Geburtshilfe ein „Sorgenkind“Sorgen um den Erhalt des Krankenhauses in Bad Honnef

Lesezeit 4 Minuten
Der Eingangsbereich des Bad Honnefer Cura-Krankenhauses. Auf einer Bank sitzt eine Person.

Im Zentrum der Stadt: Das Cura-Krankenhaus in Bad Honnef.

Seitdem die Geburtshilfe am Cura-Krankenhaus geschlossen ist, müssen Schwangere weite Fahrten in Kauf nehmen.

„Wir wollen, dass 90 Prozent der Menschen in Nordrhein-Westfalen in 20 Minuten im nächsten Krankenhaus sind“, sagte Matthias Heidmeier, Staatssekretär im NRW-Gesundheitsministerium, am Freitagabend in Bad Honnef über die Pläne zur Krankenhausreform in Nordrhein-Westfalen.

Aber wenige Minuten später konterte Bad Honnefs Bürgermeister dieses Ziel mit einem Rückblick auf das Jahr 2021: Bei der Schließung der Geburtshilfe am Cura-Krankenhaus Bad Honnef habe ein 20-Minuten-Ziel für werdende Mütter „überhaupt keine Rolle gespielt“.

Neuhoff: „Vertrauen in die Politik nachhaltig erschüttert“

Seither müssen Schwangere weitere Fahrten in Kauf nehmen. Es habe Fälle gegeben, in denen Frauen nach Münster hätten gefahren werden müssen, weil die Geburtshilfen in der Region keinen Platz mehr gehabt hätten, sagte Neuhoff. Die Schließung am Cura-Krankenhaus, das dem Verbund der GFO-Kliniken Bonn angehört, habe „das Vertrauen in die Politik nachhaltig erschüttert“.

Die Gesundheitsversorgung im Siebengebirge und der Region im Allgemeinen und die Situation in der Geburtshilfe im Speziellen beschäftigen die Bürgerinnen und Bürger intensiv. Das wurde beim Frühlingsempfang der CDU Bad Honnef deutlich, bei dem Staatssekretär Matthias Heidmeier den erkrankten NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann vertrat.

Ein Mann an einem Stehpult, an dem der Schriftzug CDU montiert ist.

Äußerte sich nicht konkret zur Zukunft des Cura-Krankenhauses in Bad Honnef: Staatssekretär Matthias Heidmeier.

Ein „Schock“ sei die Schließung des Kreißsaals 2021 in Bad Honnef gewesen, sagte der Vorsitzende der CDU Bad Honnef und Landtagsabgeordnete Jonathan Grunwald. Die Entscheidung habe „Strahlkraft über die Landesgrenze hinweg“ gehabt. So etwas dürfe sich nicht wiederholen. Grunwald: „Das Cura-Krankenhaus braucht Zukunft und muss auch morgen noch Bestand haben.“

Auch Susanne Langguth, Vize-Vorsitzende der CDU Bad Honnef, sprach von möglichen negativen Auswirkungen der Reformpläne für das „fest verankerte Krankenhaus Bad Honnef“.

Konkret zur Zukunft der zentralen Gesundheitseinrichtung für das Siebengebirge in Bad Honnef äußerte sich Heidmeier allerdings nicht. Speziell zu Bad Honnef und dem Krankenhaus hier könne er „aktuell nichts sagen“. Die Landesregierung werde ihre Planungsentscheidung im April, Mai oder Juni bekannt geben. Aber das Land habe „natürlich ein Herz für kleine Krankenhäuser“, versicherte er.

„Im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis gibt es nur noch zwei Geburtshilfen“, betonte Knut Kronau vom Gesundheitsbündnis Rhein-Sieg. Die Gruppe hatte – wie berichtet – schon Anfang des Monats bei zwei Kundgebungen in Eitorf und Bad Honnef für ihre Petition geworben, die unter anderem die „Wiedereröffnung von Geburtshilfen im Rhein-Sieg-Kreis“ und eine maximale Fahrzeit zur nächsten Geburtsstation von 40 Minuten fordert.

Lange Fahrten bis zur Geburtshilfe: Staatssekretär sagt Überprüfung zu

„Frauen aus dem östlichen Rhein-Sieg-Kreis brauchen mehr als 40 Minuten – bei normalen Verkehrsverhältnissen“, sagte Kronau beim Frühjahrsempfang. Und sein Mitstreiter Carsten Krause aus Unkel erinnerte einmal mehr daran, dass seine Frau und sein heute vierjähriger Sohn 2020 nur überlebt hätten, weil sie schnell in der Geburtsstation in Bad Honnef waren. „Wir haben keine zwei Minuten länger Zeit gehabt.“

Matthias Heidmeier wies zwar darauf hin, dass der Bund die Rahmenbedingungen bei den Geburtsstationen regele. Aber er sagte zu, das Problem mit Blick auf die 40 Minuten noch einmal zu prüfen. Entscheidend bei der Schließung der Geburtshilfe in Bad Honnef durch den Träger sei jedoch damals das fehlende Personal gewesen.

„Eine Station aufrechtzuerhalten, ohne dass geeignetes Personal in ausreichender Besetzung gewährleistet ist, ist ein Risiko für werdende Mütter und die Kinder.“ Aber man werde sich das Ganze noch einmal ansehe. Heidmeier: „In Sachen Geburten ist der Rhein-Sieg-Kreis unser Sorgenkind. Das gebe ich ganz freimütig zu. Da sind noch Themen, die noch nicht geklärt sind.“

In den vergangenen Jahren wurden in den Krankenhäusern Siegburg, Eitorf, Bad Honnef und Sankt Augustin die Geburtshilfen geschlossen.

„Rettungswagen mussten vor der Notaufnahme 25 Minuten warten“

Peter Profittlich, Bad Honnefs Vize-Bürgermeister, Vorsitzender des Feuerwehr-Ausschusses und selbst seit 40 Jahren aktiv in der Freiwilligen Feuerwehr, wies unterdessen mit Blick auf die Zukunft des Bad Honnefer Krankenhauses auf ein spezielles Problem hin: die Notaufnahmen. Es habe einen Fall gegeben, da mussten nach einem Unfall auf der A3 mit mehreren Verletzten Rettungswagen 25 Minuten vor den Notaufnahmen warten. Wenn Bad Honnef auch noch ausfalle, müsse der Rettungsdienst bis Neuwied oder Koblenz fahren, warnte er.

Auch in diesem Fall sagte der Staatssekretär zu, die Sache zu prüfen. Es gebe Probleme vor allem auch deswegen, weil viel Menschen den Rettungsdienst rufen, die ihn eigentlich gar nicht brauchen. „Wir sind wöchentlich mit den Rettungsakteuren im Dialog. Bei uns laufen alle Krisenmeldungen zusammen“, sagte Heidmeier und betonte: „Die notärztliche Versorgung ist natürlich das A und O.“

KStA abonnieren