Das Kulturnetzwerk Pulheim schlägt ein Modell vor, das musikalische Bildung in Pulheim dauerhaft gewährleistet. Ausschüsse sollen darüber beraten.
La MusicaPulheim und Kerpen bekräftigen Austritt – in Bedburg ist die Kündigung wirksam

Rund 140 Musikerinnen und Musiker fanden sich zum vielleicht letzten Orchesterkonzert der kommunalen Musikschule „La Musica“ auf der Bühne des Europagymnasiums ein.
Copyright: Oliver Tripp
Es war ein Hoffen und Bangen bis zur letzten Sekunde. Kerpen tritt aus dem Zweckverband „La Musica“ aus, Pulheim tut es der Kolpingstadt gleich. Beides entschieden die Stadtverordneten in den jüngsten Ratssitzungen der Städte am Dienstag, 16. Dezember. Die Kündigung der Stadt Bedburg ist bereits wirksam, sie arbeitet seit dem 1. Januar 2024 als Kooperationspartner mit „La Musica“ zusammen. Da der Zweckverband nach dem aktuellen Stand nicht fortbestehen wird, strebt sie ein Musikschulangebot auf ihrem Stadtgebiet an, wie es aussehen soll, ist allerdings noch offen.
Zahlreiche Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte der Musikschule hatte es erneut nach Kerpen getrieben. Bis auf den Flur standen die Musikerinnen und Musiker an diesem Abend. Sie trugen zum wiederholten Male ihre Fragen, Ängste und Sorgen in der Bürgerfragestunde vor. Im Grunde war jedoch alles gesagt - dass Kerpen aus dem Zweckverband austritt, steht schon seit etwa drei Jahren fest.
Einem SPD-Antrag, den Austritt zurückzunehmen, folgte die Politik bereits zu Beginn dieses Jahres nicht mehrheitlich. Und auch jetzt konnten die SPD und zahlreiche betroffene Bürgerinnen und Bürger den Rat mehrheitlich nicht umstimmen. Der Ausstieg zum 31. Dezember wurde bekräftigt.
Rhein-Erft: Stadt Kerpen setzt auf Förderprogramm
Als Alternative zum Musikschulangebot hat die Stadt ein Förderprogramm auf die Beine gestellt, auf das sich Vereine, Schulen, Organisationen und Privatpersonen bewerben können. Mit der Förderung will die Stadtverwaltung einen Teil der Kosten der musischen Bildung übernehmen.
Die Austrittsentscheidung begründen etwa die Grünen so: „Unsere Entscheidung richtet sich nicht gegen Musik, nicht gegen die Kinder und schon gar nicht gegen kulturelle Bildung“, erklärt Julia Weber-Wicharz (Grüne): „Sie richtet sich gegen ein System, das finanziell aus dem Ruder läuft und in dem es seit Jahren an Transparenz und Steuerung sowie belastbaren Controllingzahlen fehlt.“ Immer wieder stand die Musikschule in der Kritik, Zahlen nicht rechtzeitig oder unzureichend zu liefern. Diese Vorwürfe wiesen Zweckverband und Lehrkräfte in der Vergangenheit jedoch zurück. Auch die CDU betonte, dass jetzt erstmal die Entwicklung des neuen Förderprogramms zu beobachten sei.
Ähnlich spielte es sich in Pulheim ab. Mit großer Mehrheit hat der Stadtrat den Austritt aus dem Zweckverband zum Jahresende bekräftigt. Befürworter eines Verbleibs im Zweckverband hatten noch einmal betont, wie wichtig musikalische Bildung für Kinder und Jugendliche sei, und sprachen über ihre Sorge, dass gewachsene Strukturen zerstört würden. SPD-Fraktionsvorsitzender David Hochhausen zeigte Verständnis, erinnerte aber an die dreijährige Vorgeschichte des Ausstiegs. „Bis heute gibt es keine Klärung, wie die Mittel verwendet werden“, ergänzte CDU-Fraktionsvorsitzender Michael Kahsnitz.
Pulheim: Kulturnetzwerk schlägt neues Konzept vor
Großes Interesse fand das Konzeptpapier, das das Kulturnetzwerk Pulheim Ende vergangener Woche vorgestellt hatte. Die Idee: ein zweigliedriges Modell, das musikalische Bildung in Pulheim dauerhaft gewährleistet. Ein neu zu gründender gemeinnütziger Trägerverein, das „Zentrum für musikalische Bildung Pulheim“, soll organisatorische Aufgaben übernehmen, eine Stiftung die finanzielle Basis langfristig sichern. Die Grünen, die zusammen mit dem Bürgerverein gegen den Ausstieg aus „La Musica“ stimmten, brachten das Konzept als Antrag ein. Letztlich sprach sich der Rat aber dafür aus, den Vorschlag in den Ausschüssen zu diskutieren.
Der Rat verabschiedete die neuen „Richtlinien zur musikalischen Kinder- und Jugendförderung“. Ab sofort können Schulen, Kindergärten, Vereine und Chöre Geld für Projekte beantragen, die für unter 18-Jährige angeboten werden. 80.000 Euro stellte die Stadt als Budget sowohl für 2026 wie für 2027 in den Haushalt ein. Eltern können für ihre Kinder ebenfalls Zuschüsse zum privaten Musikunterricht beantragen. Das Antragsformular steht auf der Website der Stadt Pulheim zum Download bereit.
Bedburg: Anstoß für neue Kooperation
Auch in Bedburg fanden sich Schülerinnen und Schüler von „La Musica“ im Rathaus ein. Eine Gruppe stimmte vor der Ratssitzung ein kleines Konzert im Freien an. Mitglieder der Bläsergruppe am Silverberg-Gymnasium überreichten Listen mit 252 Unterschriften, die sie für den Erhalt der Musikschule gesammelt hatten. Dass sich die Kinder und Jugendlichen so engagiert für „La Musica“ einsetzten, beeindruckte die Stadtverordneten und den Verwaltungschef.
Von allen Fraktionen gab es Lob für die gute Arbeit der Lehrkräfte. Die Fraktionsspitzen betonten, wie wichtig musikalische Bildung für Kinder und Jugendliche ist und dass es essenziell ist, sie auch weiterhin anzubieten. Einig waren sie sich darin, dass der Zweckverband keine Zukunft hat. Ein Konstrukt, das auf fünf Kommunen ausgelegt ist, funktioniere nicht, wenn nur noch Bedburg und Bergheim übrig blieben, schilderte der Bürgermeister. Das finanzielle Risiko sei unkalkulierbar, „das können wir nicht eingehen“, befand Michael Stupp (CDU).
Einstimmig beschlossen die Stadtverordneten, dass die Stadt Gespräche mit Bergheim über das in der Nachbarstadt angestrebte neue Musikangebot zu führen und zu ermitteln habe, wie eine Kooperation aussehen könnte. Für die musikalische Bildung stellt Bedburg 2026 erneut 57.500 Euro bereit. 16.000 Euro erhält sie wie in diesem Jahr als Zuschuss für das Programm JeKits (Jedem Kind sein Instrument) vom Land.
Die Mitglieder der Zweckverbandsversammlung von La Musica tagten am Mittwoch, 17. Dezember, ab 17 Uhr, um über die Ergebnisse aus den Stadträten und die Zukunft der Musikschule zu beraten.

