Obwohl Karneval ausfälltFast alle Schulen in Rhein-Erft machen Rosenmontag frei

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Der Kinderzug in Sindorf fällt in diesem Jahr aus. In die Schule müssen an den tollen Tagen trotzdem nicht alle Kinder.

Der Kinderzug in Sindorf fällt in diesem Jahr aus. In die Schule müssen an den tollen Tagen trotzdem nicht alle Kinder.

Rhein-Erft-Kreis – Karneval fällt in diesem Jahr weitgehend aus. Viele Berufstätige müssen an den tollen Tagen entgegen aller Gewohnheit arbeiten. Aber die Kinder haben trotzdem an vielen Schulen frei, weil die Brauchtumstage mit viel Vorlauf eingeplant waren. Viele Eltern finden das unverständlich und wissen auch nicht, wie sie die Betreuung ihrer Kinder organisieren sollen.

Christoph Weber ist Lehrer an der Elsdorfer Gesamtschule und Abteilungsleiter für die Unterstufe, aber auch als Vater Leiter der Schulpflegschaft an der Erich-Kästner-Grundschule in Esch. Dort ist am Rosenmontag schulfrei. „Die Kinder und Kollegen sind am Anschlag. Da ist ein Tag, den man einfach so verstreichen lassen kann, nicht verkehrt“, findet Weber. Andererseits „ächzen auch die Eltern in den Familien nach Entlastung“. Das sei schwierig abzuwägen.

Rhein-Erft: Ende des Lockdown ist unklar

Weber geht allerdings davon aus, dass der Lockdown über den 14. Februar hinaus verlängert wird. „Dann wird die Frage, ob am Rosenmontag Schule ist oder nicht, sowieso eher belanglos.“ Er habe noch nicht mit den Eltern der Grundschule gesprochen, jedoch auch noch keine Klagen gehört auf die Ankündigung, dass diese Schule den freien Tag an Rosenmontag beibehält.

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Als Lehrer der Gesamtschule hingegen wird er arbeiten müssen, denn dort findet am Rosenmontag und am Veilchendienstag Unterricht statt. Geplant war der Rosenmontag als Ausgleichstag für Sportfest und Tag der Offenen Tür, die ausgefallen sind, und der Dienstag als beweglicher Ferientag (Brauchtumstag). „Montag in die Schule und Dienstag dann frei – das würde niemand verstehen, also findet bei uns nach Karnevalssonntag Unterricht statt“, erläutert Weber.

Freie Tage in Bedburg müssen genommen werden

Die karnevalsbedingten freien Tage bleiben hingegen frei in der Wilhelm-Busch-Grundschule in Bedburg. Der Freitag und der Montag um Karnevalssonntag waren eingeplant und bleiben rot im Kalender, mit Billigung des Schulrats, erläutert Schulleiterin Tanja Claßen. Sie macht deutlich, „dass wir verpflichtet sind, die vier beweglichen Ferientage pro Schuljahr auch durchzuführen“.

Würden diese nicht an Karneval genommen, müssten sie später im Jahr, etwa am Freitag nach Christi Himmelfahrt, angesetzt werden. „Die Eltern, die jetzt schon geplant haben, müssten dann wieder von vorn anfangen“, sagt Claßen. Das Problem würde nur verlagert und eine Verlegung hätte nur zu weiteren Diskussionen geführt.

„Wir hätten gerne gearbeitet, wenn das Kultusministerium angeordnet hätte, dass die Brauchtumstage an Karneval in diesem Jahr gestrichen werden“, betont die Rektorin. Den Eltern hat sie in einem Rundbrief die Situation und die Entscheidung erläutert. „Bis jetzt hat es dazu noch keine Kritik seitens der Eltern gegeben“, versichert sie.

„Eltern und Schüler nicht allein lassen“

Kati Räke war jahrelang Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft in Kerpen und ist nun Schulpflegschaftsvorsitzende des Europagymnasiums. Sie findet, das eigentliche Problem sei nicht, ob etwa der Rosenmontag unterrichtsfrei sei oder nicht. „Wichtig wäre zu wissen, wie es danach weitergeht. Man darf die Eltern und Schüler in dieser Situation nicht allein lassen. In all den Jahren habe ich solch eine Situation noch nicht erlebt.“ In Kürze stehe das Abitur an, gibt Räke zu bedenken. Der Distanzunterricht könne doch nicht immer weitergehen.

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Die Bergheimer Gesamtschule hält an ihren ursprünglich getroffenen Regelungen fest, berichtet die didaktische Schulleiterin Natascha Kierdorf. Am Freitag, am Rosenmontag und am Veilchendienstag ist unterrichtsfrei. „Wir nutzen die Zeit, um vieles vorzubereiten. Denn wir wissen ja noch gar nicht, ob es demnächst in Präsenz oder im Homeschooling weitergeht“, sagt Kierdorf. Der Donnerstag, Weiberfastnacht, wird als Studientag genutzt. Die Lehrer bilden sich fort und die Schülerinnen und Schüler bekommen Aufgaben. Die Resonanz der Eltern sei wohlwollend gewesen, berichtet Kierdorf.

Karnevalsparty in Frechen fällt aus

„Wir haben zusammen mit der Schulleitung überlegt, ob diesmal an den Karnevalstagen Unterricht stattfinden sollte“, erläutert Damian van Melis, Pflegschaftsvorsitzender am Erftstädter Ville-Gymnasium. Doch seien die administrativen und organisatorischen Hürden zu hoch. Außerdem hätten viele Eltern und Lehrer schon Pläne für die Karnevalstage. Van Melis meint, viele Familien seien beim Thema Homeschooling überfordert, das hänge auch mit der schleppenden Digitalisierung an den Erftstädter Schulen zusammen. In Nachbarkommunen sei man hier deutlich weiter.

Die Lindenschule in Frechen behält die beweglichen Ferientage bei, die für Freitag, 12. Februar, und Rosenmontag, 15. Februar, schon lange im Kalender standen. An diesen beiden Tagen findet an der Grundschule weder Distanzunterricht noch Betreuung statt. Am Veilchendienstag geht der Schulbetrieb weiter, auch am Weiberdonnerstag ist an der Lindenschule Unterricht. „Sonst war an diesem Tag immer eine Party und dann Schluss“, berichtet Alexander Blumberg, der stellvertretende Leiter der Schule.

Frechener Eltern beschweren sich nicht wegen Rosenmontag

Beschwerden der Eltern zu der Regelung an den Karnevalstagen habe es auch auf Nachfrage nicht gegeben. „Wenn an uns der Wunsch herangetragen worden wäre, die beweglichen Ferientage zu ändern, dann hätten wir uns damit sicherlich beschäftigt“, sagt Blumberg. Vom Schulministerium habe man die Auskunft erhalten, dass die Beschlüsse der Schulkonferenz zu den beweglichen Feiertagen weiterhin gelten. In der Schulkonferenz haben auch die Eltern ein Mitbestimmungsrecht. „Um die Regelung zu ändern, hätte man eine außerordentliche Sitzung der Schulkonferenz beantragen müssen“, so Blumberg. Dies habe aber niemand angeregt, auch die Eltern nicht.

„Wir versuchen an den Frechener Schulen eine weitgehend einheitliche Lösung zu finden“, so Blumberg weiter. Unklar sei ja noch, wie es überhaupt mit dem Schulbetrieb weitergeht, wenn die bisherigen Lockdown-Regeln am 14. Februar enden. Er hält es für eher unwahrscheinlich, dass die Schulen dann wieder in Normalbetrieb übergingen. Die Karnevalstage böten daher eine gute Übergangszeit, um sich auf neue Regelungen einzustellen.

Distanzunterricht im Kostüm?

Auch an der Hauptschule in Hürth-Kendenich halte man sich an die Vorgabe des Ministeriums, dass bereits eingeplante bewegliche Ferientage nicht verschoben werden sollen, sagt Schulleiterin Rita Röbel. Am Karnevalsfreitag und am Rosenmontag bleibt die Schule geschlossen. Beschwerden darüber habe es nicht gegeben. Röbel bedauert, dass die Karnevalsparty an Weiberfastnacht in der Aula ausfallen muss, die sonst die Schüler weitgehend selbst organisieren. „Das fördert den Zusammenhalt, und man kann eine Menge dabei lernen“, sagt die Schulleiterin, an deren Schule 271 Schüler aus 21 Nationen unterrichtet werden. Statt Party gibt es an Weiberfastnacht Distanzunterricht. Röbel: „Wir überlegen, ob wir trotzdem ein wenig feiern und uns im Kostüm in der Videokonferenz treffen.“

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Pia Gies, die Vorsitzende des Fördervereins der Brühler Barbara-Grundschule, kann nachvollziehen, dass die Schulen der Vorgabe des Landes folgen. Die Vorgabe selbst sieht sie indes kritisch. „Alle betonen, wie wichtig es ist, dass die Kinder etwas lernen. Aber jetzt hält man an den beweglichen Ferientagen fest, obwohl es schon verlängerte Weihnachtsferien gab“, sagt sie. An der Kierberger Schule gebe es an den Karnevalstagen keine Notbetreuung, man sei aber bestrebt, bei dringendem Bedarf Lösungen zu finden, so Gies.

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