Nach Öl-AustrittMitarbeiter der Kläranlage in Bad Honnef verhinderten „Riesenunfall“

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Ein Mann zeigt auf eine Karte

Hat zusammen mit seinem Team größeren Schaden verhindert: Martin Leischner, stellvertretender Leiter des Abwasserwerks, vor einer Karte mit dem Kanalnetz in Bad Honnef.

Durch das auslaufende Öl waren die Bakterien in der biologischen Reinigungsstufe der Kläranlage in Gefahr.

Das Team des städtischen Abwasserwerks hat dank seines schnellen Einsatzes „einen Riesenunfall verhindert“. Das sagte Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff am Freitagmorgen.

Durch die Panne beim Unternehmen Hitachi Energy, durch die am Mittwochabend rund 30 000 Liter Isolieröl aufs Werksgelände und zum Teil in den Kanal gelangten, waren die Bakterien in der biologischen Reinigungsstufe der Kläranlage in Gefahr.

200.000 Liter Öl-Wasser-Gemisch wurden allein bis Freitag abgepumpt

Die Folge laut Neuhoff: „Das Abwasser der Stadt wäre ungeklärt auf dem Weg in den Rhein gewesen.“ Das hätte Strafzahlungen für die Stadt bedeuten können.

Zwei bis drei Wochen hätte es gedauert, bis die Biologie neu aufgebaut gewesen wäre, erklärte Martin Leischner, der stellvertretende Leiter des Abwasserwerks, als er mit Otto Neuhoff über die Folgen des Unfalls für die Kläranlage informierte.

Eine Frau hält einen Glasbehälter mit einer weißlichen und gelben Flüssigkeit hoch.

Abwassertechnikerin Johanna Lemmel mit einer sogenannten Rückstellprobe, in der das Öl (gelb) auf der Wasseroberfläche schwimmt.

Bis zu dem Zeitpunkt waren laut Leischner rund 200.000 Liter Öl-Wasser-Gemisch abgepumpt und in Tanks zwischengelagert worden, bevor ein Entsorgungsunternehmen es abtransportierte. Und es war unklar, wie lange dies noch fortgesetzt werden musste, weil immer noch ein Öl-Film auf dem Abwasser lag, das vor der eigentlichen Kläranlage aufgestaut wurde. Solange Öl ankomme, müssen das Gemisch aufgefangen und entsorgt werden, betonte der Experte.

„Es war nicht der erste Störfall“, sagte Martin Leischner. Deshalb habe das Abwasserwerk genaue Ablaufpläne, um schnell zu reagieren. Am Abend des Unfalls im Gewerbegebiet Lohfeld, bei dem die Feuerwehr vier Stunden im Einsatz war, habe eine Messstelle schon „gezuckt“, so Leischner, bevor dann auch schnell die Warnmeldung der Feuerwehr gekommen sei.

Den Zulauf des Wassers am Klärwerk direkt unterbunden

Die Bereitschaft des Abwasserwerks unterband direkt den Zulauf des Wassers ins Werk, indem das entsprechende Rohr geschlossen wurde. Das Wasser staute sich dadurch in einem unterirdischen Betonbecken auf dem Betriebsgelände und theoretisch zurück im sogenannten Hauptsammler.

Das ist ein gut drei Kilometer langer Kanal, der einen Durchmesser von bis zu zwei Metern hat, wie Leischner erläuterte. Da ist Platz für sehr viel Wasser.

Er verglich das Ganze mit einer Salatschüssel, in der sich das Öl auch auf der Wasseroberfläche absetze. Im Labor arbeitete am Freitag Abwassertechnikerin Johanna Lemmel und zeigte sogenannte Rückstellproben, in denen das oben schwimmende Öl in unterschiedlicher Stärke zu erkennen war.

Eines von zwei Becken der biologischen Klärstufe war gestern laut Leischner wieder in Betrieb. Und da hatte die Stadt Glück im Unglück: Weil es nicht regnet, kommt vergleichsweise wenig Abwasser in dem Klärwerk an, das zwischen der Bundesstraße 42 und der Straße an St. Göddert liegt.

Noch ist offen, ob die Kanäle aufwendig gereinigt werden müssen

Ebenfalls ein, wenn man so will, ein Vorteil: Die Fachfrauen und Fachmänner des Abwasserwerks wissen in diesem Fall genau, welcher Schadstoff auf sie zukommt. Das sei nicht immer der Fall, hieß es am Freitag.

Offen sei derzeit noch, ob sich das ausgelaufene Öl an den Wänden der Kanäle festgesetzt habe und eine aufwendigere Reinigung vorgenommen werden müsse. Entsprechend könne man auch bislang nichts zu den Kosten beziehungsweise zur Höhe des Schadens aus städtischer Sicht sagen, erklärte Otto Neuhoff.

Wassertanks stehen in einer Reihe auf dem Werksgelände.

In den Tanks und dem „Container“ im Hintergrund wird das abgepumpte Öl-Wasser-Gemisch zwischengelagert.

Das Werk an St. Göddert klärt das Abwasser von Bürgern und Unternehmen in der Talschiene, in Aegidienberg gibt es eine zweite Kläranlage. Eine Besonderheit ist, dass die Kläranlage im Tal überdacht ist. Leischner: „Das gibt es relativ selten.“

Der Unfall bei Hitachi Energy war nach Angaben eines Unternehmenssprechers geschehen, weil es „beim Befüllen eines Transformators in der Produktionshalle zu einem Ölleck“ gekommen sei. Man sei dabei, die Ursachen des Vorfalls zu untersuchen.

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