Das Beste aus 2023Was Kerpens Cecile-Gründerin nach der Schließung als Nächstes vorhat

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Maritta Emser mit Glitzerbrille in einem rosa Kleid. Hinter ihr eine schwarze Sponsorenwand.

Maritta Emser war die Inhaberin des Kerpener Brautmodengeschäftes Cecile. (Archivfoto)

Maritta Emser, vor allem bekannt aus „Zwischen Tüll und Tränen“, musste ihr Brautmodengeschäft Cecile in Kerpen schließen. 

Frau Emser, Sie haben gerade – am 31. August 2023 – Ihr Geschäft schließen müssen. Cecile und De Luxe by Cecile sind international bekannt gewordene Marken. Ihre Arbeit ist durch die Medien, wie beispielsweise die Vox-Sendung „Zwischen Tüll und Tränen“, berühmt geworden. Sie haben auch viele Prominente wie Daniela Katzenberger oder Tom Beck und seine Frau eingekleidet. Was geht Ihnen gerade durch den Kopf?

Maritta Emser: Es ist eine schwere Zeit für mich. Cecile war wirklich mein Baby (Sie muss schlucken). Und dass ich dieses Baby nach so vielen Jahren abgeben muss, ist nicht leicht zu akzeptieren. In der letzten Woche haben mir viele meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geholfen, den Laden aufzulösen. Im Moment habe ich noch viel mit der Insolvenzverwaltung zu tun.


Dieser Text gehört zu unseren beliebtesten Inhalten des Jahres 2023 und wurde zuerst am 6. September 2023 veröffentlicht. Mehr der meistgelesenen Artikel des Jahres finden Sie hier.


Aber gerade über die sozialen Medien bekomme ich so viele Nachrichten von Frauen, die ihr Kleid bei uns gefunden haben, und die sehr traurig sind, dass wir schließen müssen. Das ist auch im Nachhinein immer wieder eine schöne Bestätigung.

Darauf kann ich als Mutter wirklich stolz sein.
Maritta Emser

Bei aller Trauer bin ich jetzt sehr stolz auf meinen Sohn und seine Verlobte. Sie haben sich selbst weitergebildet und das Brautmodengeschäft „Hochzeitsrausch“ gegründet, von dem es inzwischen sechs große Filialen gibt. Eine davon ist in Köln-Hürth. Darauf kann ich als Mutter wirklich stolz sein.

Gibt es ein bestimmtes Ereignis, an das sie genau jetzt zurückdenken?

Ich habe drei Prinzessinnen aus dem Oman eingekleidet. Sie kamen zur Anprobe zu uns nach Kerpen. Zur Hochzeit bin ich mit der Fluglinie Emirates geflogen, natürlich First Class (lacht). Eine Prinzessin hatte ein paar Kilo abgenommen, da musste ich das Kleid noch einmal anpassen. Wissen Sie, bei einer Hochzeit im Oman sitzt das Paar auf einer Art Tribüne, sodass es von allen gesehen wird. Während des Präsentierens bin ich neben dem Catwalk hergelaufen und habe alle paar Meter die Schleppe der Braut gerichtet. Das Brautkleid zeigt der ganzen Familie und allen Gästen, wie besonders die Braut ist. Deshalb muss es perfekt sitzen.

Vor Ort saß ich mit den weiblichen Gästen zusammen, während auf der anderen Seite die Scheichs saßen. Das war etwas ganz Besonderes. Ich durfte die wunderschönen Frauen ohne ihre Abayas sehen. Es war wie in Tausendundeiner Nacht, das können Sie mir glauben!

Sie haben mal gesagt: „Es ist leider eine Zeiterscheinung, dass die jungen Mädels heute alle lieber in Jeans und lockeren Pullis herumlaufen.“ Was sagen Sie heute dazu?

Es ist tatsächlich so, dass irgendwann aus den USA eine Welle kam, dass Frauen fast nur noch Jeans tragen. Ich finde, für den Alltag ist das völlig in Ordnung. Es gibt auch sehr schöne Tops. Aber zu besonderen Anlässen, wenn man essen geht, oder feiert, finde ich es schön, wenn die Frau mehr Weiblichkeit zeigt. Das heißt nicht, dass man viel Haut zeigen muss. Man kann seine Weiblichkeit mit Raffinesse und Stil unterstreichen.

Sie erzählen, dass manche Bräute vor der Hochzeit abnehmen, wie zum Beispiel die Prinzessin aus Oman. Haben Sie häufig Bräute, die Diät halten?

Manche Bräute wollen unbedingt in eine andere, kleinere Kleidergröße passen, weil sie glauben, diese Größe bei ihrer Hochzeit tragen zu müssen. Andere haben vor der Hochzeit so viel Stress, dass sie deshalb abnehmen. Wenn eine Braut bewusst schlanker aussehen möchte, soll sie das tun, warum nicht? Aber es wäre gut, wenn man die Größe, die man zum Zeitpunkt des Maßnehmens hat, dann auch behält. Sonst haben wir das Problem, dass die Maße nicht mehr stimmen. Man kann pro Kilogramm drei Zentimeter weniger rechnen. Das heißt, wir müssen umnähen und haben zusätzliche Kosten und Aufwand.

Maritta Emser in ihrem Geschäft Cecile in Kerpen, den sie aus Insolvenzgründen schließen musste.

Schweren Herzens gibt Maritta Emser ihr Unternehmen Cecile für Braut- und Festmoden auf.

Aber wir hatten Brautkleider und Abendkleider bis Größe 64 – es war also für jeden etwas dabei. Im Plus Size-Bereich haben wir auch mit internationalen Marken zusammengearbeitet. So konnten wir Frauen mit allen Körperformen und Größen bedienen. Sie waren über unsere Beratung außerordentlich dankbar, wissen Sie. Sie wollten sich – egal ob als Gast, Brautjungfer oder Braut – schön und schick fühlen, und wir konnten ihnen mit unserer Beratung helfen.

Bei Hochzeiten geht es sehr viel um Bräute. Aber auch Bräutigame wurden in Cecile eingekleidet. Können Sie uns davon erzählen?

Die Herren wurden von meinem Abteilungsleiter eingekleidet. Wir hatten ein Konzept, dass mir eine Freundin aus den USA – sie hat selbst ein großes Brautmode-Unternehmen – einmal mit den Worten vorschlug: „Maritta, das musst du auch in Deutschland machen.“ Das Brautkleid wurde bei uns im Computer gespeichert und war auf diese Weise vom Personal einsehbar. Die Berater für die Herren konnten dann einen Anzug passend zum Kleid aussuchen. Die Anzüge für den Bräutigam haben sich in den letzten Jahrzehnten modisch ganz wunderbar weiterentwickelt. Wir hatten auch immer wieder Menschen aus der queeren Community da, viele homosexuelle Paare. Aber auch beispielsweise Männer, die Abendkleider tragen wollten. Das war schon immer so. Alle haben sich bei uns wohlgefühlt.

Ich erinnere mich, dass eines Tages ein Bräutigam sehr aufgeregt zu uns kam. Er hat so laut geredet, dass ich dazu gekommen bin. Die Braut hatte wohl in letzter Minute das gesamte Hochzeitsarrangement über den Haufen geworfen. Das betraf auch den Anzug des Bräutigams. Sie müssen sich vorstellen, was da zu Hause los war! Ich rief ganz schnell die Firma an, die den Anzug schneidern sollte, und konnte den Auftrag sozusagen in letzter Minute stornieren. Das war eine große Erleichterung für den Herrn und natürlich auch für die Braut. Die Hochzeit war gerettet!

Verraten Sie uns, was Sie als Nächstes vorhaben?

Ich bin im Rhein-Erft-Kreis aufgewachsen und möchte auch hier wohnen bleiben. Allerdings suche ich gerade einen Käufer für mein schönes Haus in Erftstadt. Meine Familie wohnt in Bergheim und ich möchte in ihrer Nähe sein. Ich bin auch offen für einen neuen Mann in meinem Leben. Ich fühle mich manchmal sehr einsam und würde mich über Gesellschaft freuen. Neue TV-Projekte fände ich spannend, sobald es meine Gesundheit wieder zulässt. Ich warte einfach darauf, dass sich eine neue Tür öffnet.

Was möchten Sie Bräuten noch sagen?

Machen Sie sich keinen Stress! Feiern Sie – es ist Ihr Tag und Sie sollten ihn feiern. Und machen Sie sich keine Sorgen, dass ihr Kleid schmutzig wird oder so. Wenn eine Braut ihr Kleid zur Reinigung zu uns zurückbrachte und es war voller Flecken, dann wusste ich: Sie hat wirklich gefeiert.

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