„Gibt nichts zu beschönigen“Pulheimer Kita Waldwichtel verliert Betriebserlaubnis

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Kita dpa Symbolbild

In der Kita Waldwichtel hing der Haussegen schon seit Längerem schief.

Pulheim – Die Nachricht dürfte in vielen Familien für immense Probleme sorgen. Das Landesjugendamt des Landschaftsverbandes Rheinland, kurz LVR, hat die Betriebserlaubnis für die Kindertagesstätte Waldwichtel zum 31. Januar aufgehoben. Dies geschehe, wegen dauerhafter, auch in absehbarer Zukunft nicht behebbarer struktureller Mängel, wie eine Sprecherin des LVR auf Nachfrage sagte.

Da die Diakonie Michaelshoven Kindertagesstätten gemeinnützige GmbH als Trägerin der Einrichtung an der Albrecht-Dürer-Straße die Betreuungsverträge mit den Eltern daraufhin außerordentlich gekündigt hat, haben die 125 Mädchen und Jungen vom 1. Februar an keinen Kita-Platz mehr. Es sei denn, die Stadt findet eine Lösung.

Auf Kita-Platz in Pulheim angewiesen

Eine Mutter, die ihren Namen nicht öffentlich machen möchte, kommentiert die Situation so: „Ich habe keinen Kita-Platz und keinen Job mehr.“ Sie könne von Glück sagen, dass ihre Tochter im Sommer eine andere Kita besuchen werde. Bis dahin bleibe sie mit ihrer Kleinen zu Hause. „Wir können uns das finanziell leisten, wir können die Zeit überbrücken.“ Aber es gebe andere Schicksale, beispielsweise alleinerziehende Mütter, die auf einen Kita-Platz angewiesen seien. „Ich denke, die Diakonie hat darauf hingearbeitet, dass ihr die Betriebserlaubnis entzogen wird.“

Über Monate habe es Probleme gegeben. Immer wieder seien Kinder nach Hause geschickt worden, weil Personal gefehlt habe. Phasenweise seien drei von fünf Gruppen geschlossen gewesen. „Es gab ständig Kündigungen, die vom Träger versprochene Entspannung hat es nur für kurze Zeit gegeben.“

Geschäftsführer Jürgen Zanders: „Es tut mir wahnsinnig leid“

Jürgen Zanders, Geschäftsführer der Diakonie Michaelshoven Kindertagesstätten gGmbH, bedauert, dass es soweit gekommen ist. „Es tut mir wahnsinnig leid.“ Es gehe ihm auch nah, wenn Eltern oder alleinerziehende Mütter ihn fragten »Was soll ich denn jetzt machen?«

„Es gibt nichts zu beschönigen. Wir haben es nicht hinbekommen, sagt Zander. Vergangenes Jahr, im August, September, habe er noch die Hoffnung gehabt, dass sich die Situation ändern würde. „Wir hatten sieben pädagogische Kräfte eingestellt.“ Doch schon zum Jahresende hätten mehrere gekündigt, hinzu komme ein hoher Krankenstand.

Stadt Pulheim sucht tragfähige Lösung

Die Stadt reagiert „mit großem Bedauern und Unverständnis auf diese Entwicklung“, so Stadtsprecherin Ruth Henn. Die Diakonie habe vergangenen November die Trägerschaft für die Kita ordentlich zum 31. Juli 2023 gekündigt. Um möglichst zeitnah einen neuen Träger zu finden, habe sie ein Interessenbekundungsverfahren auf den Weg gebracht. „Die Verwaltung arbeitet jetzt nach Kräften daran, zeitnah zufriedenstellende Lösungen zu finden. Dabei stehen das Wohl und die Bedürfnisse der Kinder an erster Stelle.“

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In der Öffentlichkeit werde immer wieder diskutiert, warum die Stadt die Kita nicht sofort weiterführe. „Hierfür ist es erforderlich, dass die für einen ordnungsgemäßen Betrieb notwendigen Strukturen zunächst geschaffen werden.“ Derzeit prüfe die Verwaltung in ganz unterschiedliche Richtungen, sie sei zudem in engem Austausch mit dem Elternrat der Einrichtung und habe bei den Eltern den aktuellen Betreuungsbedarf abgefragt. „Diese Rückmeldung dient dann als Baustein für die weiteren Planungen.“

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