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In der AquarenaStommelner Tauchclub bildet Behinderten-Tauchlehrer aus

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Fünf Taucher unterwasser in einem Becken der Aquarena

Ausgebildete Tauchlehrer kamen nach Pulheim, um zu lernen, wie sie Menschen mit Behinderung beim Tauchen begleiten können

Für zwölf Tauchlehrer startete in der Pulheimer Aquarena eine Ausbildung, um mit behinderten Menschen tauchen zu können.

„Im Wasser fühle ich mich frei und schwerelos.“ Das ist ein Satz, den der Vorsitzende des Deutschen Unterwasserclubs (DUC) Stommeln, Frank Werner, oft zu hören bekommt. In Bezug auf das Tauchen mit Menschen mit Behinderung erhält die Aussage eine besondere Note.

Ausbildung erfordert viel Flexibilität und Anpassungsfähigkeit

Frank Werner sieht im Tauchen mit Pressluftflaschen nicht nur einen optimalen Freizeitsport für Menschen mit Handicap. Es sei ein Erlebnis mit positiven Einflüssen auf Körper und Geist, auch eine Brücke zur sozialen Integration. Daher macht sich der DUC Stommeln für geschultes Personal stark und initiiert bundesweite Kurse, um ausgebildete Tauchlehrer für das besondere Bewegungsangebot mit Behinderten fit zu machen.

Am Wochenende startete für zwölf Lehrer aus fünf Bundesländern in Pulheim eine Zusatzausbildung, die sie in die Lage versetzt, Tauchgänge mit Behinderten zu planen und zu begleiten. Die Ausbildung verlange dem zu begleitenden Taucher eine große Flexibilität und Anpassungsfähigkeit ab, erläuterte Trainer Bernd Wald. Er vertritt im Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) das Ressort DD (Disabled Diver).

Unterstützt wurden Ausbilder und Schüler von Menschen mit unterschiedlichen körperlichen Beeinträchtigungen. Sie alle lieben den Tauchsport und schlüpften gerne in die Rolle der Testpersonen. Nach einem theoretischen Teil im Pulheimer Schützenheim, in dem die unterschiedlichen Behinderungsgrade und geltende Sicherheitsstandards Thema waren, gingen die Teilnehmenden am Nachmittag in der Aquarena in Stommeln auf Tauchstation.

Gegenseitiges Vertrauen wichtig beim Tauchen mit Menschen mit Behinderung

In kleinen Teams tauschten sich Trainer, Auszubildende und Probanden immer wieder am Beckenrand aus. Sie nahmen sich Zeit, um sich mit Neoprenanzug, Taucherbrille, Atemgerät und speziellem Equipment, wie etwa Flossenhandschuhen, auszurüsten. Vor dem Abtauchen verständigten sie sich auf die wichtigsten Tauchzeichen.

„Der Kursus ist toll organisiert. Das war spannend und herausfordernd zugleich“, resümierte Matthias Kuchinke aus Kiel. „Ich fühle mich schon sensibilisiert, die Einschränkungen einer anderen Person unter Wasser zu überbrücken.“

Erfahrungen darin hatte bereits Marc Wachtel, der mit seinem 14-jährigen sehbehinderten Sohn Luke aus Hessen angereist war. Beide lieben das Tauchen und wissen, wie wichtig gegenseitiges Vertrauen ist. Während Luke sich auch als Proband zur Verfügung stellte, machte sein Vater neue Erfahrungen unter anderem mit Tristan Janßen. Er leidet unter einer beinbetonten Spastik, daher nutzt er seine Hände für den Vortrieb.

Weltmeisterin im Schwimmen behinderter Schwimmer macht Tauchlehrern Mut

„Es kommt darauf an, dass man sich auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten des behinderten Menschen einstellt“, berichtete Wachtel. Eine, die Tauchlehrern in diesen Kursen immer wieder Mut macht, ist Vera Thamm. Sie kam ohne Arme und ohne den rechten Unterschenkel zur Welt.

Wichtig sei, Berührungsängste abzubauen, weiß die Sportlerin nur zu gut, die 2013 Gold über 50 Meter Brust bei den Weltmeisterschaften der behinderten Schwimmer im kanadischen Montreal gewann. Die Ausbildung zum Behindertentauchlehrer endet im Sommer mit einem weiteren Lehrgang an den Widdauer Seen in der Nähe von Leverkusen.

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