Feuer auf RhodosPulheimer Familie flüchtete teils zu Fuß vor den Flammen

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Auf dem Foto sind lodernde Flammen nahe einem Gebäude zu sehen, schwarzer Rauch breitet sich aus.

Der Brand war am Samstag vom Hotel der Pulheimer Familie im Ort Kiotari aus zu sehen.

Die Pulheimer Familie Kühne erlebte auf der griechischen Ferieninsel Rhodos bange Stunde, nun ist sie froh, wieder zu Hause zu sein. 

Sabrina Kühne, ihr Mann Sascha (40, 41) und ihr elfjähriger Sohn Benjamin hatten Glück im Unglück. Sie konnten vor den Flammen auf der griechischen Insel Rhodos fliehen. Am Dienstag um 19.15 Uhr landete ihr Flieger in Hannover, mitten in der Nacht kam die Familie nach einem Umweg über Düsseldorf, wo ihr Auto stand, in Pulheim an.

„Wir sind froh, dass wir wieder zu Hause sind“, sagt die 40-Jährige in einem Telefonat. So recht fassen kann sie das, was sich in den vergangenen Tagen ereignet hat, noch nicht. Sabrina Kühne klingt angespannt, gegen Ende des Gesprächs kommen ihr die Tränen. „So etwas sieht man nur im Fernsehen, denkt, dass es einem selbst nicht passiert, doch dann ist man plötzlich in so einer Situation.“

Die ersten Busse waren schon unterwegs und voll.
Sabrina Kühne

Am 18. Juli waren die Kühnes auf Rhodos gelandet. Zwei Wochen wollten sie in ihrem Ferienort Kiotari bleiben. Gebucht hatten sie beim Reiseveranstalter TUI. Die ersten Tage hätten sie auch genossen, erzählt die Pulheimerin. Doch die Waldbrände breiteten sich aus. „Am Samstagmorgen sah man vom Hotel aus eine Rauchsäule.“

Am Pool habe sich zu dem Zeitpunkt schon niemand mehr aufgehalten. „Wir haben uns auch überlegt, ob wir packen sollten.“ Dann ging es Schlag auf Schlag. Mitarbeiter des Hotels seien von Tür zu Tür gegangen und hätten die Gäste gebeten, an die Rezeption zu kommen. Mit drei Koffern machten sich die Kühnes auf den Weg. „Die ersten Busse waren schon unterwegs und voll.“

Dann hieß es, sie sollten sich von ihrem auf einem Hügel liegenden Hotel auf den Weg Richtung Süden machen, weg von den Flammen — zu Fuß und mit drei Koffern.  Dann habe ein Pick-up angehalten. Der Fahrer habe alle Koffer aufgeladen und ihnen sogar Mundschutze gegeben. „Einige Zeit später hat uns ein Reisebus aufgesammelt und nach Gennadi gebracht.“ Dort hätten sie sich mit vielen anderen Urlaubern aufgehalten.

Auf dem Selfie sind eine Frau, ein Mann und ihr Sohn zu sehen.

Sabrina Kühne, ihr Mann Sascha und Sohn Benjamin vor dem Abflug.

„Gegen Mitternacht, es kann auch halb eins gewesen sein, hörten wir, dass wir weiter nach Süden gehen sollten, dort stünden Busse.“ Wie lange dieser Fußmarsch gedauert hat, kann Sabrina Kühne nicht mehr sagen. Die Familie war froh, dass einer der Busse sie in ein Hotel brachte. „Das Hotel war voll. Aber wir bekamen Getränke und Lunchpakete und konnten die Nacht dort verbringen.“ Ihr Mann und ihr Sohn hätten sich auf den Boden gelegt und versucht zu schlafen. „Ich habe kein Auge zugetan.“

Sonntagmittag sah es so aus, als ob die Odyssee ein Ende fände. „Es hieß, wer einen Pass hat sollte in den Bus steigen, der zum Flughafen fuhr.“ Die Pässe der Kühnes waren im Handgepäck. Doch am Flughafen angekommen erfuhr die Familie, dass kein Flugzeug verfügbar war. Statt zurückzufliegen, fuhr die Familie mit einem Bus zu einem anderen Hotel. „Wir hatten wirklich Glück. Wir hatten ein Zimmer, wir konnten duschen, essen, uns ausruhen.“

Am Dienstag, kurz nach 12 Uhr, kam die erlösende Nachricht. „Wir sollten um 13 Uhr am Flughafen sein, der Flieger nach Hannover sollte um 14 Uhr starten.“ Die Alternative, bis zum 1. August zu bleiben, kam für die Familie nicht infrage. „Selbst wenn wir unsere Koffer und unsere Kleidung gehabt hätten, hätten wir nicht bleiben wollen.“

Der Crew sei es zu verdanken, dass der Flieger starten konnte. „Sie hatte eigentlich einen freien Tag, sie hat ihn geopfert.“ Um 19.15 Uhr setzte die Maschine in Hannover auf. „Wir sind mit dem Taxi zum Bahnhof gefahren, unterwegs habe ich Tickets für den ICE gebucht, kurz nach 23 Uhr waren wir am Düsseldorfer Flughafen.“ Die Kosten trage der Reiseveranstalter TUI.

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