Kommt doch kein Lidl?AGK zeichnet düsteres Bild von Kerpen ohne Supermarkt-Neubau

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Der Lidl in der Hahnenpassage ist umgeben von Leerständen und verwahrlosten Schaufenstern.

Der Lidl in der Hahnenpassage ist umgeben von Leerständen und verwahrlosten Schaufenstern.

Das Unternehmen will den ganzen Komplex umgestalten, doch wenn die Genehmigung nicht bald kommt, steht das Projekt auf der Kippe.

Die Innenstadt verödet. Geschäfte stehen leer. Die Kriminalitätsrate steigt und viele Menschen meiden die Stadtmitte, weil sie Angst haben. Ohne den neuen Lidl-Markt in der Hahnenpassage wird Kerpen zur Geisterstadt.

Nadine Freialdenhoven von der Aktionsgemeinschaft Kolpingstadt (AGK) malt ein Bild in düsteren Farben. Mit anderen Einzelhändlern appelliert die stellvertretende AGK-Vorsitzende an den Stadtrat, die Genehmigung für den Neubau der Discounter-Filiale schnell zu erteilen.

Es gehe nicht einfach nur um einen Discounter, sagt Freialdenhoven. „Mit dem Lidl wird die ganze Hahnenpassage umgestaltet. Alles wird heller, offener – aus einer Schmuddelecke wird etwas fürs Auge.“ Das locke Cafés und Restaurants in die Innenstadt. „Und von denen profitieren auch Einzelhändler und Dienstleister.“

Angst um Kaufvertrag

Mit ihrem Vorstandskollegen René Hövel teilt Freialdenhoven jedoch die Meinung, dass der Lidl-Neubau kein Selbstläufer sein würde. Es sei ein Irrglaube vieler Politiker, dass dieses Grundstück ein „Filetstück“ sei, schreiben Freialdenhoven und Hövel in ihrem Appell. „Die hohen Preise und die schwierigen Bedingungen schrecken die meisten potenziellen Investoren ab.“

Bisher ist Lidl durch einen Kaufvertrag mit aufschiebender Bedingung an sein Vorhaben gebunden. Und diese Bedingung ist die Genehmigung des Neubaus durch die Stadtverwaltung. Größte Sorge der AGK ist, dass das Unternehmen Lidl die Geduld verliert und vom Kaufvertrag zurücktritt, wenn die Genehmigung zu lange auf sich warten lässt. Wie schnell das gehen kann, zeigt das Beispiel Aldi in Türnich. Das Unternehmen entschied sich noch während der Planung dagegen, in eine Filiale am Marktplatz zu investieren. Der Grund: Gestiegene Projektkosten und Diskussionen über Bauauflagen.

Uns geht es auch um Lebensqualität und Sicherheit.
Nadine Freialdenhoven, Aktionsgemeinschaft Kolpingstadt

Eine belebte Innenstadt ist nicht das einzige Ziel, das die AGK mit ihrem Einsatz für den Discounter in der Hahnenpassage verfolgt. „Uns geht es auch um Lebensqualität und Sicherheit“, sagt Freialdenhoven. „Von Kunden habe ich gehört, dass sie abends aus Angst die Innenstadt meiden. Vor allem die Gegend um die Hahnenpassage.“

Ob Leerstände zu mehr Kriminalität führen, wird unter Sozialwissenschaftlern heftig diskutiert. Sicher ist aber: Durch Leerstände entstehen Angsträume, in denen sich Menschen unsicher fühlen. Und fühlen sie sich unsicher, meiden sie die Gegend. Das bestätigt die Polizei des Rhein-Erft-Kreises. Sie unterstützt deshalb die Planungsämter der Kommunen mit Tipps, wie durch gezielte Planung Angsträume im jeweiligen Stadtgebiet beseitigt werden können.

Fast geschlossen steht der Stadtrat hinter dem Bauvorhaben des Unternehmens Lidl. Einzig die Grünen hatten den Neubau an Bedingungen geknüpft. Sie forderten ein mehrgeschossiges Gebäude mit Wohnungen über der Discounterfiliale. Eine Ratsmehrheit sprach sich dagegen aus. Trotz aller Sorgen der Einzelhändler gibt es im Moment keinen Hinweis darauf, dass Lidl seine Pläne begraben könnte. Ein Mitglied des Arbeitskreises Hahnenpassage teilte mit, dass es „positive Signale“ gebe. Diskutiert werde noch über die Höhe des Gebäudes. Noch liegen Lidl und Verwaltung im Zeitplan – jedenfalls dann, wenn mit Abriss der Hahnenpassage und Lidl-Neubau dieses Jahr begonnen wird.

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