Appell der KirchenJugendliche leiden unter Perspektivlosigkeit in der Corona-Krise

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Kinder und Jugendliche müssen in Corona-Zeiten viele ihrer Bedürfnisse und Impulse zurückstellen.

Kinder und Jugendliche müssen in Corona-Zeiten viele ihrer Bedürfnisse und Impulse zurückstellen.

Rhein-Sieg-Kreis/Bonn – Evangelische Einrichtungen im Rhein-Sieg-Kreis und in Bonn fordern die Politik auf, in der Corona-Pandemie die Belange junger Menschen stärker als bislang zu berücksichtigen. „Jugend wichtig nehmen – Jugend stärken – jetzt und sofort“ ist deshalb ein Appell überschrieben, den die evangelischen Kirchenkreise Bonn und An Sieg und Rhein sowie die Diakonie Rhein-Sieg veröffentlicht haben.

Darin fordern die evangelischen Einrichtungen unter anderem, Schulen mit geschütztem Wechselunterricht in kleinen Gruppen wieder zu öffnen, die Digitalisierung auf allen Ebenen voranzutreiben und dabei auch außerschulische Bildungssysteme stärker zu fördern sowie junge Menschen in allen gesellschaftlichen Bereichen stärker als bislang zu beteiligen.

Jugendliche kämpfen mit Perspektivlosigkeit

„Belange junger Menschen gehören in den Mittelpunkt gerückt“, betont Almut van Niekerk, Superintendentin des Kirchenkreises An Sieg und Rhein. Deshalb wolle die evangelische Kirche das Thema der Belastungen junger Menschen durch die Folgen der Pandemie „groß machen“.

Almut van Niekerk

Almut van Niekerk

Die Vertreter der evangelischen Kirche in der Region reagieren mit diesem Engagement darauf, dass Jugendliche sich trotz massiver Einschnitte durch den zweiten Lockdown „überhaupt nicht gesehen fühlen“, wie Charlotte Dückers, stellvertretende Geschäftsführerin des Evangelischen Jugendwerks Sieg/Rhein/Bonn formuliert. Viele von ihnen kämpften mit Perspektivlosigkeit und seien vom Homeschooling überfordert, Praktika seien abgesagt, und junge Geflüchtete verlören erworbene Sprachkenntnisse wieder.

Man stelle fest, dass bei jungen Menschen, die bereits im „normalen“ Leben durch ihre komplexen und belasteten Lebenssituationen vor großen Herausforderungen stünden und zu den „Verlierern“ zählten, die Corona-Pandemie zu noch massiveren psychischen und emotionalen Belastungen führe. „Emotionale Störungen, Depressionen und Kindeswohlgefährdungen haben deutlich zugenommen“, heißt es im Appell.

Jugendwerk-Geschäftsführer Stephan Langerbeins bezeichnet die Belastung junger Menschen in der Pandemie als „herzzerreißend“. Sie in den Blick zu nehmen, das müsse „unbedingt auch weitergehen, wenn im Lauf der Zeit und dank der Impfungen Lockerungen möglich werden“, fordert er. Aber auch schon jetzt seien ganz praktische kreative Lösungen nötig, um die Pandemie-Folgen für junge Menschen abzumildern, etwa die Nutzung großer Säle, um das Beratungsgebot hygienekonform ausweiten zu können, die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Tablet-Computern, wo diese bisher fehlten.

Online-Befragung von Kindern und Jugendlichen

Einzel-Unterricht durch Lehramtsstudierende, um die Nachteile von Homeschooling abzufedern, sei ebenso sinnvoll wie die Verstärkung von Freifunk-Modellen durch Kommunen, um junge Menschen zu unterstützen, die zuhause kein WLan haben.

„Wir wollen, dass jungen Menschen schnellstmöglich wieder eine positive Entwicklung in ihrer individuellen Lebenslage ermöglicht wird“, heißt es deshalb im Appell der evangelischen Einrichtungen aus der Region. „Es geht darum, die nachhaltige negative Prägung einer Generation, wenn dies nicht schon längst unumkehrbar ist, mit allen Kräften zu vermeiden.“

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Flankiert wird der Appell durch die Online-Befragung von Kindern und Jugendlichen unter dem Motto „#Ichbingefragt“. Auf der Internetseite des Evangelischen Jugendwerks können sie ihre Sicht der Dinge und ihre Erfahrungen schildern.

https://jugendwerk.limequery.com/891982

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