Unternehmen „Computacenter“Vom Kerpener Kreuz in alle Welt – Wachstumskurs in Sindorf

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Holger Jander leitet das Integration-Center am Kerpener Autobahnkreuz. Von hier beliefert die Firma Kunden in aller Welt.

Holger Jander leitet das Integration-Center am Kerpener Autobahnkreuz. Von hier beliefert die Firma Kunden in aller Welt.

Kerpen-Sindorf – Da die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter doch eigentlich wissen sollten, was sie und ihre Kollegen tagtäglich tun, mutet es auf den ersten Blick etwas seltsam an, wenn ein Unternehmen einen internen „Tag der offenen Tür“ vor allem für die eigene Belegschaft veranstaltet. Im Fall der Sindorfer Firma Computacenter war das Ganze am Samstag dennoch sinnvoll.

„Wir sind in den vergangenen Jahren so stark gewachsen und auf so vielen ganz unterschiedlichen komplexen Feldern tätig, dass man selbst als Insider zuweilen den Überblick darüber verliert, was in den verschiedenen Abteilungen im Einzelnen vor sich geht“, berichtet Computacenter-Standortleiter Michael Könen augenzwinkernd und fügt stolz an, dass die von Sindorf aus weltweit agierende Deutschland-Zentrale des britischen Großkonzerns für IT-Dienstleistungen sich zum größten Arbeitgeber in der Kolpingstadt gemausert hat. „In Kürze werden wir hier wohl den 1000. Mitarbeiter einstellen können.“

Riesige Logistikhalle

Es soll vereinzelt schon vorkommen sein, dass Privatleute das weitläufige Firmengelände am Autobahnkreuz in der Absicht angesteuert haben, hier günstig einen PC für daheim zu erwerben. Da ist man bei Computacenter zwar falsch, aber das zeigt, dass längst nicht jeder weiß, was in dem schmucken Bürogebäude in H-Form und der angrenzenden riesigen Fertigungs- und Logistikhalle am Europaring eigentlich getrieben wird. Dabei ist das Unternehmen beziehungsweise sein Vorläufer Compunet schon seit 30 Jahren in Kerpen ansässig.

Standortleiter Michael Könen (r.) sucht praktisch immer motivierte Fachkräfte wie Michael Schmidke.

Standortleiter Michael Könen (r.) sucht praktisch immer motivierte Fachkräfte wie Michael Schmidke.

Beide Gebäude sind nagelneu und erst vor kurzem eröffnet worden, um den gestiegenen Platzbedarf zu decken und die vormals auf vier kleinere Kerpener Standorte verteilten Computacenter-Aktivitäten zu bündeln.

Fernwartung in neun von zehn Fällen möglich

Im Bürohaus wird fast die gesamte Verwaltung der 25 deutschen Computacenter-Standorte zentral gesteuert. Das Allerheiligste ist aber das „Operational Command Center“ unterm Dach. „Von hier aus warten und überwachen wir rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr die Netzwerke und IT-Systeme von etwa 50 Großkunden. Dazu gehören beispielsweise führende deutsche Autobauer, Banken, Versicherungen und Handelskonzerne.

Das ist natürlich ein höchst sensibler, streng abgeschirmter Bereich“, erklärt Michael Könen. Digitalisierung macht’s möglich: Wenn in irgendeiner Niederlassung einer von Computacenter betreuten Firma die zentrale Telefonanlage, der E-Mail-Client oder eine interne Software streikt, werden die vor riesigen Kontrollbildschirmen sitzenden Computacenter-Mitarbeiter sofort informiert.

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In neun von zehn Fällen können die Probleme per Fernwartung von Sindorf aus behoben werden, ohne dass ein Techniker rausgeschickt werden muss – was ganz praktisch ist, wenn man bedenkt, dass viele Kunden international tätig sind und auch Niederlassungen beispielsweise in Aserbaidschan oder Trinidad/Tobago betreiben.

Schutz vor Cyber-Kriminalität

Ganz große Themen sind hier die IT-Sicherheit und der Schutz vor Cyber-Kriminalität. Michael Friesen kennt sich aus: „Wichtig ist neben der Versorgung der Firmen mit wirksamen Abwehrsystemen auch die persönliche Sensibilisierung durch unsere Kundenberater“, betont der junge Fachinformatiker und führt vor, wie Hacker sich beispielsweise mit präparierten USB-Sticks, die auf Messen gern als Geschenke verteilt werden, kinderleicht in fremde PCs einklinken, die Webcam des Opfers aktivieren oder Passwörter ausspähen können.

Aber was passiert eigentlich in der neuen Logistikhalle neben der Zentrale? Rund 30 000 Quadratmeter hat Computacenter hier angemietet, und die dienen in erster Linie als riesiger Umschlagplatz für Hardware aller Art, etwa Laptops, Bildschirme oder Drucker, weiß Holger Jander als Leiter des „Integration Center“.

Er deutet auf die prall gefüllten Hochregale: „An die 10 000 Geräte von diversen Herstellern gehen hier täglich ein. Da brauchen wir viel Platz, denn wenn eine große Firma beispielsweise ihre Telefonanlage erneuert, geht es auch leicht einmal um mehrere Hundert Einzelapparate, die wir schnell weiterverschicken müssen.“

Das Ringen um Fachkräfte voll im Gange

Diese Geräte einfach nur weiterzuverschicken wäre zu einfach. Die Computacenter-Experten beraten bei der Auswahl der besten Herstellergeräte, und ein ganzer Hallenkomplex ist für die „Betankung“ reserviert. Will heißen: Die IT-Hardware wird bereits in Sindorf so konfiguriert und mit individueller Software bestückt, dass die Empfänger sie im Idealfall in ihren Firmen praktisch nur noch an den Strom anschließen müssen und sie in ihrem Netzwerk sofort nutzen können. Auch ausgediente Geräte finden den Weg zurück nach Sindorf, wo sie entweder nach tiefgreifender Datenlöschung für den Weiterverkauf aufgemöbelt oder fachmännisch recycelt werden.

Dass man IT-Komplettlösungen von der Belieferung mit fertig konfigurierter Hardware aller Art über die Wartung und Sicherung von Netzwerken bis hin zur Rücknahme und Entsorgung auch in ganz großem Rahmen sehr schnell anbieten kann, gehört für Michael Könen zu den Erfolgsgaranten von Computacenter auf einem international ganz hartumkämpften Markt: „Auch das Ringen um Fachkräfte ist übrigens nach wie vor voll im Gange.

Deshalb haben wir bei der Konzeption der neuen Gebäude beispielsweise großen Wert auf Schaffung einer kreativen, angenehmen Arbeitsatmosphäre gelegt. Und auch wenn wir die 1000 bald vollmachen, lohnt es sich für Bewerber in vielen Sparten weiterhin, immer mal wieder auf unsere Stellenausschreibungen und Ausbildungsangebote zu schauen.“

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