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Verstoß gegen Corona-RegelnKerpener Gastwirt macht Ordnungsamt schwere Vorwürfe

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Erdogan Sencan (M.), Ralf Lövenich (r.) und Andreas Schenk mit der Videosequenz des Vorfalls.

Erdogan Sencan (M.), Ralf Lövenich (r.) und Andreas Schenk mit der Videosequenz des Vorfalls.

Kerpen-Horrem – Im Clinch mit der Stadt Kerpen liegt Erdogan Sencan, Gastwirt der Gaststätte Gleis 7, direkt am Horremer Bahnhof. Es war am Mittwoch vergangener Woche um 20.45 Uhr, als zwei Mitarbeiter des Ordnungsamts in seiner Gaststätte einen Verstoß gegen die Corona-Auflagen festgestellt haben wollten. Die Gaststätte, zu der auch ein Imbiss gehört, ist geschlossen. Es gibt jedoch einen Außer-Haus-Verkauf mit der Auflage, dass die Getränke und Speisen nur in 50 Metern Entfernung verzehrt werden dürfen.

„Tatsächlich bewirtete der Betreiber (56) im außergastronomischen Bereich einen Gast“, heißt es später in einem Polizeibericht zu dem Vorfall. Während der Personalienfeststellung durch die Mitarbeiter des Ordnungsamtes sei der Wirt ausfallend geworden und habe den städtischen Mitarbeitern Schläge angedroht, heißt es weiter. Diese seien dann abgezogen und hätten die Polizei gerufen. Gegenüber den Polizeibeamten habe Sencan sich dann nicht geäußert. Nun drohe ihm eine Anzeige wegen Bedrohung und Nötigung sowie ein Verfahren wegen Nichteinhaltung der Corona-Schutzverordnung.

Kerpen: So wehrt sich der Wirt gegen die Vorwürfe der Polizei

Sencan fühlt sich durch die Darstellung im Polizeibericht in ein falsches Licht gerückt. Er weist daraufhin, dass es immer wieder Probleme am Bahnhof gebe, etwa durch Verunreinigung. Darunter habe er als Wirt zu leiden. Es gebe dabei auch schon mal Auseinandersetzungen mit dem Ordnungsamt, das seiner Meinung am Bahnhof zu wenig für Ordnung sorge.

Am besagten Mittwoch habe er gemeinsam mit einem Freund, dem 56-jährigen Ralf Lövenich, mal wieder selbst das Umfeld der Gaststätte und des Bahnhofs gesäubert. Danach habe man sich hingesetzt und ein „Feierabendbier“ getrunken, dass er dem Freund als Dank ausgegeben habe. Dieser sei kein Kunde gewesen, es habe also auch keinen Verstoß gegen Corona-Auflagen gegeben. Lövenich bezeugt diese Darstellung. Zudem gibt es davon Videoaufnahmen von Überwachungskameras, die Sencan für seine Gaststätte betreibt. Die kurze Videosequenz ist aber ohne Ton.

Mit den dann überraschend erschienenen Mitarbeitern des Ordnungsamtes habe es lediglich ein Wortgefecht gegeben, Schläge habe er diesen nicht angedroht, sagt Sencan. Er betont, an einem guten Verhältnis zur Stadt und auch zur Polizei interessiert zu sein.

Ortsbürgermeister von Kerpen-Horrem schaltet sich ein

Auch Horrems Ortsvorsteher Andreas Schenk hat sich mit dem Vorfall befasst. Da er nicht dabei gewesen sei, könne er dazu konkret nichts sagen, meint er. Grundsätzlich sei es so, dass die Gaststätte Gleis 7 am Bahnhof Horrem eine wichtige Funktion habe, da sie dort in normalen Zeiten für soziale Kontrolle sorge. Auch biete sie Bahnkunden auch spätabends noch die Möglichkeit, die Toilette zu benutzen, wenn das Bahnhofsgebäude längst abgeschlossen sei.

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Es liege deshalb auch im Interesse der Stadt, im Umgang mit der Gaststätte besonderes Fingerspitzengefühl zu beweisen. Da Gaststätten- und Bahnhofsgelände ineinander übergehen, sei klar, dass es immer wieder mal Konflikte und Zuständigkeitsprobleme geben könne. Er habe nun bei der Stadt und bei der Bahn beantragt, die Zustände zu verbessern. Wünschenswert seien neben mehr Sauberkeit auch mehr Videoüberwachung und mehr Polizeipräsenz.

Das Ordnungsamt betont, dass die Corona-Schutzverordnung durchgesetzt werden müsse. Das geschehe mit Augenmaß. Ob Sencan gegen Corona-Auflagen verstoßen habe, werde noch geprüft. Die Anzeige wegen Bedrohung oder Nötigung wird laut Polizei weiter verfolgt.

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