Streit über Mountainbike-VerbotKerpener BUND-Gruppe macht Lösungsvorschlag

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Die Mountainbikestrecke in Brüggen ist bei Kindern und Jugendlichen in Kerpen sehr beliebt.

Kerpen – Die Diskussion über Kinder und Jugendliche, die im Wäldchen am Brüggener Friedhof abseits der regulären Wege mit dem Mountainbike fahren, hält an.

Stadt Kerpen sieht weiterhin Gefahr für Kinder

So hat die Stadtverwaltung bei einem Termin im Wald am Donnerstag noch einmal ihre Position bekräftigt. Man dürfe dies leider nicht zulassen, sagte Stadtsprecher Harald Stingl. Nicht nur aus Rücksichtnahme auf die Natur. Es gebe auch Unfallgefahren, für die die Stadt dann möglicherweise haftbar gemacht werden könnte.

Der BBK-Stadtverordnete David Held hat die Vorgehensweise der Stadtverwaltung schon als zu rigoros kritisiert und legt nun nach: „Der bestehende Mountainbike-Parcours im Brüggener Wald sieht exakt wie vor 30 Jahren aus und erinnert mich stark an meine Kindheit. Dass hier zusätzlich etwas angelegt oder verändert wurde, ist nicht erkennbar.“ Er könne nicht nachvollziehen, warum die Situation nun so eskaliert sei, sagt Held: „ Wenn es hier ein so großes Problem gibt, was vor Ort aber nicht erkennbar ist, warum wurden wir als Politik nie informiert?“

Wald durch Mountainbikefahren unter Druck

Die Vorsitzende der Kerpener Ortsgruppe des BUND, Jutta Schnütgen-Weber, die auch im Naturschutzbeirat des Kreises sitzt, fordert in diesem Zusammenhang zu mehr Kompromissbereitschaft auf: Zwar sei es richtig, dass die Wälder geschützt werden müssten. Die Situation heute sei auch nicht mehr mit der vor etwa 50 Jahren vergleichbar, als es noch mehr Waldflächen gegeben habe. Heutzutage stehe der Wald unter einem enormen „Druck“ – auch durch Freizeitaktivitäten, wie etwa Geocaching oder auch Mountainbikefahren.

Allerdings müsse die Sache differenziert bewertet werden: So sei es etwa ein Unterschied, ob es sich um erwachsene Fahrer handele, die Ausweichmöglichkeiten hätten und oft viel längere Routen führen, oder um Kinder und Jugendliche, die nur ein paar Meter Waldfläche nutzten.

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Zudem müsse genau hingeguckt werden, wie wertvoll die betroffenen Waldflächen für den Naturschutz seien. So sei klar, dass in einem FFH-Gebiet (Flora, Fauna, Habitat) oder in einem ausgewiesenen Naturschutzgebiet nicht crossgefahren werden dürfe. Dies gelte etwa für den Königsdorfer Forst, der als FFH-Gebiet besonders geschützt sei.

Konzept für Königsdorfer Wald mit Ersatzangebot in Pulheim

Für den Königsdorfer Forst sei vom Naturschutzbeirat gerade ein neues Konzept beschlossen worden, um die illegal im Wald herumfahrenden Mountainbiker zu verdrängen. Für diese solle aber außerhalb des Waldes immerhin noch ein Ersatzangebot, nämlich ein Bike- und Skatepark auf Pulheimer Gebiet, geschaffen werden.

Bei dem nur rund zwei Hektar großen Brüggener Wäldchen handelt es sich hingegen nur um ein Landschaftsschutzgebiet. Der Wald ist auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei gewachsen. „Hier ist mehr möglich“, meint Schnütgen-Weber. So könnten ein paar Mountainbikestrecken „legalisiert“ werden. „Stadtverwaltung, Bürger, Forstamt und Naturschützer sollten sich einmal zusammensetzen und hier nach Lösungen zu suchen“, schlug Schnütgen-Weber vor.

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