Neue UnfallstatistikZahl der Verkehrstoten in Rhein-Erft ist 2023 gesunken

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Ein bei einem Unfall schwer beschädigter BMW wird auf einen Abschleppwagen gehievt.

Fast 12.000 Unfälle verzeichnete die Polizei Rhein-Erft im vorigen Jahr, so wie diesen hier in Pulheim. Die Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen.

Die Zahl der Unfälle mit Verletzten und Toten ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr gesunken – aber es gibt deutlich mehr verunglückte Kinder.

Streng genommen könnte Christian Rössler zufrieden sein. Zwar haben die Unfallzahlen im Rhein-Erft-Kreis im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr ganz leicht zugenommen, doch der Anstieg ist vornehmlich auf Unfälle mit Blechschäden zurückzuführen, erläutert der Leiter der Direktion Verkehr bei der Kreispolizei. In nahezu allen Altersbereichen ist die Zahl der Unfälle mit verletzten und getöteten Verkehrsteilnehmern zurückgegangen. „Wir haben Verbesserungen in fast allen Bereichen gegenüber dem Vorjahr“, sagt Rössler.

Es gibt weniger verunglückte Jugendliche (minus 16 ,2 Prozent), weniger verunglückte junge Erwachsene (minus 8,7 Prozent), weniger verunglückte Senioren (minus 11,4 Prozent), weniger verunglückte Radfahrer (minus 9,1 Prozent) und auch weniger Verunglückte mit der Unfallursache Alkohol (minus 22,9 Prozent).

Die Unfallstatistik der Polizei für das Jahr 2023 zeigt einen leichten Anstieg bei den Unfällen.

Die Unfallstatistik der Polizei für das Jahr 2023 zeigt einen leichten Anstieg bei den Unfällen.

Doch der Polizist ist nicht zufrieden, denn in einigen wichtigen Punkten hat sich die Verkehrsunfallstatistik, die Rössler am Montag gemeinsam mit Kreisdirektor Michael Vogel vorgestellt hat, überhaupt nicht so entwickelt, wie man es sich wünschen würde.

Der Fall des zehnjährigen Jungen, der im vorigen September an einer Einmündung zur Venloer Straße in Pulheim auf seinem Fahrrad von einem Lastwagen überrollt und getötet wurde, ist ein trauriges Beispiel dafür: Auch eine im Großen und Ganzen vermeintlich gute Statistik verbirgt letztlich nur schlimme Schicksale hinter Zahlenkolonnen und Diagrammen. Der Zehnjährige ist einer von neun Verkehrstoten, die im vorigen Jahr im Rhein-Erft-Kreis zu beklagen waren. Immerhin vier weniger als im Vorjahr.

Die Zahl der Verletzten und Toten ist gesunken.

Die Zahl der Verletzten und Toten ist gesunken.

Doch ganz sauber ist diese Statistik nicht, weil die Polizei nicht nur nach kommunalen Grenzen trennt, sondern auch nach Zuständigkeiten: Unfälle auf den Autobahnen, die durch den Rhein-Erft-Kreis führen, und damit auch die Verkehrsopfer werden von der Polizei Köln in ihre Statistik aufgenommen. Wie hoch die Zahlen der Verkehrstoten im Kreis also tatsächlich sind, konnte die Kreispolizei am Montag nicht genau beziffern.

„Was mich stört, ist der Anstieg bei den verunglückten Kindern unter 14 Jahren“, sagt Rössler. „Es ist die schlechteste Zahl, die wir in der Statistik haben.“ Ein Plus von 24 Fällen auf 149 verunglückte Kinder im Jahr 2023 bedeutet einen Anstieg von fast 20 Prozent.

Fehler beim Abbiegen sind die häufigste Unfallursache

Die Gründe für den Anstieg seien vielfältig. Kinder seien mobiler als früher, es mangele an Aufsicht oder an Aufmerksamkeit von Erwachsenen im Verkehr, oder aber der Unfall geschehe im oft kritisierten Elterntaxi auf dem Weg zur Schule. Deutlich mehr als früher würden Kinder mit dem Auto zur Schule gefahren. „Geschieht dann ein Unfall und werden die Kinder im Auto verletzt, fallen sie in diese Statistik.“

Fehler beim Abbiegen sind mit 31 Prozent die häufigste Ursache bei „Verkehrsunfällen mit Personenschäden“, wie es nüchtern in der Statistik heißt. Und dann trifft es meist die ungeschützten Verkehrsteilnehmer: Fußgänger, Radfahrer, Pedelecfahrer oder Fahrer von Kleinkrafträdern.

Polizei lobt Verkehrssicherheitspreis an den Schulen aus

Genau hier will die Polizei aber ansetzen, um die Unfallzahlen und damit auch die Zahlen der Verletzten und Toten zu senken. So loben die Polizei, der Landrat, das Straßenverkehrsamt, die Verkehrswacht und die Kreissparkasse gemeinsam einen Verkehrssicherheitspreis aus, der im Herbst vergeben werden soll. „Wir wollen auf diesem Weg gleich zwei Gruppen erreichen, die besonders anfällig bei Unfällen sind“, sagt Rössler.

Angesprochen werden sollen über die Grundschulen des Kreises nicht nur Kinder der dritten und vierten Klassen, sondern auch deren Großeltern oder „andere Erwachsene ab 50 Jahren“. Sie sollen mit Fahrrad beziehungsweise Pedelec gemeinsam einen Fahr- und Sicherheitsparcours absolvieren. „Es gewinnt die Schule mit der höchsten prozentualen Beteiligung.“

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