Bekannt aus „Zwischen Tüll und Tränen“Kerpener Brautmodengeschäft schließt nach 34 Jahren

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Das Bild zeigt ein Brautkleid im Laden von Maritta Emser.

Schweren Herzens gibt Maritta Emser ihr Unternehmen Cecile für Braut- und Festmoden auf. Im Räumungsverkauf am 25./26. August suchen noch viele Kleider ihre Braut.

Das Braut- und Festmodenzentrum Cecile in Kerpen schließt nach 34 Jahren. Bekannt wurde das Geschäft durch die Vox-Sendung „Zwischen Tüll und Tränen“.

Am 31. August verliert Kerpen eine Institution: Das nach eigenen Angaben größte Braut- und Festmodenzentrum Cecile sowie die angeschlossene Marke „De Luxe by Cecile“ schließt. Heute und morgen werden deshalb in einem Räumungsverkauf Brautkleider und Anzüge zu vergünstigten Preisen abgegeben – allerdings nur gegen Barzahlung und ohne Beratung.

Vox-Sendung „Zwischen Tüll und Tränen“ machte Geschäft deutschlandweit bekannt

Maritta Emser, Inhaberin von Cecile, stockt die Stimme, Tränen steigen auf. Es fällt ihr schwer, Abschied von ihrem Geschäft zu nehmen, das sie vor 34 Jahren an der Kölner Straße, dort, wo jetzt die Bäckerei Heinemann eine Filiale betreibt, als alleinerziehende Mutter auf 70 Quadratmetern eröffnete.

Maritta Emser steht in rosa Schuhen, einem hellrosa Kleid mit Blumenaufdruck und mit einer Glitzerbrille auf einem Event-Teppich in München.

Maritta Emser, Inhaberin des Braumodengeschäfts in Kerpen beim PIXX Lounge Event im Hotel Steinberger in München 2018.

Nicht zuletzt durch Fernsehpräsenz, in den vergangenen Jahren zum Beispiel in der Vox-Sendung „Zwischen Tüll und Tränen“ baute sie das Unternehmen kontinuierlich bis zu seiner jetzigen Größe im Sindorfer Industriegebiet aus und machte es selbst international bekannt.

Prinzessin aus dem Oman trug Hochzeitkleid aus Kerpen

Es ist für sie nicht nur ein Geschäft, das schließt, es ist eine Lebensphase, die mit vielen Emotionen verbunden ist. „Es waren für mich immer bewegende Momente, wenn ich die Braut glücklich sah, weil sie das für sie richtige Kleid gefunden hat. Das wird sie auch auf ihrer Hochzeit ausstrahlen“, erzählt Maritta Emser. Sie kann das beurteilen, da sie mitunter Einladungen zu Hochzeiten von Kundinnen angenommen hat. So wie diejenige einer Prinzessin aus dem Oman, für die sie ein Designerbrautkleid nach ihren Entwürfen in der angeschlossenen Maßschneiderei umarbeiten ließ.

Dabei war es Maritta Emser immer wichtig, nicht nur unter der Marke „De Luxe by Cecile“ teure Designerkleider bis zu 25 000 Euro zu verkaufen, sondern bei ihr sollte jede Braut ein qualitativ hochwertiges, schönes und für sie passendes Kleid zu einem bezahlbaren Preis bekommen.

„Cecile“ muss schließen: Kaufinteressenten haben abgesagt

„Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ich haben immer mit Herzblut gearbeitet und versucht, das auch unseren Kundinnen zu vermitteln. Manche, die schon einige Frustrationserlebnisse hinter sich hatten, mussten wir erst einmal wieder aufpäppeln.“

Aber warum wird ihr Unternehmen nicht fortgeführt? Drei ernsthafte Interessenten habe es gegeben, erzählt Emser. Alle hätten abgesagt, einer 14 Tage vor der Vertragsunterzeichnung. Und warum hört sie selbst auf? Da spielt die Corona-Pandemie eine Rolle und die „verfehlte Politik“, sagt Emser, der man ihren Ärger anmerkt.

„Zwischen Tüll und Tränen“: 190 Abend- und viele Brautkleider bei Einbrüchen gestohlen

„Wir haben zwar eine Überbrückungshilfe bekommen, aber die mussten wir dreifach versteuern, bei der Umsatzsteuer, dem Jahresabschluss und der Einkommenssteuer“. Das habe viele kleine und mittlere Betriebe kaputt gemacht, ist sie überzeugt. Dennoch hätte sie, obwohl mittlerweile 74 Jahre alt, weitergemacht.

Doch zwei Einbrüche kurz hintereinander, bei denen 190 Abend- und viele Brautkleider gestohlen wurden, ließen in ihr den Entschluss reifen, jetzt aufzuhören.

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