Im neuen Bad Honnefer Stadtrat wird es keine feste Koalition geben. Der SPD-Chef zieht Konsequenzen aus „Wahldebakel“.
Erste RatssitzungFraktionen in Bad Honnef setzen weiter auf wechselnde Mehrheiten

Philipp Herzog am Wahlabend: Der neue Bürgermeister wurde schon im ersten Wahlgang gewählt.
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Im neu gewählten Rat der Stadt Bad Honnef wird es auch in der neuen Wahlperiode keine feste Koalition geben. Stattdessen arbeiten die Fraktionen wie in der Vergangenheit mit wechselnden Mehrheiten. Das bestätigten die Parteichefs von CDU und SPD, Jonathan Grunwald und Klaus- Jürgen Hütten, auf Anfrage.
Christoph Kramer (Bürgerblock) schloss eine Koalition mit der CDU rundweg aus und sprach stattdessen von „projektorientierter Arbeit“. Aber: „Wir orientieren uns an Philipp Herzog.“ Der Christdemokrat ist neuer Bürgermeister und wurde im Wahlkampf auch vom Bürgerblock unterstützt.
Klaus-Jürgen Hütten hört frühzeitig als SPD-Vorsitzender auf
Kramer bezeichnete CDU und SPD als „Steigbügelhalter“ für Ex-Bürgermeister Otto Neuhoff. So hätten die beiden Fraktionen den Haushalt 2025 „einfach durchgewunken“. Der Bürgerblock habe mit Blick auf die hohe Verschuldung der Stadt wiederholt, aber vergeblich gefordert, Maß zu halten und nicht weiter die Steuern zu erhöhen.
Der Sozialdemokrat Klaus-Jürgen Hütten kündigte unterdessen gegenüber dieser Zeitung seinen vorzeitigen Verzicht auf den Parteivorsitz an. Er will damit Konsequenzen aus dem „Wahldebakel“ der SPD ziehen. Sie holte 13 Prozent der Stimmen (fünf Sitze). Vor fünf Jahren kam sie noch auf 17,7 Prozent (sechs Sitze).
Ihr Bürgermeisterkandidat Frank Klein erhielt im September nur 12,3 Prozent und landete damit hinter Philipp Herzog (CDU; 52,1 Prozent) und Birte Karst (Grüne; 18,5 Prozent) auf Platz drei. Hütten hat die Mitgliederversammlung von April 2026 auf den 19. November vorgezogen. Dort wolle er einen Nachfolger vorschlagen. Die SPD Bad Honnef müsse stärker „ihr eigenes Profil deutlich machen“. So gehe es aus seiner Sicht bei Selhof-Süd nicht um eine „plumpe Bebauung“, sondern um „Lebensraumgestaltung“.
Stadtrat konstituiert sich am Donnerstag (6. November)
Die Gespräche zwischen allen Parteien beziehungsweise Fraktionen (nur die AfD blieb außen vor) seien unterdessen „sehr, sehr gut“ verlaufen, so Jonathan Grunwald, der auch Landtagsabgeordneter in Düsseldorf ist. Es sei eine „sehr offene“ und „lösungsorientierte Atmosphäre“ gewesen. Rechnerisch hätte die mit Abstand stärkste Fraktion der CDU (17 Sitze) Mehrheiten sowohl mit der SPD (fünf Sitze) als auch mit dem Bürgerblock (vier Sitze) und den Grünen (acht Sitze). AfD, FDP und Volt haben je zwei Sitze. 40 Männer und Frauen gehören dem Kommunalparlament an. Hinzu kommt die Stimme des Bürgermeisters.
Der neue Rat konstituiert sich am Donnerstag, 6. November, um 18 Uhr im Ratssaal. Dort wird Philipp Herzog in das Amt eingeführt und verpflichtet. Zudem werden die stellvertretenden Bürgermeister gewählt. Ob der Rat auch schon über die Zuschnitte und die Besetzung seiner Ausschüsse entscheidet, ist derzeit offen.

