Platz für FitnessparkHürther Gewandhaus muss nach Kalscheuren umziehen

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Zwei Frauen packen einen Karton, eine schaut in eine Liste vor leer geräumten Regalen.

Die gute Laune lassen sich Lisa Hackenjos, Otti Kügler und Helga Konsorski trotz Umzugsstress nicht verderben.

Rund 240.000 Euro soll die Verlegung des Sozialkaufhauses ins Gewerbegebiet kosten. Das Geld stammt aus dem NRW-Stärkungspakt gegen Armut.

Alle Hände voll zu tun haben die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Sozialkaufhauses „Gewandhaus“ an der Theresienhöhe. Sie räumen Regale aus, verpacken die Waren in Kartons und schreiben Inventarlisten. Mitarbeiter eines Umzugsunternehmens rollen Kleiderständer in Plastikfolie ein und schaffen sie mit den Kartons in Lastwagen. Bis Ende der Woche müssen die 400 Quadratmeter Verkaufs-, Büro- und Lagerflächen leergeräumt sein.

Das Gewandhaus zieht um — wieder einmal. Schon im Sommer 2018 mussten die Ehrenamtlichen nach knapp zwei Jahren im ehemaligen Straßenverkehrsamt zusammenpacken. Die neuen Räume wurden auf einem alten Sportplatz aus ehemaligen Wohncontainern für Flüchtlinge zusammengesetzt. Doch die Fläche wird bald gebraucht für den Fitness- und Bewegungspark am Stadion.

Beim Umzug nach Kalscheuren musste es plötzlich schnell gehen

„Wir sind Ende Juni darüber informiert worden, dass wir im Herbst umziehen müssen“, berichtet Ursula Daum, 2. Vorsitzende des Trägervereins mit 45 Mitgliedern, davon die Hälfte aktive Helferinnen. „Vor drei Wochen hieß es dann, wir müssen sofort raus.“

Die Stadt will den Umzug des Gewandhauses aus Mitteln des NRW-Stärkungspakts finanzieren, der zur Bekämpfung von Armut aufgelegt wurde, und hat dazu einen Dringlichkeitsbeschluss gefasst. Der Antrag muss im September gestellt, das Geld bis Jahresende ausgegeben werden.

Nachfrage im Hürther Sozialkaufhaus ist in den letzten Monaten gestiegen

Auf 240.000 Euro schätzt die Verwaltung die Kosten für die Verlegung der Container auf einen Parkplatz an der Winterstraße im Gewerbegebiet Kalscheuren sowie für Transport und Zwischenlagerung des Inventars, das 500 Plastikboxen und noch einmal so viele Kartons füllt. Wann das Gewandhaus wieder öffnen kann, steht noch nicht fest.

Die Vorsitzende Lisa Hackenjos hofft, dass es schnell geht, denn der Bedarf sei groß und durch den Krieg in der Ukraine, hohe Energiekosten und Inflation noch weiter gestiegen. 1200 Kundenausweise hat das Gewandhaus, das 2015 als Kleiderkammer in einer Wohnung gestartet war, ausgestellt, viele für Alleinerziehende und ältere Menschen mit geringer Rente.

Sie können für kleines Geld gespendete Kleidung, Schuhe, aber auch Hausrat und Spielzeug einkaufen, oft sogar ursprünglich teure Markenware. „Wir nehmen etwas für unsere Waren, das ist auch eine Frage der Wertschätzung“, sagt Lisa Hackenjos. „Was nichts kostet, ist nichts wert.“

Die Erlöse spendet der Verein an soziale Einrichtungen wie die Tafel. 150.000 Euro seien bereits für den guten Zweck zusammengekommen. Lisa Hackenjos hofft, dass Spender und Kunden künftig auch den Weg nach Kalscheuren finden. Der Wunschstandort sei das nicht, räumt sie ein.

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