Awo-ChefinBarbara König will die Marke Arbeiterwohlfahrt Bonn/Rhein-Sieg stärken

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Barbara König, neue Geschäftsführerin des Awo-Kreisverbands Bonn/Rhein-Sieg

Rhein-Sieg-Kreis  –  „Was Marie Juchacz aufgebaut hat, ist immer noch modern", sagt Barbara König über die vor 102 Jahren gegründete Arbeiterwohlfahrt. Die Siegburgerin hat von ihrem neuen Arbeitgeber und der Awo-Gründerin eine hohe Meinung. Seit Oktober hat sie mit Franz-Josef Windisch im Tandem gearbeitet, um im Januar die alleinige Geschäftsführung des Kreisverbands Bonn /Rhein-Sieg zu übernehmen. Zuvor war sie schon im Awo-Bundesverband als Referentin für das Thema „Sozialpolitik“ verantwortlich und leitete später den Awo-Familienverband „Zukunftsforum Familie".

Bevor sie Staatssekretärin in Berlin wurde, war die 52-Jährige dort Landesgeschäftsführerin. Barbara König ist gebürtige Bonnerin und wuchs in Siegburg auf, wo sie das Gymnasium Alleestraße besuchte.

Überzeugte Feministin

Immer schon sei sie Feministin gewesen, erklärt Königs, und als solche sei es ihr wichtig, dass die Awo seit einigen Jahren Frauen fördere und in Führungspositionen bringe. Im Bezirk Mittelrhein mit sieben Kreisverbänden gebe es nun fünf Geschäftsführerinnen. „Das finde ich auch richtig so", betont sie, in der Leitungskonferenz ihres eigenen Kreisverbandes seien von fünf Führungskräfte vier weiblich. In den anderen vier Wohlfahrtsverbänden hätten allerdings Männer das Sagen. Rundmails begännen meist mit der Anrede: „Liebe Frau König, liebe Kollegen". Schöne Sprüche allein reichten im Sinne der Gleichstellung nicht aus, im Zweifel brauche man auch harte Quoten. Wirklich voran komme man nur mit einem Paritätsgesetz.

„Soziale Berufe sind Frauenberufe und immer noch unterbewertet", bemängelt sie. 1200 Beschäftigte zähle die Awo, davon viele in offenen Ganztagsschulen. Diese würde sie gern bei der Bezahlung auf Augenhöhe mit den Lehrkräften bringen.

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Pandemiebedingt im kleinen Kreis nahmen Vertreter der Stadt und der Arbeiterwohlfahrt den ersten Bauabschnitt des Kita-Neubaus an der Wellenstraße offiziell in Betrieb. 

„Als Frau fühlte ich mich nicht mitgemeint, wenn von Studenten die Rede war", erinnert sie sich an ihre Unizeit in Bonn, wo sie politische Wissenschaften studierte. Zusammen mit einer Kommilitonin habe sie eine Arbeit komplett in der weiblichen Form verfasst und abgegeben. Der Professor, für konservative Positionen bekannt, habe beide zum Gespräch gebeten und ihnen doch eine Eins gegeben. „Das war noch eine andere Welt", erinnert sie sich an ihr Studium von 1989 bis 1995. Heute sei ihr wichtig, dass bei der Awo gegendert wird.

Als 1994 ein Frauenstreik organisiert wurde, war sie als Juso-Vorsitzende im Rhein-Sieg-Kreis dabei. „Das war noch viel nötiger als heute." Aber auch heute gebe es noch den „Gender Pay Gap", also die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern. Bevor sie nach Siegburg wechselte, war sie als Staatssekretärin in Berlin für Pflege und Gleichstellung zuständig.

„Im Rhein-Sieg-Kreis kann man sicherlich etwas nachholen", sagt König, die eine Wohnung im Zentrum Siegburgs bezogen hat. Die Geburtshilfe werde abgebaut, es gebe einen Hebammenmangel, zu wenig Beratung für Paare, keine Klinik, die Schwangerschaftsabbrüche anbiete. Froh sei sie, wenn bald der Paragraf 129a falle.

Finanzierung der Kitas

Für die Awo-Kindertagesstätten – erst vor wenigen Tagen wurde die „Rasselbande“ in Sankt Augustin-Mülldorf eröffnet – wünscht sie sich eine bessere Refinanzierung. Denn die Awo könne keine Projekte querfinanzieren, dürfe keine Gewinne machen und habe keine großen Kirchen mit Steuermitteln im Hintergrund. „Wir schaffen gerne weiter Kitaplätze, können aber nicht auch noch Geld mitbringen.“ Am Ende des Tages seien die Kommunen zuständig. Wichtig ist ihr, jungen Beschäftigten in den Tagesstätten eine gute Perspektive zu bieten.

Windisch, der seit 2013 die Geschäfte geführt hatte, habe ihr einen wirtschaftlich gut aufgestellten Kreisverband übergeben, auch dank des Immobilieneigentums mit dem Awo-Campus an der Schumannstraße. Dort werde in den kommenden Jahren ein Neubau mit Räumen für Verwaltung und betreutes Wohnen ein wichtiges Projekt, ebenso wie die Digitalisierung und eine neue Telefonanlage.

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Die „Marke Awo“ will Barbara König stärken, auch in der Öffentlichkeitsarbeit. „Kitas, Schulbetreuung oder vielfältige Beratungsangebote machen die Awo zu einer starken Partnerin für alle Familien in der Region Bonn/Rhein-Sieg“, sagt König. Hinzu kämen die stationären und ambulanten Einrichtungen, „die psychisch erkrankten und körperlich beeinträchtigten Menschen einen stabilen und verlässlichen Lebensort bieten“.

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