BUND erstattet AnzeigeSeltene Moose nach Kahlschlag ausgestorben

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Der Siefen ist mit Stämmen und Reisig zugeschüttet.

Der Siefen ist mit Stämmen und Reisig zugeschüttet.

Bad Honnef – Der Naturschutzbund BUND hat Anzeige bei der Kreisverwaltung Siegburg wegen der Zerstörung eines gesetzlich geschützten Siefens und Quellbiotops im Siebengebirge erstattet. Dort wurden im großen Stil von Borkenkäfern befallene Fichten gefällt, mit schweren Harvestern abtransportiert und Äste und Reisig in dicken Schichten auf dem Waldboden verteilt. Durch diesen massiven Kahlschlag, erklärt Achim Baumgärtner, Sprecher der BUND-Kreisgruppe Rhein-Sieg, seien die unteren Quellfluren des Biotops und mit ihnen extrem seltene Moose zerstört worden.

Betroffen sind laut Baumgartner unter anderem das Glänzende Hookermoos und das Haarkelchmoos, die im Naturschutzgebiet ausschließlich an diesem Standort vorkamen und jetzt im Siebengebirge ausgestorben sind, sowie die Torfmoose Sphagnum fallax und Sphagnum palustre. Sie wurden von Stämmen und Reisig überschüttet, plattgefahren oder trockneten aus, weil durch das Abholzen der Bäume auch kein Schatten mehr gespendet wurde.

Moosbestand im Siebengebierge in der Fachwelt bekannt

Seit über 25 Jahren war dieser Moosbestand in dem Biotop im Siebengebirge der Fachwelt bekannt und in Karten erfasst. Wissenschaftler der Universität Koblenz-Landau haben bereits die Zerstörung der Fläche kritisiert. In einer Expertise stellen sie den erfolgten Kahlschlag der von Borkenkäfern befallenen Fichten und den Einsatz von schwerem Forstgerät wie Harvestern grundsätzlich in Frage. Wenigstens seien aber naturschutzfachlich besonders wertvolle Flächen beim Einschlag auszunehmen.

Der BUND hatte im Vorfeld bereits gerichtlich versucht, den großflächigen Fichtenkahlschlag im Siebengebirge aufzuhalten. Der Naturschutzbund und die Kreisverwaltung waren im vergangenen Jahr bis zum Oberverwaltungsgericht nach Münster gezogen. Das OVG Münster hatte sich bei seinem Urteil am 19. Dezember der Argumentation des Rhein-Sieg-Kreis angeschlossen, dass das Fällen der befallenen Bäume selbst dem Naturschutz des Gebietes diene und dass allein durch den Einschlag der Borkenkäferbestand noch zu lenken sei.

Das sieht die BUND-Kreisgruppe nach dem trockenen Sommer 2020 widerlegt. Baumgartner fordert, den Kahlschlag im Siebengebirge fürs Erste zu stoppen. „Es bedarf einer naturschutzfachlichen Ausrichtung der forstwirtschaftlichen Arbeiten, damit das Schutzgebiet nicht noch größeren Schaden erleidet.“

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