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Mähroboter und IgelschutzTierschützer in Rhein-Erft üben Kritik an Beschluss im Kreishaus

Lesezeit 3 Minuten
Ein Igel mit einer Kopfverletzung sitzt auf einer Zeitung.

Ein Igel mit einer Kopfverletzung sitzt auf einer Zeitung.

Die Ablehnung eines Nachtfahrverbots von Mährobotern löst Empörung bei Tierschützern aus. Vor allem die Grünen stehen in der Kritik.

Die Entscheidung der Fraktionen CDU, Grüne und FDP auf Kreisebene, das von der SPD beantragte Nachtfahrverbot für Mähroboter abzulehnen, stößt bei Tier- und Umweltschutzorganisationen auf heftige Kritik. Vor allem die Grünen müssen sich vorwerfen lassen, den Tierschutzgedanken fallengelassen zu haben. Das Nachtfahrverbot sollte dem Schutz von Kleintieren, vor allem von Igeln dienen.

Die Kerpener Grünen hatten bereits ihr Unverständnis über den Beschluss mitgeteilt. Die Jamaika-Koalition im Kreishaus will vielmehr auf Aufklärung setzen und nach einem Jahr Bilanz ziehen, ob Flyer und Gespräche wirksam gegen nachtfahrende Mähroboter sind.

Rhein-Erft: BUND spricht von einem Armutszeugnis für Grüne im Kreistag

„Was für ein Armutszeugnis für die grüne Kreistagsfraktion“, sagt nun etwa Jutta Schnütgen-Weber von der BUND-Ortsgruppe Kerpen, selbst Gründungsmitglied der Grünen in Bonn und viele Jahre Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Kerpener Stadtrat. „Mit dem Schutz von Wildtieren hat man offensichtlich nichts mehr zu tun.“

„Ein wichtiges Standbein grüner Politik war immer der Natur- und Umweltschutz“, sagt Schnütgen-Weber. „Dabei eckte man auch häufiger an, klar, das lässt sich nicht vermeiden.“ Den grünen Kreispolitikern sei „vom jahrelangen unterwürfigen Kopfnicken gegenüber CDU und FDP der Natur- und Artenschutz wohl aus dem Gehirn geschüttelt worden“.

Schnütgen-Weber fragt, „wie viele geschredderte und zerhackte Igel“ es braucht, um die CDU zu der Erkenntnis zu bringen, dass die Aufklärungskampagne nach einem Jahr nichts gebracht habe. „Reichen zehn? Oder müssen es 100 sein? Und wie kontrolliert man das denn, wenn man schon das Nachtfahrverbot nicht kontrollieren könnte?“ 

„Unfassbar! Was für ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich seit Jahren im Tierschutz engagieren!“, sagt Renate Könen von den Tierfreunden Rhein-Erft über die Entscheidung im Ausschuss für Gesundheit, Integration, Inklusion und Verbraucherschutz. Seit Jahren schon seien die Tierfreunde Rhein-Erft in Sachen Aufklärungsarbeit unterwegs, sagt Renate Könen und fügt ironisch hinzu: „Sicher sind Politiker der Meinung, sie können es besser.“ Die Grünen hätten ihre Seele verkauft und die Bodenhaftung verloren.

Appell an Behörden und Politiker, mehr für den Igelschutz zu tun

Karin Oehl, die im Jahr 2022 nach 49 Jahren aus Altersgründen ihre Pulheimer Igelstation schließen musste, ist empört. „Es ist kein Lamentieren frustrierter Igelmamis, die nichts weiter zu tun haben“, sagt Karin Oehl und appelliert: „Ihr in den Amtsstuben, werdet endlich wach! Es ist ein Problem, ein dickes öffentliches Problem.“

Die Grünen-Kreistagsfraktion hat ihr Abstimmungsverhalten in einer Pressemitteilung verteidigt. „Die Realität ist, dass sich ein solcher Erlass nur sehr schwer kontrollieren lässt, da dem Kreis wirksame Kontroll- und Durchsetzungsmittel fehlen“, sagt Michael Zöphel, der im Ausschuss mit abgestimmt hatte und ebenfalls für Aufklärungsarbeit plädiert hatte.

 „Nach einer Evaluationsphase, der Erfolg wird sich an einem Rückgang der in den Auffangstationen abgegebenen Tiere zeigen oder nicht, soll das Thema im Fachausschuss noch einmal behandelt werden“, sagt Zöphel. Stelle sich der gewünschte Erfolg nicht ein, „sollen mögliche weitergehende Maßnahmen diskutiert und ergriffen werden“.