Kommentar zur SystemsprengerinDas Kerpener Mädchen trägt keine Schuld

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Klassenzimmer

Kerpen – Sie ist 14 Jahre alt – und sie trägt keine Schuld daran, dass die Stadt Kerpen vor einer Mammutaufgabe steht: gesellschaftlich und finanziell. Und auch die Verantwortlichen im Rathaus tragen daran keine Schuld. Ein Teenager, der viel durchlitten hat – so viel lässt sich auch aus dem Wenigen, was bekannt ist, allemal ablesen.

Ein Mädchen, das aufgrund der Umstände im Elternhaus nicht so aufwachsen konnte, wie ein Kind es eigentlich sollte. Von mehreren Heimunterbringungen ist da die Rede. Davon, dass dies  nichts gefruchtet habe. Und auch, dass die 14-Jährige eine Gefahr für sich selbst und andere sei.

Eine unbeschwerte Kindheit ist nicht selbstverständlich

Als Vater eines Sohns, der in wenigen Monaten 13 Jahre alt wird,  lese ich dieses Schicksal und bin zutiefst erschüttert – und dankbar dafür, dass wir ihm als Eltern ein intaktes Zuhause bieten können. Wohl wissend, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Und es ist zu befürchten, dass die Zahl der Kinder, die keine unbeschwerte Kindheit erleben könnten, eher noch steigen wird.

Aus Recklinghausen hatte ich nach den Lockdowns erfahren, dass beim dortigen Jugendamt die Zahl der Kinder, die zur Adoption freigegeben worden waren, im Vergleich zur Zeit vor Corona auffällig gestiegen war: Krisen (von außen oder eigene) vergrößern bei Eltern  – leider sind es oft die alleinerziehenden Mütter – die Sorgen, einem Kind gerecht zu werden. Dass es dann (im günstigsten Fall) in einer Pflegefamilie aufwächst, muss nun nicht zwangsläufig bedeuten, dass es später zu einem Fall für die Jugendhilfe wird; aber  gerade die frühkindliche Bindung zur Mutter können selbst die fürsorglichsten Ersatzeltern nicht ersetzen.

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Wenn die Klaviatur der Jugendhilfe wie jetzt im Kerpener Fall aber gespielt ist und nur ein Höchstmaß an Betreuung übrig bleibt, um dem Mädchen irgendwann ein erträgliches Leben und eine Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen, dann gibt es dazu keine Alternative. Das kostet Geld – besser als ein Menschenleben!

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