Von Syrien nach WesselingMohamad Naji Kharita will sich als Profiboxer beweisen

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Nicht nur am Sandsack saugt Mohamad Naji Kharita (r.) die Anweisungen seines Trainers auf.

Nicht nur am Sandsack saugt Mohamad Naji Kharita (r.) die Anweisungen seines Trainers auf.

Wesseling – Der Weg des Boxers Mohamad Naji Kharita endet vorerst in der Ecke des Ringgevierts. Nach der Niederlage in seinem Premierenkampf gegen den Erftstädter Natahanel Lukoki im Rhein-Erft-Derby in Düsseldorf Ende September sollt es für den Profi-Neuling vom Rhein am heutigen Samstag in der Nähe von Brüssel zum zweiten Auftritt auf der großen Box-Bühne kommen. Nun heißt es für das 18 Jahre junge Talent: Abwarten und Tee trinken.

Kharita wurde in Syrien geboren und kam vor fünf Jahren allein mit seinem älteren Bruder in Wesseling an. Nach drei Monaten durfte die ganze Familie nachkommen. Das Interesse für den Boxsport beim Schüler des Berufskollegs in Köln begann im Alter von 14 Jahren. Der Weltergewichtler (69-72 Kilogramm) wird vom Ex-Profi Mounir Toumi trainiert, die sportliche Heimat des eingespielten Duos ist die Sportoase im Wesselinger Ortsteil Berzdorf. Hier hat sich der 36-jährige Marokkaner Toumi sich mit seinem Boxstall niedergelassen und managt weitere zwölf Boxer aus ganz Deutschland auf Profi-Ebene.

Naji Kharita: „Viel härter, als ich es mit vorgestellt hatte“

Sein missglücktes Debüt wird Kharita nicht von seinem Weg abhalten. „Es war viel härter und schwerer, als ich es mit vorher vorgestellt hatte“, erklärt der Syrer und blickt durchaus zuversichtlich in seine Zukunft: „Ich habe Fehler gemacht, aber die kann man verbessern.“

Boxer Mohamad Naji Kharita

Mohamad Naji Kharita und sein Trainer Mounir Toumi

Sein Trainer fällt ihm fast ins Wort. „Oh, der war enttäuscht“, erinnert sich Toumi an eine triste Heimfahrt aus der Landeshauptstadt im Anschluss an das Profi-Debüt beider Faustkämpfer aus dem Rhein-Erft-Kreis: „Der hat im Auto nicht mehr geredet. Er war es als Amateur schließlich gewohnt, immer zu gewinnen.“

Trainer Toumi spricht von Irritationen wegen der zahlreichen Zuschauer, die sein Erftstädter Gegner mitgebracht hatte, auch wenn es in Zeiten von Corona nur etwa 300 Fans waren, normal seien wohl immerhin 1500. „Und die standen alle hinter unserer Ecke, so dass Naji Druck von hinten und von vorne bekam“, beschreibt Toumi die ungewohnte Situation.

Wesseling: Kharita hat das Fachabitur fest im Blick

Der Schüler mit den syrischen Wurzeln lässt sich nicht abschrecken und hat Lust auf mehr. Kharita: „Ja klar, das war nur der Anfang. Ich mache weiter.“ Das berufliche Ziel des Faustkämpfers steht noch in den Sternen. Das Fachabitur hat er allerdings fest im Blick. Volle Unterstützung erhält er von seinem Coach, der bekräftigt, dass man sich auf diesem Niveau „finanziell nicht bereichern“ könne. Toumi: „Deswegen gilt: Schule und Beruf gehören dazu, ein Abschluss gibt Sicherheit, denn eine Verletzung kann alles sehr schnell beenden“, weiß der einstige Weltmeister aus eigener Erfahrung nur zu gut.

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Treffsicherheit kann im Ring auch Sicherheit verleihen und so galt mit dem Kampf in Belgien noch ein Kampf in diesem Jahr als wahrscheinlich. Daraus wird nun jedoch nichts. Doch Kharita hat sich viel vorgenommen und wirkt entschlossen: „Mein Ziel ist es, als Profi erfolgreich zu sein, bis ich nicht mehr kann.“ Und sein Coach ist gespannt: „Die Kollegen, mit denen Naji anfing, sind alle gegangen – er ist geblieben. Nach ein, zwei Jahren habe ich seine Leidenschaft gesehen. Er wollte alles aufnehmen und kopieren.“ Seinen ersten Amateurkampf habe Kharita auch verloren, erinnert sich Toumi, er ist motiviert und hat sich in die Boxhandschuhe gebissen.“

Das ist derzeit im Ring nicht möglich. Mit partnerschaftlichen Übungen kann sich das Paar derzeit nur im Freien fit halten, der Kampf ist um vier Wochen verschoben – unter Vorbehalt wie der Trainer bestätigt: „Derzeit steht alle sind den Sternen.“

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