden von der Bundesrepublik offiziell als Deutsche Schulen anerkannt, berichtet die beim Auswärtigen Amt angesiedelte Zentralstelle (ZfA). Dort werden sowohl deutsche als auch landeseigene Abschlüsse angeboten. „Das sind alles private Schulen“, berichtet Jens Erner. Pro Kind und Monat müssten die Eltern etwa 950 Euro zahlen. „Aber es gibt auch Stipendien von 20 bis 100 Prozent“, so Erner. Zuschüsse gebe es deswegen für einige Kinder für die Reise nach Deutschland.

Die Deutsche Schule San José, das Colegio Humboldt, in der Hauptstadt Costa Ricas beschreibt Jens Erner als „ähnlich wie die deutschen Schulen“. Sogar die Schulmöbel seien aus Deutschland geliefert worden. Unterschiede gebe es aber im Kollegium. Etwa die Hälfte der Lehrer kämen aus Deutschland, die anderen seien Kräfte aus der Region in Costa Rica. „Technisch und auch personell ist unsere Schule sehr gut ausgestattet“, berichtet Erner.

Getragen wird die Schule laut ZfA vom „Institución Cultural Germano Costarricense“, dem deutsch-costa-ricanischen Kulturinstitut. Alle Schüler und auch die Lehrer seien auf der Privatschule mit iPads ausgestattet. Die Schule habe mehrere Hausmeister und Putzkräfte, die das Schulleben schon enorm erleichtern. Unterrichtet werde in Deutsch und in Spanisch.