Eltern empörtStadt Kerpen vertreibt jugendliche Mountainbike-Fahrer aus Wäldern

Lesezeit 3 Minuten
Mountainbiking Unsplash

Die Stadt Kerpen will Mountainbike-Fahrer aus den Wäldern vertreiben. 

Kerpen – Selten hat eine Pressemitteilung so schnell im Netz für Empörung gesorgt, wie die Ankündigung der Stadtverwaltung, stärker gegen illegale Mountainbike-Fahrer in den städtischen Wäldern vorgehen zu wollen.

Gefahr abseits der Wege in Kerpener Wäldern

Hintergrund sind Vorkommnisse im Brüggener Wäldchen neben dem Friedhof. Die natürliche Hügellandschaft im Wald, der auf einer ehemaligen Industriebrache gewachsen ist, nutzt eine Gruppe zehn- bis 14-jähriger Kinder, um auch abseits der regulären Wege Mountainbike zu fahren.

Dabei, so beklagt die Stadtverwaltung, seien „Sprungschanzen“ angelegt und „Gruben“ ausgehoben worden, die nun eine Gefahr darstellten.

Vater: Kinder sitzen verängstigt zu Hause

Ein Vater sieht das anders: Schon immer seien die Kinder aus dem Ort in dem Wäldchen mit dem Fahrrad herumgefahren. Dass hier und da auch schon mal die Strecke von den Kindern präpariert werde, sei nicht schlimm. „Ich haben meinem Sohn und dessen Kumpels vorher gesagt, dass sie keine Bäume fällen und auch keinen Müll zurücklassen dürfen.“

Dennoch seien die Kinder schon von einem Förster und einer Mitarbeiterin der Stadt völlig unpassend zurechtgewiesen worden: „Die wollten die Adressen der Eltern haben und haben gesagt, dass diese nun zur Kasse gebeten würden. Nun sitzen die Kinder alle nur noch verängstigt zu Hause.“

Neuer Inhalt

Im Brüggener Wäldchen fahren Kinder mit ihren Mountainbikes abseits der Wege.

Auch David Held, Fraktionsvorsitzender der BBK, findet die Vorgehensweise der Stadt unpassend. „Die Kinder sind angepampt worden.“ Bei ihm hätten sich Anrufer darüber beklagt. „Ich bin als Kind selber in dem Wald mit dem Rad herumgefahren. Ich weiß nicht, warum das nun ein so gewichtiges Problem sein soll.“ Es gebe leider heutzutage eine „Verbotskultur“.

Statt so rigoros vorzugehen, solle man besser den Dialog und nach Möglichkeiten suchen, wie Naturschutz und Freiräume für Kinder und Jugendliche zusammengebracht werden könnten.

Förster warnt vor Gefahren für Kinder

Stadtsprecher Harald Stingl betont, dass die Kinder freundlich darauf hingewiesen worden seien, dass im Wald keine Mountainbike-Strecken angelegt werden dürften. Es gehe hier auch um rechtliche Fragen: „Was ist, wenn einem der Kinder etwas passiert? Dann ist das Geschrei groß.“ So sieht es auch Förster Florian Claßen.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Niemand hat etwas dagegen, wenn im Wald auf den regulären Wegen Fahrrad gefahren wird.“ Abseits der Wege sei dies aber aus Rücksicht auf Tiere und Pflanzen nicht zulässig. „Wir sind im Wald nicht im Wilden Westen.“

Es sei falsch, wenn behauptet werde, im Brüggener Wäldchen sei immer schon Mountainbike gefahren worden. „Die Strecken sind erst in den letzten Monaten angelegt worden“, sagt der Förster. Dabei verkennt auch Florian Claßen nicht die Problematik, dass Kinder und Jugendliche heutzutage oft nicht wissen, wo sie sich noch austoben können: „Warum schafft die Stadt nicht dafür eine Ausweichmöglichkeit?“ Im Wald gehe dies leider nicht.

KStA abonnieren