GnadenhochzeitKerpener Ehepaar flüchtete gemeinsam aus der DDR

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Das Ehepaar Helmuth und Irmgard Friese sitzt nebeneinander auf einer Bank.

Das Ehepaar Helmuth und Irmgard Friese heute.

Schon ein halbes Jahr, nachdem sie sich kennengelernt hatten, verlobten sich Helmut und Irmgard Friese – und flüchteten in den Westen.

Angefangen hat alles im Sommer 1951 beim Tanz im Dorfsaal in Kleinmühlingen in Sachsen-Anhalt. Die damals 18 Jahre alte Irmgard Friese, die damals noch Mannweiler hieß, lebte zu der Zeit mit ihren Eltern in Kleinmühlingen, Helmuth Friese (20) in Niederdorleben und er war als Elektriker in Magdeburg tätig. Sein Hobby: „Alles, was reparierfähig ist, wieder herzustellen“.

Das wusste auch ein Kollege und der bat ihn, das defekte Radio seines Vaters, der in der Nähe von Kleinmühlingen wohnte, zu reparieren. Nachdem das Radio wieder funktionierte, zog es die beiden in den Dorfsaal nach Kleinmühlingen, wo eine Band zum Tanzen aufspielte. „Und da saßen zwei weiße Blusen“, sagt der Jubilar. Irmgard und ihre Schwester Edith. „Wenn ich schon hier bin, will ich auch tanzen“, sagte er sich damals und ging auf Irmgard zu. Vor der stand jedoch schon ein anderer Kavalier. Den aber kannte Irmgard bereits. So gab sie „dem Neuen im Dorf“ den Vorrang. Beim zweiten Rendezvous zum Tanz habe es dann „gefunkt“.

Die Eltern wollten keinen katholischen Schwiergersohn

Eigentlich hatte Helmuth schlechte Karten, denn Irmgards Vater wollte keinen katholischen Schwiegersohn. Doch Helmuth überzeugte ihn und sie verlobten sich Weihnachten 1951. In den beiden darauffolgenden Jahren trafen sie sich regelmäßig.

Mit dem 17. Juni 1953, dem großen Aufstand in der DDR, änderte sich auch für die beiden das Leben. Sie beschlossen zu heiraten und gaben sich am 29. August 1953 in Kleinmühlingen standesamtlich und kirchlich das Ja-Wort.

Nach Bremerhaven geflüchtet

Mit einer offiziellen Reiseerlaubnis fuhren sie 1955 zu ihrer Schwester nach Bremerhaven, im Bewusstsein, nie wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Von 1955 im Flüchtlingslager bis zu Helmuths Pensionierung im Juni 1994, durchlebten sie viele Stationen in ihrem Leben, die geprägt waren von dem beruflichem Werdegang des Jubilars in leitenden Positionen. Seine Ehefrau war viel allein, doch „sie hat alles mitgemacht“, sagt Helmuth Friese dankbar. 1962 wurde Sohn Andreas geboren, 1964 Tochter Christiane. 1968 erwarben sie ein Grundstück in Kerpen und zogen 1970 in ihr „Zuhause“ ein.

Gern denken sie an die vielen Kreuzfahrten zurück und an die Reise in die USA. Die Enkel Florian (31) und Phillip (26) sind ihr ganzer Stolz. „Allein schaffen wir es nicht, aber zu zweit“, ihr Lebensmotto. Heute feiern Helmuth (92) und Irmgard(90) Friese ihre Gnadenhochzeit.

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