15 Familien in KrawinkelTelekom-Kunden sind über Wochen ohne Telefon und Internet

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Sauer auf die Telekom sind Bürger aus Krawinkel. Sie haben seit Mitte Oktober keinen Anschluss mehr. 

Lohmar/Neunkirchen-Seelscheid – Seit Monaten war bei Ernst-Otto Krohn die Telefonleitung tot. Er kontaktierte die Telekom, die am 6. September ankündigte: Wir kommen Ende des Monats, dann hieß es 30. Oktober und zuletzt 30. November. Schließlich wurde es Krohn zu bunt, und er wandte sich an seine Zeitung. „Vielleicht können Sie helfen?“

Der agile 83-Jährige, der sich ehrenamtlich für die TSF Krahwinkel/Breidt um die Breidter Sporthalle kümmert, kann seit Wochen nur noch sein Handy nutzen, auch für den Internetzugang. Der Bonner Weltkonzern habe als Trostpflaster die Festnetznummer auf sein Mobiltelefon umgeleitet, ein kostenloser Service im Störungsfall, teilte die Pressestelle mit. Auf dem Handy kommen jetzt auch alle Anrufe für den Verein an. Raustelefonieren kann er aber nur über seine Vodafone-Sim-Card, für 20 Cent pro Minute.

Zusätzlich habe ihm die Telekom ein großes Datenvolumen, 90 Gigabite, zum stark reduzierten Preis zur Verfügung gestellt, plus den nötigen LTE-Router. Krohn kennt sich ein wenig aus, sein Sohn ist Telekommunikationstechniker, allerdings nicht bei der Telekom. Der Defekt müsse das Kupferkabel betreffen, das zu dem Einfamilienhaus führt, in dem er mit seiner Frau wohnt. Alle Nachbarn hörten das Freizeichen.

Erklärung der Telekom

Die Telekom lieferte nun eine offizielle, schriftliche Erklärung: Der Anschluss von Herrn Krohn und weiterer Nachbarn sei durch Hochwasser beschädigt worden, das Hauptkabel seit längerer Zeit instandgesetzt, so dass die Nachbarn wieder am Netz seien, schreibt Sprecher Dirk Becker in einer E-Mail an die Redaktion. „Der Hausanschluss von Herrn Krohn war allerdings weiterhin betroffen, was unsere Technik – unter anderem aufgrund eines erhöhten Störungsaufkommens – leider erst vor kurzem festgestellt hat.“

Die Tücke lag am Ende in einem kleinen Detail: Die Telefonnummer des Seniors war auf einen anderen, offenbar nicht genutzten Anschluss gelegt worden, das fand der Techniker heraus. Die Leitung war intakt. Nach 20 Minuten war Ernst-Otto Krohn wieder am Draht. (coh) 

Der Anruf der Redaktion in der Telekom-Pressestelle brachte Bewegung in die Sache. „Eine halbe Stunde später meldete sich ein Techniker und kündigte seinen Besuch an“, erzählt Ernst-Otto Krohn begeistert. „Außerdem werden mir alle Kosten erstattet. Herzlichen Dank.“

Seit Mitte Oktober ist die Leitung in Krawinkel tot

Fast zeitgleich meldeten sich in der Redaktion Telekom-Kunden aus dem knapp zehn Kilometer entfernten Dörfchen Krawinkel (bei Eischeid), das zu Neunkirchen-Seelscheid gehört. Bei 15 Familien seien seit Mitte Oktober sowohl die Festnetztelefone als auch das Internet außer Funktion. „Wir fühlen uns wie in einem Notstandsgebiet“, schildert Harald Hennig.

Nach Auskunft der Telekom solle dieser Zustand noch mindestens bis Ende November andauern. Notrufe, Homeoffice, sicheres Internetbanking fielen aus, „wodurch wirtschaftliche Existenzen gefährdet werden können“.

Buchstäblich in die Röhre guckten die Magenta-Home-Kunden, da auch der Fernseh-Empfang betroffen sei. Ausweichlösungen über Wifi-Verbindungen scheiterten am mangelhaften Netzausbau. „Angeblich sind sämtliche Bautrupps im Ahrtal im Einsatz.“

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Harald Hennig vermutet als Auslöser für die Störung die Aufschaltung von Breitbandanschlüssen im Verteilerkasten. „Bei Gesprächen mit wechselnden Monteuren von Sub- und Sub-Sub-Unternehmen kam heraus, dass die Leitungsbelegungen im Verteilerkasten wie auch die Zu- und Ableitungen nicht mit der Dokumentation der Telekom übereinstimmten, so dass Reparaturversuche zu immer neuen Ausfällen führten.“

Laut Telekom sei ein Kabelbruch ursächlich, für dessen Beseitigung unter anderem Baugenehmigungen erforderlich sein sollen. Dahinter setze er ein großes Fragezeichen.

Die Redaktion hat erneut die Telekom-Pressestelle angefragt. Wir bleiben dran.

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