Kommentar zu SPD-PersonalienGenossen in Rhein-Erft verschmerzen den Verzicht von Dagmar Andres

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Auf dem Foto ist der Bundestag zu sehen.

Der Bundestag, Arbeitsplatz von Dagmar Andres aus Erftstadt. Die Abgeordnete hat zuletzt an mehreren wichtigen namentlichen Abstimmungen nicht teilgenommen.

Seit ihrem Einzug in den Bundestag 2021 hat sich Dagmar Andres von der Basis entfernt. Nach ihrem Verzicht, erneut zu kandidieren, wittern andere ihre Chance.

Der erste Dominostein mit Blick auf das Wahljahr 2025 ist gefallen: Die SPD-Bundestagsabgeordnete Dagmar Andres aus Erftstadt hat in dieser Woche auf Nachfrage dieser Redaktion mitgeteilt, dass sie für eine zweite Wahlperiode nicht zur Verfügung steht. Die 54-Jährige nannte private und gesundheitliche Gründe dafür. Dieser Schritt wird die SPD im Rhein-Erft-Kreis nicht in allzu große Verlegenheit stürzen, hatte doch intern bereits Andrea Kanonenberg aus Wesseling ihr Interesse an einer Kandidatur signalisiert.

Die Leiterin des Amts für Presse und Wirtschaftsförderung war schon nach dem gesundheitlich bedingten Ausscheiden von Bürgermeister Erwin Esser vor zwei Jahren als potenzielle Nachfolgerin gehandelt worden. Aber offenkundig strebt sie ein politisches Mandat an.

SPD-Mitglieder im Rhein-Erft-Kreis vermissen Präsenz der 54-Jährigen

Dass sie das Rennen macht, ist noch längst nicht ausgemacht. Bis zum 1. Juli läuft die Bewerbungsfrist, und da es sich um einen gemeinsamen Wahlkreis mit dem Kreis Euskirchen handelt, können auch Sozialdemokraten von dort ihren Hut in den Ring werfen.

Das scheint nicht ausgeschlossen, denn den Genossen dort dürfte es nicht anders ergehen als denen im Rhein-Erft-Kreis: Dagmar Andres hat sich seit ihrem Sprung in den Bundestag (über die Reserveliste) rar gemacht – und das ist recht vornehm ausgedrückt.

Symptomatisch dafür war eine Antwort des Genossen Jacques Gripp auf einen Post der 54-Jährigen auf Facebook mit besten Wünschen zum neuen Jahr: „Ich wünsche mir als Mitglied des Kreisvorstandes nächstes Jahr regelmäßige Berichte aus Berlin.“ Das blieb dann so im Raum (im Netz) stehen.

Auf dem Foto ist Dagmar Andres zu sehen. Die SPD-Bundestagsabgeordnete aus dem Rhein-Erft-Kreis spricht im Bundestag zu den Abgeordneten.

Dagmar Andres, SPD-Bundestagsabgeordnete, spricht im Bundestag zu den Abgeordneten.

Unzweideutig ist der Homepage des Bundestags indes zu entnehmen, dass Andres seit Mitte Februar an keiner namentlichen Abstimmung   mehr teilgenommen hat. Darunter Entscheidungen über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine, Auslandseinsätze der Bundeswehr und die Cannabis-Freigabe.

Nach ihrem Ausscheiden Ende 2025 aus dem Bundestag erwirbt die Erftstädterin auf der Grundlage ihres monatlichen Gehalts von 10 591,70 Euro einen Rentenanspruch von 1059 Euro monatlich. Zum Vergleich: Dem Rentenatlas 2023 der Deutschen Rentenversicherung zufolge lag die Rente Ende 2022 im Durchschnitt bei 1384 Euro pro Monat – sofern Rentner auf mindestens 35 Versicherungsjahre kamen. Zudem erhält die SPD-Politikerin ein Übergangsgeld in Gestalt von vier Monatsgehältern.

CDU droht wegen zweier Affären unter Druck zu geraten

Noch mal zurück zur SPD im Kreis. Weitaus schwerer als Bundestagskandidaten zu finden tut sich die Partei damit, einen Herausforderer für Landrat Frank Rock (CDU) zu finden. Mehrere Absagen hat sich die Parteivorsitzende Heike Steinhäuser dem Vernehmen nach schon eingehandelt. Sie selbst macht deutlich, sie werde nicht kandidieren.

Dass Rock erneut antritt, ist ausgemachte Sache. Er dürfte allerdings froh sein, dass es noch anderthalb Jahre bis zur Wahl sind, ist doch in dieser Woche öffentlich geworden, dass wegen des Verdachts des gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusen von Ausländern auch gegen zwei hochrangige CDU-Politiker aus dem Kreis ermittelt wird.

Auch der Umstand, dass in einem Prozess gegen einen Kerpener Betreiber von Corona-Testzentren die Handhabung im Kreishaus in Bergheim als äußerst fragwürdig erscheint, kann Rock nicht gefallen. Es sollen Schmiergelder geflossen sein. Und eine ehemalige Medizinerin aus dem Gesundheitsamt hat ausgesagt, dass man es mit den Kontrollen der Teststellen nicht so genau genommen habe. Unruhige Zeiten für die CDU.

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