Ärger mit BaufirmenBahnhofsumbau in Wesseling verzögert sich weiter

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Aus der Luft ist gut zu erkennen, dass der Bahnhof noch eine große Baustelle ist. Neben den Rampen lagern die Bodenplatten, die eigentlich hätten längst verlegt werden sollen.

Aus der Luft ist gut zu erkennen, dass der Bahnhof noch eine große Baustelle ist. Neben den Rampen lagern die Bodenplatten, die eigentlich längst hätten verlegt werden sollen.

Die Stadt Wesseling will mit den Handwerkern vor dem Winter noch möglichst viel für einen barrierefreien Zugang schaffen.

Der Umbau des Wesselinger Bahnhofs entwickelt sich zu einer unendlichen Geschichte. „Wir haben der Bodenleger-Firma jetzt doch kündigen müssen“, sagt Wesselings Bürgermeister Ralph Manzke (SPD). Die Sprecherin der Stadt, Andrea Kanonenberg, formuliert es noch deutlicher: „Wir waren gezwungen, der Bodenleger-Firma zu kündigen.“ Denn nach der Vergabe im August 2022 habe die Firma zunächst ihre Arbeiten bis zum Winter nicht aufgenommen, konnte dann wegen der kalten Temperaturen nicht mehr ins Bauprojekt einsteigen und sei schließlich ab Anfang Mai gar nicht mehr auf der Baustelle erschienen.

„Aktuell prüft die Stadt nun mit allen anderen am Bauprojekt beteiligten Partnern und Fachunternehmen, wie in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Fortschritte und möglichst viel Barrierefreiheit auf der Baustelle erreicht werden können, bevor die Temperaturen wieder sinken“, führte Kanonenberg weiter aus.

Wesselinger Rechtsamt prüft Schritte gegen Bodenleger-Unternehmen

Leicht hat sich die Stadt die Sache mit der Kündigung allerdings nicht gemacht. „Doch dem Unternehmen ist es ja nicht einmal gelungen, die Ziele zu erreichen, die es sich selber gesetzt hat“, betonte Manzke. Er hofft jetzt, dass durch die weiteren Verzögerungen keine Fördergelder verloren gehen. Aktuell prüft das Rechtsamt der Stadt sämtliche Optionen, wie mit dem Bodenleger-Unternehmen weiter vorzugehen ist.

Die Bewilligung der Fördersumme in Höhe von 6,25 Millionen Euro lag bereits beim Baustart Ende April 2019 vor. Damals verkündete der ehemalige Bürgermeister Erwin Esser: „Die Stadt muss einen Eigenanteil von 1,35 Millionen Euro aufbringen.“ 18 Monate Bauzeit waren für das rund 7,6 Millionen Euro teure Bauvorhaben angesetzt. Doch irgendwie scheint der sprichwörtliche Wurm in dem Riesenprojekt „Bahnhofsumbau“ zu stecken.

Im Tunnel geht es voran: Zurzeit wird die Verkleidung montiert.

Im Tunnel geht es voran: Zurzeit wird die Verkleidung montiert.

Denn die Bodenleger-Firma ist nicht das erste Unternehmen, von dem sich die Stadt inzwischen getrennt hat. Die Baustelle war gerade eingerichtet, die ersten Abbrucharbeiten durchgeführt, als die von der Verwaltung nach Ausschreibung beauftragte Baufirma die Arbeit im Sommer 2019 einfach nicht fortsetzte. „Anfang 2020 haben wir dann die Reißleine gezogen und eine fristlose Kündigung ausgesprochen“, erklärte Kanonenberg. Zunächst habe dann die Stadt Wesseling die Baustelle übernommen. „Den darauffolgenden Rechtsstreit haben wir gewonnen“, sagte sie weiter.

Im Frühjahr 2021 konnte dann ein anderes Unternehmen die Arbeiten fortsetzen. Einen kleinen Rückschlag habe es im Juli 2021 gegeben, als die Baustelle aufgrund des verheerenden Starkregens komplett voll Wasser gelaufen war. Und nun hakt es am Bodenleger. Doch bei allem Pech, es gibt auch Fortschritte: So sind in den Sommerferien die Technik- und Lüftungsanlagen sowie die Schmutz- und Regenwasserentsorgungsanlagen eingebaut worden. Auch die Rolltreppe auf der Seite Bahnhofstraße ist inzwischen montiert und die Fassadenplatten in der Unterführung wurden teilweise angebracht. Zeitnah sollen auch die weiteren Fassadenarbeiten ausgeführt werden.

Allgemeine Kostensteigerungen machen das Projekt teurer als geplant

Für den Herbst sind zudem die Straßenbauarbeiten am Westring vor dem Ärztehaus und an der L 300 vor der Bäckerei und dem PR-Parkplatz geplant. An der Rampe zur L 300 sollen noch vor Einbruch des Winters zudem die Stromversorgung, der Einbau von Beleuchtungselementen und die Garten- und Landschaftsarbeiten mit Baumpflanzungen durchgeführt und die Metallbauarbeiten abgeschlossen werden.

Fast fertig ist der Bodenbelag am barrierefreien Zugang von der Flach-Fengler-Straße aus zum Bahnhof.

Fast fertig ist der Bodenbelag am barrierefreien Zugang von der Flach-Fengler-Straße aus zum Bahnhof.

Offen ist hingegen, wie teuer der Bahnhofsumbau angesichts der Verzögerungen für die Stadt wird. „Noch ist ja nicht klar, wie hoch die Schadenersatzforderung an die Anfang 2020 gekündigte Baufirma und danach die Schadenersatzzahlungen de facto sein werden“, erklärte Kanonenberg. Vor dem Hintergrund der allgemeinen Baukostensteigerungen sei leider auch bei diesem Projekt von höheren Ausgaben auszugehen.

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