Teures PrinzenamtWer in Wesseling Tollität sein will, zahlt 20 000 bis 25 000 Euro

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Prinz Herbert I., 2016 Prinz in Wesseling, hatte seinen kompletten Jahresurlaub für die Session genommen.

  • 4500 Euro für den Orden, 4000 Euro für die Kamelle, 2000 Euro für den Wagen.
  • Das, und noch einiges mehr, kommt auf einen Karnevalsprinzen an Kosten zu.
  • Doch nicht nur Materielles belastet den Geldbeutel, auch der Zeitaufwand ist intensiv.
  • Wir haben die Kosten für den karnevalistischen Adeldtitel zusammengefasst.

Wesseling – „Für mich war es immer ein Kindheitstraum, einmal Prinz im Karneval zu sein“, sagt Herbert Faust, ehemals Prinz Herbert. „Da muss dann auch mal abgewogen werden. Der eine und andere Urlaub, oder Prinz im Wesselinger Karneval.“ Als echter Karnevalist hat sich Faust für das Amt des Prinzen entschieden. Trotz der hohen Kosten – denn wer die Kappe mit den langen Federn tragen und sich von den Jecken bejubeln lassen will, muss neben guter Laune auch Geld mitbringen.

Faust war 2016 Prinz Karneval und hat zusammen mit seinem Nachfolger Prinz Moritz (Poensgen) die Kosten erläutert.

Orden: 4500 Euro

Der größte Posten der Kosten ist der für die Orden. Etwa zehn Euro hat Faust pro Stück ausgegeben. „Ich hatte einen Spiegel im Orden“, erinnert er sich. 450 Orden waren es insgesamt. „Es ist immer schwierig, vorher abzuschätzen, wie viele Orden gebraucht werden. Man möchte ja nicht zu wenig haben“, sagt Poensgen. Und so kommt ein schönes Sümmchen zusammen.

Kamelle: 4000 Euro

„Ich weiß noch ganz genau, wie viel Kamelle ich hatte“, sagt Poensgen lachend. „Es gab harte Verhandlungen mit meiner Familie, wie viel wir für den Zug wohl brauchen werden.“ 33 000 Tütchen Gummibärchen, 15 000 Schokoladentäfelchen und 8000 Schachteln Pralinen hatte der Prinz 2017 eingekauft und am Karnevalssonntag unters närrische Volk am Straßenrand gebracht. Dazu kamen noch etwa 600 Strüßje, die verteilt wurden.

Festwagen: 2000 Euro

Ein Wagen für sechs bis 18 Leute, einen Traktor, Wagenengel, Musikanlage, Generator und Personal am Bagagewagen – das läppert sich, sind sich die beiden Ex-Prinzen einig. „Im Vorfeld muss überlegt werden, wie viele Personen auf dem Wagen dabei sein sollen, sechs sind es aber immer. Mit Familie auch schnell mehr“, berichtet Poensgen. Je mehr Personen auf dem Wagen, desto größer muss das Gefährt sein. Und umso teurer wird es. „Und je größer der Wagen, desto mehr Wagenengel braucht es“, ergänzt Faust. „Je Wagenengel kann man noch mal 50 Euro kalkulieren.“

Ornat

Das Entscheidende, damit aus einem Karnevalisten ein Prinz auf Zeit wird, ist das Ornat. Und das kann schon mal schnell ein paar Tausender kosten, wenn es auf den Leib des Prinzen maßgeschneidert wird. So wie bei Herbert Faust, der knapp 4000 Euro dafür gezahlt hat. „Ich habe mir damals mein Ornat für etwa 700 Euro geliehen“, sagt Moritz Poensgen.

Sonstiges

„Während der Session haben wir kaum Getränke selbst bezahlen müssen, sondern wurden oft eingeladen“, erinnert sich Poensgen. „Mehr als ein oder zwei Kölsch kann der Prinz sowieso nicht trinken, um nicht betrunken auf die Bühne zu gehen.“

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2017 war Prinz Moritz I. in Wesseling im Amt. Um Kosten zu sparen, hat er sich sein Ornat geliehen.

Anders sieht es auf den Sommerfesten der Karnevalsgesellschaften aus. Da haben der Prinz und die Adjutanten vor jedem Fest zusammengelegt, um davon ein oder zwei Runden für die Gäste zu bezahlen, erinnern sie sich.

Zeitaufwand

Etwa 120 bis 150 Auftritte absolviert ein Prinz in Wesseling pro Karnevalssession. Zeitlich ist das nicht so ohne weiteres zu stemmen. „Ich habe meinen kompletten Jahresurlaub für die Session genommen und dann von Februar bis Dezember durchgearbeitet“, erinnert sich Herbert Faust. Anders sei das mit Schichtarbeit nicht möglich gewesen, berichtet er.

Für Moritz Poensgen war es etwas einfacher. Als Projektleiter konnte er das Büro oft früher verlassen oder aber auch von zu Hause aus arbeiten.

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Unterm Strich

Genau seien die Kosten nicht mehr zu beziffern, geben beide ehemaligen Prinzen zu, schätzen sie aber auf 20 000 bis 25 000 Euro. Das sei auch davon abhängig, auf was der Einzelne Wert lege. Auch wenn das Auto in Wesseling von VW Bauer gestellt wird und für die nächsten Jahre bereits die Prinzen feststehen, wird es zunehmend schwieriger, jemanden für das Amt zu finden. Das liege mit Sicherheit auch an den Kosten, sind sich Faust und Poensgen einig. „Man hat keinen Nutzen davon, dass man so viel Geld investiert.“ Trotzdem würden sie die Entscheidung, einmal Prinz zu sein, immer wieder treffen. Der Spaß überwiegt.

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