Daniel Breitfelder, Sebastian Kreyer und Johannes Brüssau begeistern das Publikum als ausgebrannte Schauspieler im FWT.
Premiere im Freien Werkstatt TheaterDer Vampir im Phantasialand hat bezahlten Urlaub

Fünf Minuten Stille, im FWT, Oktober 2025
Copyright: Niklas Berg
Not macht erfinderisch. Das FWT in der Kölner Südstadt ist wohl, wie die gesamte Freie Szene, finanziell nicht auf Rosen gebettet. So werden in den ersten Monaten der neuen Spielzeit unter dem Label „Ein Stück weiter“ drei Premieren gestartet, die jeweils nur zwei statt der üblichen sechs Wochen Probezeit haben.
Dass die extrem verkürzte Zeit es gestatte, schneller auf aktuelle gesellschaftliche Zustände zu reagieren und im Theater am Puls der Zeit zu sein, leuchtet nicht wirklich ein. Schule sollte dieses Projekt nicht unbedingt machen. Dass es dennoch bei der Premiere von „fünf minuten stille“ wunderbar funktionierte, liegt wohl weniger an dem Konzept der radikalen Vorbereitungskürze, als an der fantastischen Qualität des Ensembles.
Chronik eines gescheiterten Projekts
Das mittlerweile in Köln etablierte „Produktionsbüro Petra P“ hat sich auf seine ganz eigene Art und Weise der Textvorlage des jungen Autors Leo Meier angenommen. Natürlich geht es auch bei ihnen noch um die besagten Momente der Stille, die alle herbeisehnen und doch nur wenige auszuhalten vermögen. So quatscht man im fröhlichen Plauderton aus Angst vor einem akustischen Horror Vacui die Zeit tot. Mehr aber noch als das eigentliche Stück steht die Dynamik des Probeprozesses im Fokus. Dass der nicht besonders glücklich verlaufen sei, verkündet das Trio um Daniel Breitfelder, Sebastian Kreyer und Johannes Brüssau gleich zu Beginn. Man habe sich nach 14 Tagen Theater-Tortur als Theater-Kollektiv aufgelöst und was folge, sei die Chronik eines gescheiterten Projektes.
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Wie das Scheitern zur Schau gestellt wird, ist ungemein komisch und voller spitzfindiger Anspielungen auf den Theaterbetrieb, der sich zunehmend, so sagt das Trio, wie eine Droge ohne Rausch darstelle. Um dann allerdings im eigentlichen Bühnengeschehen so viel anarchische Spielfreude und wunderbaren Witz zu präsentieren, dass man die Behauptung einer Ernüchterung kaum glauben möchte. Dabei spielen die Drei, die im Stück nur als namenlose Personen bezeichnet werden, mit jeder Menge Selbstironie ihre eigenen Theaterbiografien aus.
Daniel Breitfelder gefällt sich als Theater-Tausendsassa in der Rolle der Diva, um dann im nächsten Moment zu erzählen, dass er eine Rolle als Vampir im Phantasialand übernommen habe. Hier gebe es immerhin bezahlten Urlaub, während er sonst unter der Regie von Sebastian Kreyer nach der Theaterarbeit nur urlaubsreif sei. Kreyer wiederum tritt im Soldaten-Camouflage auf und gibt den pingeligen Regie-Feldwebel, der seine „Truppe“ mit Anekdoten und Namedropping aus der Welt der Theaterkoryphäen nervt. Sebastian Brüssau wiederum spielt das „Dummchen“, das allerdings ein Ass im petto hat. In Nippes warte eine große Rolle auf ihn, woraufhin er im heißen Lederfummel den Pop-Oldie „Maria Magdalena“ von Sandra performt, als Vorbereitung auf das gleichnamige Theater-Stück von Friedrich Hebbel.
Das Publikum, das das Trio zwischen Hochkultur und Travestie-Trash über 90 kurzweilige Minuten mit Szenenapplaus und vielen Lachern begleitet hat, feiert so viel Einsatzfreude unter erschwerten Bedingungen mit donnerndem Schlussapplaus.
Es folgt „Die Katze Eleonore“ von Caren Jeß am 23.10. Anfang 2026 wird die Reihe dann mit Sivan Ben Yishais „Bühnenbeschimpfung“ fortgeführt.
Nächste Termine für „fünf minuten stille“ : 11., 12. Oktober; 13., 14. Dezember