Arbeitsagentur-Bilanz2019 sorgt für Allzeithoch im Rhein-Erft-Kreis

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Den Bauunternehmen mangelt es nicht an öffentlichen und privaten Aufträgen. Dies stützt die schwächelnde Konjunktur.

  • Nach dem Rekordjahr 2018 verzeichnet die Arbeitsagentur Brühl für 2019 ein neues Allzeithoch.
  • Mehr Beschäftigte als im Jahr 2019 gab es im Bereich der Brühler Arbeitsagentur noch nie.
  • Dennoch ist das Potenzial in einigen Bereichen noch nicht vollends ausgeschöpft.

Rhein-Erft-Kreis – Bestärkt durch gute Zahlen der jüngeren Vergangenheit starten die Verantwortlichen der Agentur für Arbeit in Brühl mit Optimismus in das Jahr. „Wir sind eine starke Region und ein starker Kreis. Das sollte uns Mut machen für alles, was auf uns zukommt“, sagt Rainer Imkamp, der Vorsitzende der Geschäftsführung der für den Rhein-Erft-Kreis zuständigen Agentur.

Im abgelaufenen Jahr verzeichneten die Statistiker ein Allzeithoch bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Im März – der stets als Berichtsmonat herangezogen wird – waren im Rhein-Erft-Kreis 144 246 Menschen beschäftigt, das waren noch einmal 3,3 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2018. In landesweiten Vergleich (NRW) fiel der Zuwachs mit zwei Prozent deutlich bescheidener aus. „Noch eindrucksvoller macht der Zehnjahresvergleich diese Bilanz“, sagt Imkamp. 2009 habe die Zahl der Beschäftigten kreisweit noch bei 118 288 gelegen.

Rhein-Erft-Kreis: Arbeitslosenzahlen sinken 2019 nochmal

Die Arbeitslosenzahl ist hingegen gesunken. Betrug die Quote 2018 im Schnitt noch 6,1 Prozent, so waren es im vergangenen Jahr nur noch 5,7 Prozent. Insbesondere auf den Gebieten Gesundheit und Pflege, bei Berufen, die auf Studiengängen und Ausbildungen in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) basieren, in der Logistik-Branche und dem Bau wurden neue Stellen geschaffen.

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Rainer Imkamp, Vorsitzender der Geschäftsführung der  Agentur für Arbeit Brühl

Von diesem Boom haben laut der Agentur vor allem Jugendliche und Langzeitarbeitslose profitiert. Dazu tragen laut Imkamp die neu geschaffenen Jugendberufsagenturen und umfangreiche Fördermöglichkeiten im Rahmen des Teilhabechancengesetzes bei. „Betriebe zeigen sich inzwischen offener für eine Einstellung Langzeitarbeitsloser“, sagt Imkamp. Sein Haus hat in den zurückliegenden Monaten allerdings auch einige Energie und Geld investiert, um Arbeitslose fit für den Arbeitsmarkt zu machen. 7,8 Millionen Euro flossen in die Weiterbildung von Menschen, die in ihrem bisherigen Leben ohne Job waren.

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Mit diesen Maßnahmen begegnet man auch einer Schattenseite der positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt: dem Fachkräftemangel. „Dass viele Unternehmen große Schwierigkeiten haben, qualifiziertes Personal zu gewinnen, erweist sich schon länger als Bremse“, sagt Imkamp.

Arbeitsagentur Brühl sieht Potenzial bei schwerbehinderten Menschen

Potenzial sieht er noch bei schwerbehinderten Menschen. In dieser Gruppe gebe es viele motivierte und gut ausgebildete Kräfte, deren Vermittlung zuletzt weniger erfolgreich als gewünscht verlaufen sei. Es gelte, Vorurteile der Arbeitgeber abzubauen und zu informieren. Eine Erfolgsstory sei hingegen die gute Vermittlung geflüchteter Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Viele Betriebe seien dankbar für diese Arbeitskräfte. „Wir sollten also alle froh sein, dass diese Menschen hier sind und sich motiviert auf Jobsuche machen“, betont Imkamp.

Braunkohleausstieg ohne Auswirkungen

Der geplante Ausstieg aus der Braunkohleförderung und -verstromung im Rheinischen Revier hat nach Einschätzung der Agentur für Arbeit in Brühl noch keine spürbare Auswirkung auf den hiesigen Arbeits- und Ausbildungsmarkt.

Da die Region jedoch offenbar einen großen ersten Beitrag zum Ausstieg leisten müsse, erwarte man eine große Herausforderung, so Rainer Imkamp, Vorsitzender der Geschäftsführung der Brühler Agentur für Arbeit. Sein Haus befasst sich federführend für die drei betroffenen Agenturbezirke (Brühl, Mönchengladbach, Aachen/Düren) mit den Auswirkungen des Strukturwandels im Rheinischen Revier.

 Derzeit analysiere man die Situation der 9000 direkt im Bergbau (davon rund 2300 im Rhein-Erft-Kreis) und der rund 18 000 bei Zulieferern Beschäftigten sowie der 55 000 Menschen, die für die ansässige energieintensive Industrie tätig seien. Zudem betrachte man die zukunftsfähige Bildungsangebote in der weiteren Region, um Konzepte erstellen zu können, sobald ein genauer Ausstiegsfahrplan vorgelegt werde.

Die schwächelnde Konjunktur bereitet den Verantwortlichen bei der Agentur noch keine allzu großen Sorgen. Zwar verzeichne man einen Rückgang bei den offenen Stellen und erwarte für das Frühjahr einen saisonbedingten Zuwachs der Arbeitslosenzahl, doch gehe man davon aus, dass die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt im zweiten Halbjahr wieder anspringe. „Wir erwarten weiterhin einen robusten, aufnahmefähigen Arbeitsmarkt“, sagt Imkamp.

Als stabilisierend erweise sich, dass Firmen angesichts des generellen Fachkräftemangels auch in vorübergehend schwierigeren Zeiten an verdienten Arbeitnehmern festhielten.

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