Mutter kämpft um SchulbegleiterDer 12-Jähriger Leon leidet unter Muskelschwund

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Die alleinerziehende Mutter Nicole Mainz sitzt oft mit am Tisch, um ihren Sohn Leon beim Lernen zu Hause zu unterstützen.

Die alleinerziehende Mutter Nicole Mainz sitzt oft mit am Tisch, um ihren Sohn Leon beim Lernen zu Hause zu unterstützen.

  • Die Schulen waren wochenlang geschlossen und Kinder hatten Lernstoff, dass Zuhause gelernt werden sollte.
  • Nicole Mainz ist alleinerziehend und ihr 12-Jährige Sohn leidet und Muskelschwund.
  • Für ihren Sohn braucht sie dringend eine Schulbegleitung auch für Zuhause.

Alt-Hürth – Wochenlang waren die Schulen geschlossen, erst nach und nach wird wieder im Klassenzimmer unterrichtet. Schüler müssen immer noch viel Lernstoff zu Hause selbst erarbeiten. Doch gerade Eltern von Kindern mit Behinderung stellt das vor Herausforderungen. So wie Nicole Mainz aus Alt-Hürth. Ihr Sohn Leon (12) leidet an Muskelschwund und sitzt im Rollstuhl, kann aber mit Unterstützung eines Schulbegleiters die fünfte Klasse der Gesamtschule besuchen. Die alleinerziehende Mutter kämpft nun dafür, dass während der Corona-Pandemie ein Schulbegleiter Leon auch zu Hause beim Lernen hilft.

Bei Leon wurde früh Muskeldystrophie Duchenne festgestellt. Die Erbkrankheit führt zu fortschreitendem Muskelabbau. „Schon im Kindergarten hatte Leon eine Begleitung“, berichtet Nicole Mainz. Leon ist ein aufgeweckter Junge und kann dem Unterricht an der Gesamtschule gut folgen. Allerdings braucht er Hilfe. „Er kann seinen Rucksack nicht tragen und die schweren Bücher nicht auspacken“, sagt seine Mutter. Der Schulbegleiter muss den Rollstuhl schieben und die Trinkflasche aufschrauben. Längere Texte kann Leon nicht mehr allein von Hand schreiben. Emotional komme ihr Sohn schnell an seine Grenzen. Mainz: „Der Schulbegleiter holt ihn dann schnell wieder runter.“

Schreiben fällt schwer

In den ersten Wochen nach Schließung der Schulen hat die 44-Jährige ihren Sohn selbst beim Lernen unterstützt. In der Kölner Anwaltskanzlei, in der sie als Fachangestellte beschäftigt ist, wurde kürzer gearbeitet. Inzwischen arbeitet sie wieder voll, jetzt fehlt die Zeit, jeden Tag zwei bis drei Stunden mit ihrem Sohn zu lernen. Aber gerade bei den Schulstunden am Computer brauche Leon Hilfe.

Beim Rhein-Erft-Kreis, der die Schulbegleitung finanziert, stellte sie per Fax einen Antrag auf einen Schulbegleiter für den Unterricht zu Hause – und bekam zunächst telefonisch eine Absage. „Mir wurde gesagt, Schulbegleitung sei an den Unterricht in der Schule gebunden“, berichtet Mainz. Das macht sie fassungslos: „Mir geht es darum, dass Leon genauso wie andere Kinder den Schulstoff nicht verpassen soll, nur weil er eine Behinderung hat.“

Geld für Schulbegleitung steht zur Verfügung

Zwischenzeitlich bezahlte sie den Schulbegleiter an zwei Tagen die Woche selbst aus Mitteln der Pflegeversicherung. Doch das Budget ist begrenzt. „Ich verstehe nicht, warum die vorhandenen Mittel nicht weiterhin verwendet werden, um Schulbegleiter für das Homeschooling einzusetzen“, sagt Nicole Mainz.

Das sieht Thomas Tenambergen, Fachgruppenleiter Behinderung und Rehabilitation beim Paritätischen Wohlfahrtsverband NRW, ähnlich. „Wer in der Schule einen Schulbegleiter braucht, der braucht diese Unterstützung auch zu Hause, um eine gleichberechtigte Teilhabe an Bildung zu erreichen“, so Tenambergen. „Man kann das nicht auf die Eltern abwälzen.“ Schließlich stehe das Geld für die Schulbegleitung zur Verfügung . „Das ist nicht zuletzt für Eltern, die sich jetzt die ganze Zeit allein um ihre Kinder mit Behinderung kümmern müssen, auch eine Entlastung.“

22 Anträge im Kreis - Moch keine Bewilligungen

Unterdessen verweist der Kreis, der 2019 rund 5,8 Millionen Euro für Schulbegleitung bereitgestellt hat und im laufenden Schuljahr die Kosten für 279 Schüler übernimmt, auf eine geänderte Rechtslage. Nach neuer Auslegung der Corona-Schutzverordnung durch das NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales könne Schulbegleitung im häuslichen Umfeld nun bewilligt werden, teilte Marco Johnen, Sprecher der Kreisverwaltung, auf Anfrage dieser Zeitung mit – allerdings nur in begründeten Ausnahmen. Entschieden werde im Einzelfall. Bislang sind nach Auskunft des Kreises 22 Anträge eingegangen, bewilligt ist noch keiner. Auch nicht der für Leon.

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