Ex-Landrat Klaus Lennartz im Interview„Keine andere Region hat solch ein Potenzial“

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Ex-Landrat Klaus Lennartz im Gespräch

Ex-Landrat Klaus Lennartz im Gespräch

Er ist nicht in der Lage eine Kaffeemaschine zu bedienen, aber ständig unterwegs, um Zukunftsfelder zu erkunden und Leute zusammenzubringen, die sie beackern können. Am Sonntag wird der ehemalige Landrat und SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Lennartz 75. Jahre alt. Manfred Funken sprach mit ihm.

Herr Lennartz, wie fühlen Sie sich mit 75?

Lennartz: Wie ein gut erhaltener 60-Jähriger. Bei meinem jährlichen Gesundheitscheck hat mein Arzt mir wieder bestätigt, dass ich von meinem Lebensalter mindestens 15 Jahre abziehen darf.

Woher rührt die Fitness?

Mit meiner Frau laufe ich dreimal in der Woche, im Sommer ziehe ich täglich meine Bahnen in unserem Pool, und wenn das Wetter schlecht ist, dann geht’s aufs Rudergerät.

Wird der Geburtstag besonders gefeiert?

Ich hab lange überlegt, und dann habe ich eine Einladung bekommen, die mir einen tollen Tag bescheren wird. Ich bin 1944 in Efferen geboren und jetzt fahre ich an meinem Geburtstag am Karnevalssonntag mit auf dem Senatswagen der 1. Efferener Karnevalsgesellschaft. Das wird die pure Freude.

Klaus Lennartz 2

Klaus Lennartz

Vor 20 Jahren waren Sie noch ehrenamtlicher Landrat des Rhein-Erft-Kreises. Wundert es Sie, dass manche Themen von damals heute aktueller sind denn je?

Ich habe damals schon gesagt, dass die Braunkohle nur zum Verbrennen zu schade ist. Jetzt stehen wir wieder genau an diesem Punkt, und viele Jahre sind ungenutzt verstrichen. Und in den 90er-Jahren war der Erftkreis, wie ich immer gesagt und belegt habe, die Nummer 1 in Europa. Da müssen wir wieder hin.

Wurmt Sie die Niederlage von 1999 und der Verlust des Landratsamtes manchmal heute noch?

Wenn ich länger Landrat geblieben wäre, hätte ich einige Dinge noch umsetzen können. Aber das Glück kommt in der Maske des Unglücks: Weil ich damals nicht Landrat geworden bin, konnte ich auch einer gewissen Enge, die das Amt birgt, entkommen. Ich konnte ein deutliches größeres Feld bearbeiten und meinen Horizont erweitern.

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Sie sind immer noch politisch aktiv und ziehen als Netzwerker viele Fäden im Hintergrund …

Es geht mir nicht mehr darum, ob die SPD etwas besser kann als die CDU. Sich die Köpfe einzuschlagen, bringt nichts. Wir müssen etwas für die Menschen tun, solange es geht. Ich will Leute zusammenbringen, die wirklich etwas bewegen. Wir müssen nicht Politiker in Szene setzen, sondern Unternehmer für die Region interessieren, die Arbeitsplätze schaffen.

Was bewegt Sie, sich mit 75 Jahren immer noch derart zu engagieren?

Es macht mir Freude. Ich habe Tausende von Kontakten, und wenn nur zehn Prozent von dem umgesetzt werden, was ich angestoßen habe, können wir alle zufrieden sein. Ich bin heute ein unabhängiger Mensch und habe ein glückliches Leben. Dafür bin ich dankbar. Ich habe den Menschen aus der Region viel zu verdanken, da möchte ich etwas zurückgeben. Zudem stelle ich mir stets die Frage: „Was kann ich für meine inzwischen drei Enkelkinder tun, damit die auch noch in einem wettbewerbsfähigen Deutschland leben können?“

Wie kann der Strukturwandel gestemmt werden?

Nicht reden, umsetzen. Politik ersetzt keine Physik. Wir brauchen keine politischen Papiere, wir brauchen Konzepte zur wirtschaftlichen Umsetzung. Die Felder der Zukunft sind künstliche Intelligenz, Digitalisierung, Energie und Bildung, Bildung, Bildung. Das Revier ist dafür gut gerüstet. Keine andere Region hat ein solches Potenzial, es muss nur gehoben werden.

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